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Die Krone: Forschung

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Und endlich zum Abschluß noch ein kurzes Wort über die Forschung selbst, die ja letzten Endes die Krone einer akademischen Schule ist. Moderne medizinische Forschung erfordert Personal, noch mehr Personal, und viel Geld für die immer teurer und technisch umständlicher werdende Apparatur. Ich will nicht bestreiten, daß hie und da immer Entdeckungen mit dem Kopf allein gemacht werden; die meisten der modernen Großtaten aber waren und sind ohne die Möglichkeiten entsprechender technischer Hilfsmittel (natürlich zur Kopfarbeit) nicht denkbar. Ich möchte jetzt nicht wieder ein Lamento über insuffiziente Personalbesetzung und Dotation anschließen. Wir alle wissen, daß wir nicht in einem reichen Land leben und daß wir unsere Ansprüche beschränken müssen, wenngleich unser Kulturbudget im Verhältnis zu anderen Ausgaben eindeutig beschämend ist. — Worauf ich aber hier nur kurz hin- weisen möchte, ist die Notwendigkeit einer inneren Planung, von der maif%d uns riöeh kfeiiie Sįmr bė“ merk (.Gerade'die Kostspieligkeit (fef heute notwendigen Forschüngseihrich- tungen machen es eben notwendig, daß sich nicht jede Fakultät, jede Klinik unter Doppelkliniken, mit vielleicht gerade den gleichen Problemen beschäftigt und sich die gleichen teuren Apparaturen anschafft, die dann nicht restlos ausgenützt werden: es wäre eine Selbstverständlichkeit, daß man durch interne Planung sich auf eine gewisse Arbeitsteilung zunächst innerhalb der Doppelkliniken, dann aber auch innerhalb der gleichartigen Kliniken (beziehungsweise Forschungsinstitute) der verschiedenen österreichischen Fakultäten einigen würde. Etwa so, daß eine Klinik vorwiegend auf dem Gebiete der Hämatologie, Cardiologie forscht, die andere auf dem Gebiet der Stoffwechselkrankheiten, des Darmtraktes usw. So daß jeweils nur eine Klinik mit einer dann aber erstklassigen Spezialausrüstung für das betreffende Gebiet ausgerüstet sein müßte und die beschränkten Mittel zweckmäßigst verwendet werden könnten. Selbstverständlich würde zum Beispiel jede interne Klinik, die allgemeine Standardausrüstung benützen müssen, die zur klinischen Führung nun einmal unerläßlich ist, aber die kostspieligen, in die Hunderttausende gehenden Spezialapparaturen (Einrichtungen für Herzkatheter, Isotopenlaboratorien, Spezialröntgeneinrichtungen, Elektronenmikroskope usw., um nur eines zu nennen), müßten eben auf jeweils einer Klinik .zentralisiert bzw. verteilt, sein.

änderen Ständern, irfsnföWfetf “sögSf das Kulttfirbödge wesentlich höher liegt als bei uns, auf diesem Gebiet schon ist, zeigt uns am besten das vor schon einem Jahr im Druck erschienene (also schon vor mindestens zwei Jahren ausgearbeitete!) „Handbuch des Wissenschaftlichen Rates Deutschland". Dort ist (S. 119) ein ausführliches .Schwer- punktprogramm" ausgearbeitet, in dem sich die einzelnen Fakultäten in die Forschungsgebiete teilen, genau in dem Sinne, wie ich es eben diskutierte. Bei uns findet man nicht einmal Ansätze dazu!

Das Gute ist selbstverständlich

Ich habe im obigen versucht, einige Probleme zu zeigen, die heute jeden bewegen müssen, dem das Fach und das akademische Studium der Medizin am Herzen liegen. Es gäbe noch viele Fragen zu diskutieren (einleitendes Studium generale, Lateinverpflichtung, Doktordissertation, Ausbildung nach der Promotion usw.), die aber hier zu weit führen würden. Hier sollten nur jene Fragen gestreift werden, die mir am dringendsten erschienen, wobei ich, um Mißverständnisse auszuschließen, zweierlei unterstreichen möchte: erstens, daß ich absichtlich natürlich nur die Punkte herausgehoben habe, die mir reformbedürftig erschienen. Es gibt, Gott sei Dank, vieles, was bei uns gut und sehr gut ist, doch darüber braucht man eigentlich nicht zu reden, denn so sollte es ja sein. Zweitens, daß es sich ausschließlich um meine Privatmeinung handelt, und daß ich hier in keiner Weise als Mitglied des Kollegiums oder dergleichen die Meinung dieses oder einer anderen Körperschaft, der ich angehöre, zum Ausdruck bringen wollte.

Nichts anderes sollen diese Zeilen bezwecken, als daß man sich endlich auch bei uns mit diesen und anderen einschlägigen Fragen beschäftigt, sich nicht, wie bisher, harmlos-heiter mit dem Status quo zufrieden gibt. Auf der ganzen Welt bricht auch auf medizinischem Gebiete das Alte um, und Neues, kaum Absehbares wird geboren. Die alten Formen aber müssen sich dem Neuen anpassen, müssen Raum schaffen für die neuen Entwicklungen und für die neue Generation, die sie tragen wird, und dies muß rasch geschehen, wenn anders wir nicht den Anschluß verpassen wollen.

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