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Produktivitätssteigerung und Investitionen
Wenn man heute in Österreich mit einer gewissen Befriedigung feststellt, daß die industrielle Produktion um ungefähr 50 Prozent höher ist als im Jahre 1937, so übersieht man im gleichen Atemzug meistens die Tatsache, daß im Vergleich zu 1937 die Zahl der Beschäftigten in der österreichischen .Wirtschaft ebenfalls um ein Drittel gestiegen ist. Dies heißt gleichzeitig auch, daß innerhalb der letzten drei Jahre sich zwar die Produktion und der Güterausstoß der österreichischen Wirtschaft ungefähr verdoppelt haben, daß dieser Leistung jedoch eine Arbeitsleistung des einzelnen gegenübersteht, die jene der Vorkriegszeit noch nicht erreicht hat, sondern immer noch um fünf Prozent geringer ist, Das österreichische Dreijahresinvestitionsprogramm mit seinem Endziel, bis zum Jahre 1952 die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Gesundung Österreichs im wesentlichen sicherzustellen, ger.t von der Voraussetzung aus, daß es durch technische Verbesserungen und allgemeine Ralio-nalisierungcn sowie Neuinvestitionen mögiieh sein muß, sowohl die Produktion als auch die Produktivität auf ein Ausmaß zu bringen, das sowohl was das Volumen als auch die Qudlirit und den Preis betrifft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig ist. Wenn wir heute ein um fünfzig Prozent über dem Vorkriegsniveau liegendes Produktionsvolumen und eine knapp unter der Pioduktionsgrenze liegende Produktivjtä'sziffer haben, so ist dieses Ergebnis in erster Linie der Tatsache zuzuschreiben, daß in den Jahren von 1948 bis 1951 in der österreichischen Wirtschaft Nettoinvestitionen von zirka 20 Milliarden Schilling durchgeführt wurden. Die zahlreichen Rationalisierungs- und Modernisierungsvorhaben in diesem Zusammenhang, die entweder bereits vollendet wurden oder sich zumindest bereits in einem fortgeschrittenen Aufbaustadiura befinden, lassen dabei gewisse Fragen im Zusammenhang mit dem Investitionsprogramm akut werden, die bis jetzt noch im Hintergrund standen.
Es ist eine unumstößliche Tatsache, daß Rationalisierungen und Produktivitätssteigerungen aller Art ein gewisses Freiwerden von Arbeitskräften mit sich bringen, das dann entweder durch eine entsprechende Kapazitätsausweitüng in den rationalisierten Betrieben selbst oder durch Schaffung neuer Fertigungen in unmittelbarer
Nähe der bisherigen Arbeitsplätze werden muß.
Die Durchführung des österreichischen Invosti-tionsprogrammes ist heute bereits soweit fortgeschritten, daß diese Gesichtspunke in einzelnen Wirtschaftszweigen und -branchen, wie beispielsweise in der holzverarbeitenden Industrie und der Sägeindustrie, besondere Aufmerksamkeit
verdienen und zum Teil auch bereits berücksichtigt wurden. Es wurde infolgedessen bereit', in den letzten Monaten bei der Auswahl der mit Counterpartmitteln zu dotierenden Projekte jenen Neubauvorhaben und Erweiterungswünschen ein besonderer Vorrang gegeben, die bei entsprechender Wichtigkeit für die Verbesserung der österreichischen Zahlungsbilanz eine möglichst dauernde Einstellung einer möglichst hohen Zahl von Beschäftigten in den Arbeitsprozeß 'sicherstellen. Darüber hinaus finden ebenfalls bereits seit einiger Zeit bei der Untersuchung über die Kreditgewährung aus ERP-Mitteln Untersuchungen darüber statt, inwieweit
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tivitätserhohung in den einzelnen Betrieben beitragen, und welch* Vorsorge gleichzeitig daiiir getroffen wird, daß die eventuell Ireiwerdenden Arbeitskräfte durch zusätzliche Feitimmgen und Kapazitdtsausweitungen wieder in den Betrieben selbst eingesetzt werden können. In diesem Zusammenhang muß auch noch festgehalten werden, daß durch Produktivitätssteigerungen mit ERP-Mitteln ermöglichte Kostensenkungen in erster Linie zum weiteren Ausbau dor Betriebe und damit zur Schaffung zusätzlicher/ Arbeitsplätze herangezogen werden.
Die verstärkte Berücksichtigung arbeitschaffender Investitionen, die gleichzeitig auch im selben Maß der Entlastung der österreichischen Zahlungsbilanz dienen, werden in den nächsten Monaten und Jahren immer stärker in den Vordergrund treten, denn die Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft auf dem Weltmarkt wird auch in Zukunft in erster Linie von Qualität und Preis der österreichischen Erzeugnisse abhängen. Ein international konkurrenzfähiges Preisniveau setzt jedoch einen durch sozalr Lasten, wie besonders Arbeitslosenunterstützung, nicht zu sehr belasteten Staatshaushalt, sowie eine gesicherte Währung voraus. Es ist heute eines der Grunderkenntnisse der österreichischen Wirtschaftspolitik, daß der Ausgleich des Staatshaushaltes und damit die Sicherung der Währung nur auf der Basis der Vollbeschäftigung erfolgen kann. Infolgedessen muß die durch das Investitionsprogramm erzielte Produktivitätsstri-gerung mit einem weiteren Ansteigen unseres gesamten Produktionsvolumens und damit mit der ständigen Bemühung zur Einreihung jedes arbeitsfähigen Österreichers in den Produktionsprozeß verbunden sein.
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