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Frauenforderung an Universitäten

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Die Öffnung der österreichischen Universitäten für Frauen hat lange gedauert. Es erforderte zähes Ringen mit den k. u. k.-Beamten und eine Intervention Kaiser Franz Josephs, damit die erste Frau in Wien zum Doktor der Medizin promovieren durfte. Am 2. April vor 100 Jahren war es dann soweit. Gabriele Posanner von Ehrenthal setzte nach der wiederholten Ablegung aller schweren Prüfungen 1897 die Nostrifikation ihres bereits vier Jahre zuvor an der Universität Zürich erworbenen Doktorats der Medizin durch die Universität Wien durch.

Dieses ehrwürdige Datum „ermöglicht uns einen Blick zurück, der uns aber nicht nur mit Stolz erfüllt”, kritisierte Wissenschaftsminister Caspar Einem anläßlich der Pressekonferenz „100 Jahre Frauenstudium in Österreich”. Denn weitere 60 Jahre vergingen bis die erste Frau zur ordentlichen Uni versitätsprofessori n berufen wurde. In diesem Zeitraum haben sich nur 36 Frauen habilitiert.

Zwar ist seit 1970 der Frauenanteil bei den Studierenden von 25 auf 47 Prozent gestiegen, das, so der Wissenschaftsminister, sei allerdings auch schon wieder die bemerkenswerteste Steigerang. Bei den Assistenten beträgt der Frauenanteil nicht einmal ein Viertel. Ordentliche Professorinnen gibt es überhaupt nur knappe vier Prozent. „Das ist absolut unbefriedigend. Es ist nicht verständlich, warum diese Entwicklung so langsam geht.” Trotz erheblicher Bemühungen sei es nicht gelungen, für Frauen das Berufsfeld Universitäten gleichermaßen wie bei den Studenten zu erschließen. Gründe hierfür sieht der Wissenschaftsminister zum einen in der schweren Zugänglichkeit für Frauen zum „Männerbund” Wissenschaft, zum anderen aber darin, daß Frauen sich nicht für ausgeschriebene Professuren bewerben, obwohl es viele qualifizierte Frauen geben würde. „Frauen trauen sich vielfach nicht zu, an bestimmten Stellen aufzuzeigen. Ihnen fehlt das Selbstvertrauen, das jedem auch noch so unbedarften Mann eigen ist”, meint Einem. Um einen Prozeß der Ermutigung in Gang zu setzen, wurden vom Wissenschaftsminister verschiedene Aktionen vorbereitet: ■ Der „Gabriele Posanner-Preis, ein Österreichischer Staatspreis für wissenschaftliche Leistungen, die der Geschlechterdemokratie förderlich sind”, soll im Herbst erstmals vergeben werden. Dieser Preis hat, so Einem, mehr symbolischen Charakter, um Mut zu machen. Vergeben wird ein mit 100.000 Schilling dotierter Preis für das Lebenswerk einer Wissenschafterin und zwei mit 25.000 Schilling dotierte Förderungspreise für junge Forscherinnen.

■ Für die nächsten zwei bis drei Jahre wird ein eigener Forschungsschwerpunkt mit dem Thema „Frauen in Wissenschaft und Forschung” eingerichtet, um die Diskriminierung systematisch zu überwinden.

■ Die Forderung nach Errichtung der „Käthe-Leichter-Gastprofessur”

wird noch in diesem Jahr an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien erfüllt.

Wissenschaftsminister Einem: „Wir Männer sind gut beraten, Gleichberechtigung zu unterstützen ”, denn: „Frauen bringen grundsätzlich andere Dimensionen ein. Dadurch wird die Qualität einer Problemlö sung besser und umfassender.”

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