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Arbeitgeber der Besiegten...

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Etwa 26.000 Arbeiter aus den besetz- i ten Gebieten sind heute in Israel : in Landwirtschaft, Industrie, Bau, : Hotelfach und öffentlichen Diensten : beschäftigt. Von ihnen kommen : ungefähr 20.000 aus Zisjordanien, 5000 aus dem Gazastreifen und zirka

800 bis 1000 aus dem Gebiet der Golan-Höhen. Ein Teil von ihnen wurde bereits kurze Zeit nach dem Sechstagekrieg in Israel be- , schäftigt. Die Arbeit wunde bisher . niemals abgebrochen und sogar an , denjenigen Tagen, an denen in den besetzten Gebieten ein Generalstreik . ausgerufen, der Ausnahmezustand verhängt wurde oder eine allgemeine . Spannung herrschte, fuhren die Arbeiter und Arbeiterinnen trotzdem per Autobus und Lastwagen an die , Arbeitsplätze in Israel.

Die Beschäftigung von zirka 26.000

Arbeitern wurde in Israel zu einer i wirtschaftlichen Notwendigkeit, da die großen Sicherheitsansprüche der i hiesigen Bevölkerung dazu führen, i daß fast jeder Reservist der Armee, , im Alter von 18 bis 55, für ein bis eineinhalb Monate pro Jahr zum , Militärdienst eingezogen wird. Durch . die zur Zeit herrschende Prosperität 1 im Staate Israel, die teilweise auch , durch die großen Militäraufträge . und Waffenexporte bedingt ist, be- . steht ein Arbeitenmangel, insbeson- . dere bei ungelernten und schlecht- . bezahlten Arbeitern.

Widerstand in Israel

Innerhalb der israelischen Regierung 1 stößt die Beschäftigung der Einwoh- i ner der besetzten Gebiete auf den i heftigsten Widerstand des General- I Sekretärs der Arbeiterpartei, Minister ohne Portefeuille Pinchas Sapir,

der als einer der stärksten Männer Israels gilt, und der Ministerpräsidentin, Frau Golda Meir. Doch ist die wirtschaftliche Notwendigkeit stärker als jeder Widerstand.

Mit Beginn der Citrussaison im Dezember dieses Jahres werden weitere zirka 8000 Arbeiter aus den besetzten Gebieten zum Orangen- und Grapefruitpfflücken nach Israel gebracht wenden. Man will besondere Arbeitslager errichten, damit die Arbeiter nicht jeden Tag nach Hause f ahren müssen.

Jeden Morgen um 5 Uhr passieren Dutzende Autobusse und Lastwagen die Kantrollpunkte zwischen Israel und den besetzten Gebieten. Die Passanten werden auf Waffen durchsucht und müssen ihre Ausweise vorzeigen. Im allgemeinen ist die Kontrolle jedoch verhältnismäßig locker und nur bei Stichproben werden strengere Durchsuchungen vorgenommen. Bisher waren keine Sicherheitsvergehen und Terroraktionen der in Israel beschäftigten Arbeiter zu verzeichnen, obwohl diese ununterbrochen von den Terrororganisationen dazu aufgefordert werden. Schwierigkeiten entstanden in der ersten Zeit bei der Beschäftigung von Frauen. Des öfteren schickte man einen alten Araber mit, der als Keuschheitswächter dienen sollte. An einigen größeren Arbeitsplätzen kamen die Frauen mit ihren kleinen Kindern zur Arbeit und brachten wieder alte Leute mit, die während ihrer Arbeit auf die Kinder aufpassen mußten.

Kurse für Facharbeiter

In den letzten Monaten richtete die israelische Regierung in den besetz ten Gebieten auch Fachkurse ein, zumeist in der Metallbranche, um einen Teil der Arbeiter als Fach- und Semifacharbeiter beschäftigen zu können. Viele israelische Arbeitgeber beschäftigen die Arbeiter der besetzten Gebiete in Paaren — je ein jüdischer und ein arabischer Arbeiter auf demselben Posten —, um eine gewisse Sicherheitskontrolle zu haben und auch um gesellschaftliche Eingliederung der Araber zu erreichen. Auf diese Art und Weise wurden schon manche jüdisch-arabischen Freundschaften geschlossen, die auch oft in gegenseitigen Familienbesuchen zum Ausdruck kommen.

Gleiche Entlehnung

Der Mindestlohn für eine ungelernte Arbeiterin (zum Beispiel in einer Konservenfabrik) beläuft sich auf 12,50 IL pro Tag (3,50 IL = 1 Dollar). Davon werden 1,50 IL für Sozialeinrichtungen abgezogen. 1 bis 2 IL pro Tag muß man für Fahrgeld rechnen. In den besetzten Gebieten bekommt man für dieselbe Arbeit ungefähr 2,50 IL bezahlt. Der Lohn für Hilfsarbeiter am Bau ist 18,50 IL und in der Landwirtschaft 14,50 bis 15 IL, so daß die Entlohnung dieselbe ist wie für israelische Arbeiter. Der Durchschnittsarbeitelohn in Zisjordanien ist 6,40 IL und im Gazastreifen 4,90 IL.

Die Arbeit in Israel ist heute ein Faktor im wirtschaftlichen Leben der besetzten Gebiete, der fast nicht mehr wegzudenken ist. Er führte dazu, daß dort bereits ein Mangel an Arbeitskräften herrscht und es immer schwieriger wind, Leute für schlecht bezahlte Arbeiten zu finden.

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