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Der Feldherr

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PRINZ EUGEN VON SAVOYEN. Eine Biographie. Band II. Der Feldherr. Von Max Braubach. Verlag für Geschichte und Politik, Wien, 1984. 489 Selten. 21 Kunstdrucktafeln, 3 Karten. Preis 215 S.

Wie es anzunehmen war, hat die ln Braubachs Ersten Band seines Eugen-Werkes gesetzten Erwartungen („Die Furche” Nr. 9/1964) der nun erschienene Zweite Band „Der Feldherr” ganz erfüllt. Es fehlen zwar zum Feldherrn die Kriege von 1683 bis 1702, von 1716 bis 1717 und der letzte Feldzug am Rhein 1735, trotzdem genügen die im Zweiten Band betrachteten Kriegsjahre von 1703 bis 1711 vollkommen zur Gestaltung des Feldherrnbildes. Es liegt keine eigentliche Kriegsgeschichte vor, sondern hauptsächlich die Schilderung der so schwierigen Vorbereitungen der großartigen Erfolge bei Höchstädt, Turin, Oude- naarde, Lille und Malplaquet. War der militärische Ablauf dieser Ereignisse schon bisher genügend bekannt, so fehlte eine genaue Vorgeschichte, und diese konnte Braubach um so eher liefern, als seit dem Hauptwerk über den Prinzen Eugen, vom Kriegsarchiv 1892 beendet, sieben Jahrzehnte verstrichen sind und eine umfassende Detailliteratur sehr viel Neues über die engste Verbindung des Militärischen mit Politik und Diplomatie, Wirtschaft und Organisation beigesteuert hat. Nun zeigt sich die Kriegführung in ihrer Universalität, und so manche Leser werden staunen, was in einem wahrhaft paneuropäischen Krieg an Vorsorgen für die Aufstellung, Komplettierung und Ausbildung der Truppen, für deren Verpflegung, Verteilung, Märsche und Transporte, Quartiere und Finanzierung, doch auch für den Nachrichtendienst und die Kommandoregelung in Koalitionsheeren auf neun Kriegsschauplätzen zu leisten war, bis endlich der Feldherr nach jahrelanger Vorbereitung in Stunden und Tagen den Sieg ernten konnte.

Sehr Wesentliches bringt der Verfasser zur Ergänzung der Personengeschichte, es sei nur an die damaligen „Großen Vier” erinnert, an Eugen, den noch lange nicht genügend gewürdigten Wratislaw, Marlborough und den imponierenden Niederländer Heinsius. Zur Charakterisierung werden bisweilen auch eher Zeugen der Umwelt, wie Venzati, oder amüsante Plauderer, wie die Liselotte von der Pfalz, herangezogen, doch immer mit allen Vorbehalten. Trefflich gekennzeichnet sind das stete Schwanken der, wie sich Eugen ausdrückte, ..Schreibtischstrategen”, sobald nicht täglich ein Sieg gemeldet werden konnte, wie auch die Intrigen, Rivalitäten und Parteiungen rund um den Kaiserhof, die aber jedesmal vom Savoyer zuschanden gemacht werden konnten. Auch an der Überwindung solcher innerer Schwierigkeiten, die oft gefährlicher waren als der äußere Feind, läßt sich die wahre Größe Eugens ermessen, dessen meisterhafte Verschmelzung von Staatsund Wehrpolitik, von allen Arten der Kriegführung und von Bezwingung persönlicher Widerstände unter Braubachs Feder ein abschließendes Bild gewinnt. So trocken jede ernste Geschichtsschreibung im allgemeinen bleiben muß, versteht es der Autor doch als gewandter Stilist, nie langweilig zu sein, sondern spannend zu schreiben, wie zum Beispiel bei der Darstellung der Kämpfe um Lille. Fast auf jeder Seite drängen sich die lehrreichsten Vergleiche mit den beiden letzten Weltkriegen auf, und so wird auch der Zweite Band „Prinz Eugen” ein immer wieder gelesenes Buch bleiben. 21 Porträts und Schlachtenbilder, drei Kriegsschauplatzkarten, ferner praktisch vereinfachte Schlachtenpläne ergänzen die wohlgelungene Ausstattung der Publikation. Oskar Regele

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