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Dann lieber ein Ende mit Schrecken ...
dieFurche: Sie beraten und betreuen Eltern und Kinder während der Scheidungsphase. Mit welchen Problemen kommen die Eltern zu ihnen?
Eva Wiedermann: Rei einer Scheidung treten Gefühle auf, die in den meisten Fällen ganz einfach überraschen. Viele trifft das ganz unerwartet, auch wenn der Trennungsentschluß von dem Retroffenen selbst gekommen ist. Meist sind die Eltern verblüfft, wie sie die Situation erleben und wie tief das geht.
Nach der Scheidung hat oft jener Elternteil riesige Probleme, der seine Kinder nur noch besuchen kann. Einige Eltern geben auf, weil das Ganze so weh tut, so daß sie ihr Kind lieber gar nicht mehr abholen wollen. Diese Menschen brauchten dann entsprechende Hilfe.
dieFurche: Wie können Sie den Kindern helfen?
Wiedermann: Ein wichtiger Faktor ist die Beratung der Eltern. In der Scheidungsphase machen viele unbewußt Fehler, die sich negativ auf das Kind auswirken. Erst durch ein Gespräch wird den Ehepartnern bewußt, was ein Fehlverhalten für das Kind bedeuten kann. Wenn die Eltern dann etwas verändern, verringern sich auch plötzlich die Symptome des Kindes, die von neuerlichem Einnässen, Stottern bis zu Selbstwertproblemen reichen können.
Das Wohl des Kindes liegt in den Händen der Eltern. Sie müssen versuchen, die Situation zum Positiven zu wenden. Schließlich ist das Kind bis auf die eine Stunde, die es in Therapie ist, immer in Gegenwart der Eltern.
Dabei ist es aber wichtig anzumerken, daß es nicht die Scheidung an sich ist, die bei Kindern Probleme hervorruft, sondern die Bedingungen vor und nach einer Scheidung. Es gibt Vergleiche mit sehr konfliktreichen Familien. Hier haben sich die Eltern nicht scheiden lassen, aber die Kinder weisen gleich große, zum Teil sogar größere Verhaltensstörungen auf. Daher gilt für mich durchaus das Motto, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Der Frust, den beide Erwachsene aufstauen, wirkt sich äußerst negativ auf die Kinder aus. Es ist für die langfristige Entwicklung des Kindes sehr schlecht, wenn man als Erwachsener kein positives Beziehungsbild vermitteln kann.
Wenn ein Elternteil wieder eine Re ziehung eingeht, so hat das Kind vielleicht eine Chance, ein positives Vorbild zu erleben. Selbst wenn die Eltern keine Beziehung mehr eingehen, so sind ausgeglichene, zufriedene Eltern besser als ein Zusammenleben, das mit ewigem Streiten verbunden ist.
dieFurche: Sie machen auch Mediation Was kann man davon erwarten? WlEDERMANN: Die Mediation ist ein Konfliktmanagement. Das Ziel ist, eine tragfähige Vereinbarung für die Zeit während und nach der Trennung zu erarbeiten. In fünf bis sieben Sitzungen wird geklärt, wie das Resuchs-recht der Kinder aussehen soll und wie man die Sachwerte aufteilt. Der Mediator versucht dabei das Gespräch zu strukturieren und schaut darauf, daß es nicht zu Kränkungen kommt.
Das Gespräch führte
Monika KuniL
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