Erschöpfung, Müdigkeit, Schlaf - © Foto: Getty Images / Heritage Art / Heritage Images

Long Covid: Der Schatten des Virus

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Mit den Fortschritten bei der Impfung wurde die Pandemie zunehmend eingedämmt. Doch mit dem „Long Covid“-Syndrom erscheint eine weitere Belastungswelle am Horizont.

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Mit den Fortschritten bei der Impfung wurde die Pandemie zunehmend eingedämmt. Doch mit dem „Long Covid“-Syndrom erscheint eine weitere Belastungswelle am Horizont.

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Eine auf Beschleunigung und Überforderung angelegte „Leistungsgesellschaft“ bringt unweigerlich eine Kehrseite, einen Schatten mit sich: die „Müdigkeitsgesellschaft“. So lautete der Titel eines kritischen Essays des koreanisch-deutschen Philosophen Byung-Chul Han. 2010 veröffentlicht, sieht er die Gesellschaft durch eine sich ausbreitende Landschaft neuronaler Störungen gekennzeichnet, allen voran Burn-out, Depression und Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie erhält der Begriff „Müdigkeitsgesellschaft“ eine neue Wendung, die vor elf Jahren kaum vorhersehbar war – obwohl Byung-Chul Han schon damals bemerkenswerte Metaphern aus dem Bereich der Immunologie verwendet hat.

Langfristige Ausfälle

Nimmt man die bisherigen Daten ernst, ist Corona noch lange nicht ausgestanden: Denn eine Infektion kann langwierige Konsequenzen haben. Ein beträchtlicher Teil der Covid-Patienten kämpft auch lange nach der akuten Infektion mit gesundheitlichen Problemen. „Post-Covid“ oder „Long Covid“ heißt der Überbegriff für diese möglichen Langzeitfolgen. Aus heutiger Sicht sind ungefähr 40 Prozent aller Patienten, die aufgrund von Covid ins Krankenhaus mussten, davon betroffen. Zu dieser Gruppe zählen vor allem ältere Menschen, teils bereits mit Vorerkrankungen.

Aber auch milde Corona-Verläufe können schwere Folgen nach sich ziehen: In diesem Fall dürfte zumindest jeder zehnte Patient ein „Long Covid“-Syndrom entwickeln. „Dass auch junge Leute chronische Probleme nach einer Infektion bekommen können, wird in Österreich erst jetzt schmerzlich sichtbar“, sagt der Neurologe Michael Stingl, der sich mit postviralen Erschöpfungszuständen befasst. „Die erste Coronawelle 2020 war hierzulande relativ niedrig; daher ist die Problematik zunächst nicht wirklich aufgefallen. Doch ab Herbst sind die Coronazahlen in die ­Höhe geschossen, und nun zeigen sich die vollen Auswirkungen: Viele Betroffene fallen langfristig aus.“

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