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Herzverfettung…

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Ein weiteres Hindernis für höhere Leistungen ist in Österreich derzeit — der hohe Lebensstandard! Die Jugendlichen haben früh Mopeds, Motorräder und Autos, und verzichten, da sie genügend Geld dazu besitzen, um bequemen persönlichen Vergnügungen nachgehen zu können, nur zu gerne auf ein hartes Training zur Erreichung von Höchstleistungen.

In den Oststaaten drängen sich die Jugendlichen in Massen zum Training und zu den Wettkämpfen, um dadurch — ein besseres Leben zu erreichen! Scheidet in den Oststaaten ein ehemaliger guter Wettkämpfer durch Überalterung aus, so findet er bei den Vereinen mit Hilfe staatlicher Subventionen eine Anstellung und kann damit seinen Lebensunterhalt fristen. Dieselbe Voraussetzung finden auch die Sportler in Amerika, Australien, Japan usw., die bei einem entsprechenden Können eine Anstellung an Universitäten oder in privaten Übungsstätten finden.

Vor zwei Jahren, als die Idee der Gründung einer Sportakademie in Österreich auftauchte, hegten Österreichs Sportverantwortliche die große Hoffnung, daß es nun mit dem Leistungssport aufwärtsgehen müsse. Leider blieb die Idee nur auf dem Papier. Die meisten Gemeinden wieder verabsäumten es, in ihr Budget die Mittel für Sportanlagen u. a. einzubauen. Nur wenige Gemeinden gingen das Wagnis ein und konnten bald feststellen, daß das Geld gut angelegt war.

Die Hauptstadt Wien mit ihrer guten klimatischen Lage hat in der letzten Zeit wohl Anlagen gebaut, die dem Sport Auftrieb geben könnten. Leider sind die Bädermieten, die Mieten in der Stadthalle und im Stadion so hoch, daß sich die Sportvereine Übungsstunden in gemeindeeigenen Sportanlagen nur in beschränkter Anzahl leisten können. Gerade die Gemeinde Wien aber müßte es sich leisten können, diese Sportanlagen in wesentlich größerem Umfang und mit billigeren Mieten den Sportvereinen zur Verfügung zu stellen. Hier treibt die Vorliebe für die roten Askö- Vereine die seltsamsten Blüten: Diese Vereine bezahlen zwar auch die hohen Mieten, bekommen sie aber in Form von Sportunterstützungen „zurückerstattet’. Die ASVÖ- und die Union- Vereine, die leistungsmäßig bedeutend stärker sind, haben nicht die gleiche Möglichkeit wie die Askö-Vereine und müssen daher in diesem politischen Spiel auf der Strecke bleiben.

Während in Deutschland große Städte, wie München, Berlin, Braunschweig, Hannover usw., ihre Bäder den Schwimmvereinen kostenlos zur Verfügung stellen, lehnte die Gemeinde Wien ein solches Ansinnen des Österreichischen Schwimmverbandes glatt ab.

Idealisten heraus!

Das größte Übel im österreichischen Sport wie in der gesamten außerschulischen Jugenderziehung ist heute das Fehlen von Amateurfunktionären, die ihre Freizeit, ihre Nerven, ihr Geld und zum Teil auch ihre Gesundheit opfern, um den österreichischen Sportlern bei der Erreichung von Leistungen behilflich zu sein. So werden oft Vereine mit 300 bis 500 Mitgliedern nur von ein bis zwei verantwortungsbewußten Amtswaltern geleitet, die nach einer bestimmten Zeit den Anforderungen einfach nicht mehr entsprechen können. Eine Bezahlung aller notwendigen Funktionäre ist aber aus Geldmangel nicht möglich.

Die Gesundung und Förderung de österreichischen Spitzensports und mit ihm des grundlegenden Breitensports ist ein Anliegen, das nicht nur Sportfanatiker, sondern auch ernste Volkserzieher und Soziologen beschäftigt. Wenn dieser Aufsatz alle sportlichen Körperschaften uqd alle, die sich für eine günstige Entwicklung des österreichischen Sports verantwortlich fühlen. zu neuer, fördernder Initiative anregt, wäre sein Zweck erfüllt. Die Zeit drängt. Auch dem österreichischen Sport werden Jahr um Jahr neue Aufgaben gestellt. Ho-ffen wir, daß er sich ihnen gewachsen erweist.

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