Wie die Krise zu nützen wäre

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Die Finanzkrise hat die Realwirtschaft erfasst. Wie stark und wie lange der Rückgang der Wirtschaftsleistung sein wird, ist nicht ganz absehbar. Die Politik hat gut reagiert, wenn auch etwas langsam. Österreich dürfte mehr Reserven und bessere Strukturen haben als andere Länder. Hoffen wir. Aber was wir wissen, ist: Die Krise wird vorbeigehen. Und dann wird es Gewinner und Verlierer geben. Gewinner werden jene Firmen, Staaten, Personen sein, die die Krise genutzt haben - Verlierer, die sie erlitten, überkommene Strukturen verteidigt haben.

Die Chancen sehen

Wir wollten schon immer unseren Energieverbrauch reduzieren und auf erneuerbare Energieträger umstellen. Stattdessen haben wir immer mehr CO2 verbraucht, weil der Bedarf nicht so schnell aus erneuerbaren Energieträgern befriedigt werden konnte. Jetzt ist der Zeitpunkt für energetische Sanierung, Passivbaustandards in Wohn- und Bürobau, Hybrid- und Elektroautos, zumindest im öffentlichen Dienst.

Wir haben das Bildungssystem mit der höchsten Vererbung von Eltern zu Kindern. Jetzt ist der Zeitpunkt für Schulreformen, die spätere Trennung von Bildungswegen, mehr Schulautonomie, neue Bildungsstandards mit Konsequenzen für Schulen und Lehrer.

Wir haben eine schrumpfende heimische Bevölkerung, schicken aber Migranten in Sonderschulen; sie bekommen keinen Lehrabschluss, finden den Weg nicht in die höheren Schulen. Jetzt ist Zeit für Integrationspolitik von den Kindergärten bis zur Ministerialbürokratie und Polizei.

Wir haben einen Mangel an Facharbeitern und Technikern. Jetzt verlieren tausende Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz und können entweder beschäftigungslos warten oder sich für eine höhere Stufe ausbilden.

Forschung und Hochschulen sind teilweise schlecht organisiert, noch mehr fehlt aber Geld und Möglichkeit, exzellente und wichtige Projekte zu forcieren, sich zu internationalisieren, das Ausbildungsprogramm zu optimieren. Die privaten Mittel werden zwei, drei Jahre spärlich fließen, die öffentlichen Mittel müssen einspringen und die Basis für exzellente Forschung und auch Forschungszentralen anbieten. Nicht die Forschungsmittel kürzen, weil Geld im Budget knapp ist!

Finnland hat die schärfste Rezession seiner Geschichte in den neunziger Jahren genutzt, um in der Forschung und Ausbildung ins Spitzenfeld vorzustoßen - aus einer Position, die viel schlechter war als es heute die österreichische ist. Auch wir können die Krise nutzen, nicht dasselbe zu tun wie bisher, sondern das für morgen Wichtige zu beginnen. Das was wir immer wollten, aber nie begonnen haben, weil das Alte ganz gut funktioniert hat.

Der Autor ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).

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