Long Covid Bett Schatten - © Foto: iStock/ByM

Long Covid: „Wie in einem Bleimantel“

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Die Coronakrise ist vorbei, doch es grassiert eine kaum beachtete Schattenpandemie. Long Covid-Patient(inn)en werden dabei oft zu Experten in eigener Sache. Eine Betroffene erzählt.

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Die Coronakrise ist vorbei, doch es grassiert eine kaum beachtete Schattenpandemie. Long Covid-Patient(inn)en werden dabei oft zu Experten in eigener Sache. Eine Betroffene erzählt.

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Klara S. (Name von der Red. geändert) ist bereits doppelt geimpft, als sie im Jänner 2022 von der Omikron-Welle erwischt wird. Die Verlagsmitarbeiterin, damals 32 Jahre, hat einen milden Krankheitsverlauf. Nach zwei Wochen Akutinfektion geht sie wieder arbeiten. Doch sie merkt schnell, „dass etwas nicht in Ordnung ist“, wie sie der FURCHE erzählt: „Ich war schwach und hatte Schwierigkeiten mit dem Gehen. Es war, als hätte man mir einen Bleimantel angezogen.“ So beschreibt die Long Covid-Patientin die starke Fatigue, mit der sie fortan zu kämpfen hatte. „Leider wird das oft verharmlost, Fatigue ist mehr als nur Müdigkeit oder Erschöpfung. Ich fühlte mich wie ein Astronaut, der sich plötzlich auf einem Planeten mit extremer Schwerkraft bewegt.“

Es blieb nicht das einzige Symptom: Fatigue und eine Pulsregulierungsstörung – die Herzfrequenz schnellte bereits beim Zähneputzen hinauf – waren am schlimmsten. Doch Klara litt auch unter Verdauungsproblemen, Kopfschmerzen, Muskel- und Nervenschmerzen. Über 200 Symptome sind als längerfristige Folgen einer Corona-Infektion dokumentiert. „Long Covid“ ist daher ein diffuser Überbegriff für ein ganzes Bündel an Beschwerden. Auf der Suche nach gezielten Therapien müssen Forscher zunächst Untergruppen differenzieren, sonst vergleicht man womöglich Äpfel mit Birnen. Hinter dem chronischen Fatigue-Syndrom etwa könnte eine Überreaktion des Immunsystems stehen, ausgelöst durch das Virus oder dessen Reste.

Energiehaushalt im Alltag

„Man kapiert nicht gleich, was da los ist“, berichtet Klara S.. Die für Long Covid typische Belastungsintoleranz zeige sich darin, dass man jedes Mal einen „Crash“ erleidet, wenn man über die eigenen Grenzen geht. „Ich hatte Tage, da konnte ich nicht einmal mehr duschen gehen. Wir mussten einen Duschstuhl im Badezimmer installieren; Freunde haben mir den Müll hinuntergetragen.“ So ein Zusammenbruch passierte auch, als Klara in die Tagesklinik einer Long Covid-Ambulanz ging. Dort gab es ein spezielles Behandlungsangebot mit Atemtherapie, Gerätetraining etc. „Ich musste die Therapie am zweiten Tag abbrechen, allein schon weil ich den Lärm in diesen großen Räumen nicht ausgehalten habe. Das tat körperlich weh. Nach dieser Ambulanz war ich drei Wochen lang bettlägerig.“ Das sei ein häufiges Problem für Long Covid-Patient(inn)en mit starker Belastungsintoleranz: Für sie funktioniert diese Form der Rehabilitation nicht.

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