Clemenssetz - © Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Clemens J. Setz: Mehr Ziegen, weniger Debatte

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Clemens J. Setz hat für seinen biografischen Roman „Monde vor der Landung“ den Österreichischen Buchpreis erhalten.

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Clemens J. Setz hat für seinen biografischen Roman „Monde vor der Landung“ den Österreichischen Buchpreis erhalten.

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Auch diesmal kommen Ziegen vor. Die hübschen, aber sturen und eigensinnigen Tiere, denen, zumindest nehmen viele Menschen das so wahr, der Schalk im Nacken sitzt, meckern und springen in fast jedem Roman des Autors herum, und das ist durchaus programmatisch zu verstehen. Clemens J. Setz hatte schon immer ein Herz für das ein bisschen Schräge, das Widerständige, das Eigensinnige. Wie in den Ziegen sieht der Autor auch in seinen Figuren gerade in der Individualität und Verschrobenheit das Liebenswerte. Mit dem Protagonisten in seinem Roman „Monde vor der Landung“ treibt er diese Vorliebe auf die Spitze.

Peter Bender heißt sein Held, dessen Heldentum, sonst wäre es kein klassischer Setz-Text, in seinem Antiheldentum besteht. Peter Bender ist eine historische Figur, der bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. 1893 im rheinland-pfälzischen Bechtheim geboren, war Bender zunächst als Kriegsfreiwilliger Flieger im Ersten Weltkrieg. Bei der Betrachtung der Welt von oben entstand in ihm die Vorstellung, dass die Welt zwar eine Kugel sei, wir uns allerdings innerhalb dieser Kugel befänden, während außerhalb nichts existiere. Bender war weder der Erste noch der Einzige, dem diese Idee kam. Der Erste, der sie formulierte, war 1870 der Amerikaner Cyrus Reed Teed, in Deutschland ging 1901 Karl Neupert mit der Theorie an die Öffentlichkeit. Die sogenannte Hohlwelttheorie steht im Zentrum von Setzʼ Roman, auch wenn Bender noch ganz andere, zum Teil interessante, zum Teil hochgradig abstruse Ideen und Theorien entwickelte. So gründete er 1919 die Religionsgemeinschaft „Wormser Menschengemeinde“. Seine Ideen verarbeitete er auch im Roman „Karl Tormann“.

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