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Salzburger Individualit

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In meiner nun mehr als zehnjährigen Tätigkeit als Landesverkehrsdirektor und damit maßgeblich Verantwortlichen für die Entwicklung des Salzburger Fremdenverkehrs konnte ich die Einsicht gewinnen, daß die oberste Aufgabe führender amtlicher Stellen, sei es auf Bundes- oder Landesebene, vor allem in der systematischen Koordinierung der örtlichen Maßnahmen liegen muß, jedoch keineswegs in einer Planifikation, die örtliche Initiative erschwert, wenn nicht gar ausschließt.

Wenn ich den Erfolg des Salzburger Fremdenverkehrs in diesen zurückliegenden Jahren auf seine Ursachen hin überprüfe, dann kann ich feststellen, daß es das individuelle Angebot der einzelnen Salzburger Orte und Fremdenverkehrsbetriebe war, das diese erfolgreiche und bedeutende Entwicklung entscheidend mitbestimmte. Ich kann ferner feststellen, daß die in den Salzburger Orten in den Verkehrsvereinen zusammengeschlossenen Bevölkerungskreise für die Durchsetzung des Salzburger Angebotes am internationalen Markt Hervorragendes und Entscheidendes geleistet haben.

Ich bin der Uberzeugung, daß jenes Angebot das wirksamste ist, das diejenigen Stellen abgeben, die für das Angebot auch die volle Verantwortung tragen können, und zwar jene Personenkreise, die sich in den Verkehrsvereinen zu einer für ihr Angebot verantwortlichen Gemeinschaftsarbeit vereinigen, und die damit die tatsächliche und konkrete Verantwortung für das Angebot eines Ortes sowie der örtlichen Fremdenverkehrswirtschaft übernommen haben.

Es hat kaum Sinn, von einer zentralen Stelle aus Maßnahmen durchzuführen, die dem Grunde nach nur von einer örtlichen Stelle verantwortet werden können. Ich halte gerade in der Fremdenverkehrswirtschaft das konkrete Angebot, das spezialisierte, individuelle Angebot von ausschlaggebender Bedeutung. Man kann wohl den Begriff „Österreich“ im Fremdenverkehr populär machen, man kann auch — und dies ist selbstverständlich die Aufgabe der zuständigen Landesstellen — den Begriff eines Landes verkaufsgerecht interpretieren. In beiden Fällen darf jedoch nicht übersehen werden, daß der potentielle Gast nicht so sehr in ein“ Land, als vielmehr in eine bestimmte Landschaft und dort wieder in einen bestimmten Ort fahren will; mit anderen Worten, daß dieser Gast ein bis in alle Einzelwünsche ausgearbeitetes konkretes Angebot erhalten will. Darum müssen alle Voraussetzungen geschaffen werden, damit in unserem Land die Qualität dieses letzten und konkreten Angebotes gesichert wird. Auch müssen Investitionsmittel bereitgestellt werden, die es erlauben, daß diese unsere konkreten Angebote von Jahr zu Jahr jene Qualitätskorrekturen erfahren können, die notwendig sind, um gegenüber den stets neu heranwachsenden vielfältigen internationalen Urlaubszielen konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Aufgabe der öffentlichen Institutionen ist daher nicht allein darin zu sehen, die vorhandenen Angebote weitreichend zu publizieren, sondern besonders auch darin, jene Maßnahmen zu fördern, vor allem im Investitionssektor und damit auf dem schwierigen Gebiet der Kredit- und Zinsstützung, die geeignet sind, das jeweilige örtliche Angebot wirklich verkaufsgerecht zu gestalten. Es ist daher notwendig, die vorhandenen Möglichkeiten des Angebotes zu erfassen, sie durch Investitionen zu qualifizieren und sie so konkret als möglich unter Vermeidung jeglicher Übertreibung anzubieten.

Gerade bei der Propagierung der örtlichen Angebote kommt es ganz besonders darauf an, daß sie von erfahrenen Fachkräften angeboten und interpretiert werden. So sollen bei Ausstellungen auf internationalen Plätzen nicht nur repräsentative Personen tätig sein, sondern Kräfte eingesetzt werden, die tatsächlich in der Lage sind, solche interessierten Kunden über örtliche und Gebietsangebote hinsichtlich der vielfältigsten Sonderwünsche verantwortlich beraten zu können. Mit dem soeben Gesagten möchte ich einer Tendenz entgegentreten, die darauf hinausgeht, das österreichische Angebot en bloc zu sehen und es auch en bloc zu verwalten und zu verkaufen. Aus der praktischen Arbeit heraus kann man immer wieder feststellen, daß ein Ort immer dann gut in das Geschäft eingeführt werden kann, wenn er seine eigene Atmosphäre besitzt, seine Einrichtungen keine Kritik zu scheuen brauchen und schließlich die Einwohner des Ortes selbst sich der heimischen Gastlichkeit auch dann noch bewußt bleiben, wenn der Ort auch über die Grenzen der österreichischen Heimat hinaus schon einen Namen erworben hat.

Eine ganz besondere Bedeutung messe ich dem Zusammenschluß einzelner Angebotsträger zu einem gemeinsamen gleichartigen Angebot bei, wie wir dies in Salzburg mit den nun seit Jahren bestehenden und noch in der Endorganisatic.ii befindlichen Gebietsverbänden durchführten und abschließen werden; ein solcher Zusammenschluß ermöglicht nicht nur eine Verstärkung der Werbung und große Erleichterungen in der Publizierung, sondern auch größere Chancen in der Zusammenarbeit mit wertvollen internationalen Reiseorganisationen. Es scheint mir daher als eine der Hauptaufgaben der Letztverantwortlichen im österreichischen Fremdenverkehr, jenen Stellen in den Ländern, Gebieten und Orten, die ein konkurrenzfähiges, interessantes Angebot zu vertreten haben, dazu zu verhelfen, daß dieses Angebot international durchgesetzt werden kann.

Der österreichische Fremdenverkehr und im speziellen der Salzburger Fremdenverkehr, ist vor allem durch die private Initiative von vielen tausenden Menschen in seinen heutigen Rang gehoben worden. Die amtlichen Stellen im Land Salzburg haben diese Entwicklung rechtzeitig erkannt, und sie haben sie weit-gehendst gefördert.

Das Landesverkehrsamt, für dessen Arbeit ich die Verantwortung trage, konnte in den zurückliegenden Jahren die Orte davon überzeugen, daß In der sogenannten Kirchturmpolitik ein entscheidendes Hemmnis für ihre eigene Entwicklung liegt und daß es notwendig ist, mit den Nachbarorten eng zusammenzuarbeiten, auch wenn ein solcher Weg oft einige Uberwindung gekostet hat. Aus dieser Erkenntnis heraus konnten Energien freigelegt und hemmende Einflüsse beseitigt werden und gleichzeitig die Voraussetzung für eine noch weitere Zusammenarbeit, nämlich für die Zusammenarbeit dieser neuen Gebietsverbände untereinander, und damit eine Vertiefung des fremdenverkehrswirtschaftlichen Kontaktes im ganzen Land geschaffen werden.

Selbst das beste Team Im Rahmen einer einzelnen Fremdenverkehrsorganisation kann nicht die vielfältigen Ideen ersetzen, die aus der Zusammenarbeit zwischen den Fremdenverkehrsorten und den Gebieten oft erwachsen.

Es war und ist daher mein größtes Bemühen, Voraussetzungen zu schaffen, damit der persönlichen Initiative aller am Fremdenverkehr Interessierten der Weg zur Verwirklichung ihrer Ideen offensteht, mit dem Ziele, daß tatsächlich alle Kräfte, die im Fremdenverkehr zur Verfügung stehen, im schöpferischen Sinn mobilisiert werden.

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