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Mäzen: Marktgemeinde
Von einer bedeutenden Stiftung zugunsten wissenschaftlicher Forschung berichtete ein „Querschnitt“ in der letzten „Furche“. Nicht weniger erfreulich ist das Mäzenatentum einer kleinen steirischen Gemeinde, des Marktes Frohnleiten an der Mur, wo es der Initiative eines tatkräftigen Kunstfreundes, des Kulturreferenten Norbert Jeglitsch, gelang, die führenden Männer seiner Gemeinde für ein Projekt zu begeistern, das beispielhaft für ganz Österreich werden müßte: die Einladung eines jungen Künstlers, einen Sommermonat hindurch, um ihm wenigstens einen Teil des Jahres ungestörte Arbeit zu ermöglichen. So erfreulich dies für den betreffenden Gast ist, der ohne Protektion irgendwelcher Art, nur auf Grund seiner Leistung, eingeladen wird: das Wesentliche dieser Tat liegt darin, daß hier zum erstenmal die kleine Gemeinschaft, eine Marktgemeinde, zum Mäzen wird, also eine viel unmittelbarere und persönlichere Art der Fürsorge als die staatliche oder organisatorische. Denn der Künstler fühlt sich hier wirklich zu Hause, er wird nicht als Repräsentationsobjekt, sondern als Gast behandelt, jeder einzelne der Gemeinde kennt ihn, kümmert sich um ihn, er wird zu seinem Künstler und vergilt dies wieder durch persönliche Geschenke, seien es Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen.
1950 war es der Maler Leo Fellinger, der als erster Gast in Frohnleiten war, es folgte der junge Bildhauer Hiebl, der Grazer Schriftsteller Hammer, der Pianist Rudolf Schwen- zer und endlich im heurigen Sommer der Grazer Dichter Alois Hergouth. Gerade bei ihm zeigt sich wieder die richtige Wahl der Frohnleitner Gemeindeväter, denn Hergouth, der einer kinderreichen Arbeiterfamilie entstammt und sich unter größten Entbehrungen durchsetzen muß — er ist heute ein Schüler Viktor von Gerambs — erlebt hier wirklich das, was ihm bisher für seine Arbeit am meisten fehlte: die Landschaft und die Freiheit von Alltagssorgen. Als er in sein reizendes Zimmer am Taborturm in Frohnleiten einzog, das viele Ungenannte mit Blumen und Geschenken für den „neuen Künstler“ geschmückt hatten, war es für ihn der Anfang einer fruchtbringenden Arbeitszeit.
Durch solche Taten im stillen gewinnt der Künstler wieder Vertrauen zu den Menschen, Dankbarkeit und Freude, und die, welche immer wieder über die Weltverachtung und die Verzweiflung der heutigen Kunstjünger. klagen, sollten sich darüber ihre Gedanken machen. Es gibt auch noch ein Wiederfinden von Mensch zu Mensch, des Künstlers und seiner Mitmenschen, trotz — ja gegen die Zeit, der man an allem Schuld gibt, weil man selbst zu bequem ist, die Initiative in die Hand zu nehmen. Statt an die Menschheit zu appellieren ist es nützlicher, einen Menschen zu Gast zu laden.
Noch manche unserer österreichischen Gemeinden könnte dem Beispiel folgen und damit dazu beitragen, daß in unserem Land die Kunst auch wieder persönliches Anliegen des Volkes wird.
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