Kit Fitsto - © Foto: Getty Images / Chesnot

Hochsensibel: Fühlst du auch wie ein Jedi?

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Mehr sehen, mehr hören, mehr spüren: So geht es hochsensiblen Menschen im Alltag. Doch das hat nichts mit Esoterik zu tun. Eine Spurensuche.

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Mehr sehen, mehr hören, mehr spüren: So geht es hochsensiblen Menschen im Alltag. Doch das hat nichts mit Esoterik zu tun. Eine Spurensuche.

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Berlin vor dem Lockdown. In einem Café im hippen Stadtteil Neukölln soll das Interview mit „Kap Alamé“ alias Erik Wunderlich stattfinden. Kap Alamé, so nennt sich der 37-jährige Deutsche selbst als Singer-Songwriter. Fein und melodisch, sanft und nuanciert – so wirken seine Balladen mit Titeln wie „Utopia“, „Silver-­stained Horses“ und „Starlight Spring Tide“.

Wunderlich betritt das kleine Gassen­café mit einigen Minuten Verspätung. Später hat er keine Eile mehr. Zwei bis drei Stunden habe er reserviert für das Gespräch. Wunderlich nimmt sich Zeit, für seine Worte, seine Bewegungen. Der große schlacksige Mann mit braunem Vollbart wirkt fragil und ängstlich. Ist draußen eine ­Polizeisirene zu hören, zuckt er sofort zusammen. Häufig senkt er den Blick während des Gesprächs. Unaufmerksam ist er deshalb nicht; eine zweimal gestellte Frage bemerkt er sofort. „Ich habe immer schon sehr viele Details gesehen“, sagt Wunderlich und fügt hinzu: „Das ist nötig für die Kunst und ein Vorteil der Hochsensibilität.“ Schon sind wir beim Thema des Gesprächs.

Kontroverse um Hochsensibilität

„Hochsensibel“ oder „hochsensitiv“ sind laut Definition der US-Psychologin Elaine Aron jene Menschen, die aufgrund schwächerer Filtersysteme mehr Reize wahrnehmen als andere. Rund 20 Prozent der Bevölkerung hätten eine derartige biologische Grundausstattung, lautet eine bis heute umstrittene These von Aron. Mehr spüren, sehen, hören, riechen, schmecken – so lässt sich diese Persönlichkeitseigenschaft auf den Punkt bringen. Hochsensible Personen (HSP) sind ein bisschen wie der Jedi-Ritter Kit Fisto aus der Filmserie „Star Wars“: Am Kopf hat er eine Vielzahl von grünen ­Tentakeln. Diese machen es möglich, die Gefühle anderer über den Geruchssinn zu erfassen. Unsicherheit riecht er sofort. Was hier ein wenig wie Magie klingen mag, beschreiben viele Hochsensible genau so – das Spüren von Dingen, die in der Luft liegen. Und zwar in außergewöhnlichem Ausmaß.

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