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Dienst am Gast — Dienst an Österreich

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Immer mehr hat sich auch während der letzten Jahre der Zug zum echten Erholungsurlaub verstärkt. Nicht mehr das Kilometerfressen, nicht mehr das Absolvieren möglichst vieler fremder Länder und Städte steht im Vordergrund, sondern der geruhsame Aufenthalt im Urlaubsdorf. Wiesen, auf denen die Kinder spielen können, Wälder voll Schwam-merln und Beeren, Spazierwege mit Bankerin, Stille und Ungestörtheit: das alles ist es, das der gehetzte Mensch unserer Zeit braucht und auch immer mehr sucht. Und nicht nur der Österreicher, auch der Ausländer denkt so und schätzt gerade unser Land wegen seiner vielen Möglichkeiten, in ihm einen wirklich erholsamen und beschaulichen Urlaub zu verbringen.

Dieser Zug zum kleinen Dorf wird auch noch durch die Tatsache begünstigt, daß es Familien mit Kindern angesichts der steigenden Kosten und Preise immer schwerer fällt, einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem Hotel mit Vollpension im Familienbudget unterzubringen. Das private Quartier, der Bauernhof, das ländliche Gasthaus mit Fremdenzimmer rückt also immer mehr als Lösung der Wohnfrage in den Vordergrund, während die der Verflegung meist in eigener Regie beim Lebensmittelhändler geregelt wird.

Gerade auf diesem Gebiet aber will der Urlaubsgast bei allen sonstigen Ferien vom Ich die gewohnten Bequemlichkeiten nicht missen. Das Zimmer, in dem er schläft, kann ruhig aus der Zeit Anno dazumal sein — der Laden aber, in dem er seine Knackwurst und seinen Käse zum Abendessen kauft, soll möglichst alle Errungenschaften der Hygiene und Ausstattung aufweisen, die ihm von zu Hause her Selbstverständlichkeit sind.

Hier kommt den Konsumgenossenschaften, speziell in Österreich, eine besondere Aufgabe zu: Die seit einigen Jahren laufende Großaktion zur Verschönerung und Ausgestaltung der Konsumfllialen hat nicht nur im eigenen Bereich schon ihre Wirkungen gezeitigt, sondern auch durch ihr Beispiel und im Rahmen eines gesunden Wettbewerbes dazu beigetragen, daß auch der private Lebensmitteleinzelhandel weitgehende Verbesserungen in Einrichtung und Sortiment vorgenommen hat.

Diese Läden — Konsumfilialen und Privatläden — sind so zu einer Visitenkarte unsere Landes geworden, sie runden das Bild, das Österreich in der Erinnerung seiner Besucher aus dem Ausland hinterläßt. Wo sich der Urlaubsgast wohlgefühlt hat, dorthin kommt er wieder, das empfiehlt er auch seinen Freunden und Bekannten!

Moderne, allen Anforderungen der Hygiene entsprechende Ausgestaltung, reichhaltiges Sortiment und ein gut ausgebauter, tadellos funktionierender Kundendienst sind daher bereits entscheidende Faktoren des Fremdenverkehrs geworden. Besonders die Selbstbedienungsläden, die ja auch schon in größeren Ortschaften mehr und mehr in Erscheinung treten, haben in dieser Hinsicht einen bedeutsamen Beitrag geleistet. Dennoch aber bleibt noch viel zu tun, wenn die Wünsche der Urlaubsgäste wirklich voll befriedigt werden sollen. Gerade die Besucher aus der Schweiz, aus Deutschland, aus Großbritannien und den skandinavischen Staaten, Ländern also, In denen die Konsumgenossenschaften dank größerer Freizügigkeit in der Wirtschaftsgesetzgebung auch viel fortgeschrittener sind, als es in Österreich noch möglich ist, erwarten auch hier bei uns Dienste, die in ihrer Heimat selbstverständlich sind — etwa Imbißecken in größeren Läden, Grillautomaten für Geflügel und eine große Auswahl von vorgekochten Gerichten und Tiefkühlware, um nur einiges zu nennen. Dienstleistungen also, die dem Urlaubsgast das Leben erleichtern und den Aufenthalt in unserem Lande verschönern helfen und hiedurch dazu beitragen, daß der Ruf Österreichs als ideales Erholungsland auch jenseits der Grenzen immer besser wird. Es läge zweifellos auch im Interesse des Fremdenverkehrs“, wenn hier dem Einzelhandel bei der Reform der Gewerbeordnung gewisse Erleichterungen vor allem im Hinblick auf Konzessionsfragen eingeräumt würden. Österreich darf auch auf diesem Gebiet nicht den Anschluß an die Einrichtungen des Kundendienstes verlieren, welche in den Ländern des Westens schon zu unabdingbaren Institutionen geworden sind, wenn es auch weiterhin an der Spitze der Fremdenverkehrsländer stehen will!

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