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Wintergärten mit Sonnenstrahlen

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Die kostengünstige Alternative ist die Sonne als Hauptenergieträger, als Dritt- oder Viertenergieträger kann sie preislich nicht bestehen.

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Die kostengünstige Alternative ist die Sonne als Hauptenergieträger, als Dritt- oder Viertenergieträger kann sie preislich nicht bestehen.

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Bereits das vierte Jahr hält die Umweltberatung Niederösterreich in den einzelnen Landesvierteln Hausbauseminare ab. Unter dem Motto „Bauen mit der Sonne - Wege zum Öko- Solarhaus“ sollen mit angehenden Häuslbauern solare Konzepte erarbeitet werden, die neue Wege im individuellen Wohnbau aufzeigen.

Jeder Hausbau bedeutet neben großen finanziellen und persönlichen Belastungen natürlich auch schwerwiegende Umweltbelastungen. Landschaftsverbrauch sowie hoher Energieeinsatz zur Herstellung der erforderlichen Baumaterialien, beim Hausbau selbst und natürlich zur Hauserhaltung sind wesentliche Eingriffe. Mehr als 40 Prozent der in Niederösterreich verbrauchten Energie wird für Raumwärme und Wasseraufbereitung aufgewendet.

Wer schon einmal über ständige Kopfschmerzen in Innenräumen, über Schlafstörungen und ähnliches geklagt hat, weiß um eine weiterführende Bedeutung eines umweltverträglichen Bauens. Es geht nicht nur darum, mit der Wahl der geeigneten Energieversorgung dem Gedanken eines Energiekreislaufs Rechnung zu tragen, sondern auch durch die Wahl der richtigen Baustoffe ein dem Menschen verträgliches Wohnklima zu schaffen.

Die Seminarinhalte zielen daher auf eine ganzheitliche Planung, die das Bauen mit der Sonne, die Baubiologie, die Haustechnik, sowie Architektur und Finanzierung mit- einschließt. Das „Öko-Solarhaus“ ist durchaus keine utopische, schwer finanzierbare Fiktion mehr, wie viele bereits bestehende Bauten beweisen. Es zielt auf ein möglichst verantwortungsvolles Umgehen mit unseren Energieressourcen und stellt in er-

ster Linie die konsequente Nutzung der kostenlosen, regenerierbaren Sonnenenergie in den Vordergrund.

„Mangelnde Südorientierung, schlechte bis gar keine Wärmedämmung und veraltete Heizungssysteme machen Österreichs Haushalte zu richtigen Heizungsmuseen“, das zählt der Baumeister Manfred Schaffer, selbst Bewohner eines Öko- Solarhauses, zu den Hauptsünden einer energetisch verantwortungslosen Bauweise. Oft wird das Argument ins Rennen geführt, daß Sonnenenergienutzung einfach noch zu teuer sei. „Die Sonne als Hauptenergieträger ist die einzig kostengünstige Energiealternative, lediglich als Dritt- oder Viertenergieträger (neben etwa Kohle-, Ölofen, Wärmepumpe, Kachelofen) kann sie preislich nicht bestehen,“ erklärt der Baumeister.

Dies betrifft alle Arten der „aktiven“ und „passiven“ Sonnenenergienutzung, also Kollektoren für die Warm Wasseraufbereitung oder direkte Nutzung der Sonneneinstrahlung mittels Südorientierung von Fenstern und Wintergarten. Keine positive Energiebilanz können pho- tovoltaische Anlagen, also Anlagen zur Gewinnung von elektrischem Strom aus Sonnenlicht, aufweisen.

Durch aktive Nutzung der Sonnenenergie mit Kollektoren zur Warmwasserbereitung können bis zu 75 Prozent des Warm Wasserbedarfs eines Hauses gedeckt werden. Bei

„Sonnenhäusern“ können Kollektoren zusätzlich 40 bis 80 Prozent der Raumheizung übernehmen. Sogenannte Pufferspeicher (mit 3.000 bis 10.000 Liter Wasser gefüllt) werden bei Sonnenschein durch Kollektoren und bei Schlechtwetter zum Beispiel mittels Holzheizung erwärmt.

Die wohl bei weitem ansprechendste Form der „passiven“ Sonnenenergienutzung, wenn auch längst nicht die günstigste, stellen die in letzter Zeit wieder stark in Mode gekommenen Wintergärten dar. Diese können neben einem effektiven Beitrag zur Raumwärme auch entscheidende Akzente für das Raumklima setzen. Eine „grüne Oase“, die aber auch spezieller Planung bedarf, um die gesetzten Ansprüche erfüllen zu können.

Wintergärten sind nicht eine Voraussetzung für ein gelungenes Solarhaus, aber eine wertvolle ästhetisch wie baubiologische Ergänzung. Südorientierung, gute Wärmedämmung sowie kompakte Bauweise der Häuser können sie nicht ersetzen.

Die konsequente Ausrichtung eines Hauses auf Nutzung der Sonnenenergie bedeutet natürlich eine beträchtliche Energieersparnis. Die jährlichen Energiekosten reduzieren sich von rund 15.000 bis 20.000 Schilling im konventionellen Einfamilienhaus auf etwa 3.000 bis 5.000 Schilling bei Öko-Solarhäusem.

Leider gilt es bei der Realisierung solcher Projekte noch immer beträchtliche Hürden zu überwinden. „Ein Öko-Solarhaus zu bauen, das heißt zum Widerstandskämpfer zu werden. Gegen notorische Besserwisser, gegen Professionalisten, gegen die Behörden,“ meint Schaffer. So wissen Baustoffhändler und Baufirmen nur sehr ungenau über alternative Baustoffe und Heizsysteme Bescheid. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden wird oft als problematisch empfunden.

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