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Religiöse Bildung in der Schule

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Wenn wir das, was man im allgemeinen Religionsunterricht nennt, in diesen wenigen Zeilen umschreiben soll, dann müssen wir wohl den Finger auf die Stelle legen, wo das Hauptgewicht und der Schwerpunkt jedes Religionsunterrichts liegt. Er ist mehr als ein Unterricht, der nur Kenntnisse vermitteln soll. Er geht auf ein bleibendes Ziel, die religiöse Bildung. Der österreichische Episkopat hat zur Erreichung des von ihm aufgestellten Lehrplans Fachleute beauftragt, Lehrbehelfe, unsere Religionsbücher, zu verfassen und diese Religionsbücher für das ganze österreichische Bundesgebiet einheitlich verpflichtend vorgeschrieben.

Es ist eine kulturelle Tat der Verlagsanstalt T y r o 1 i a, Innsbruck - Wien, daß sie sich aus dem Ethos eines katholischen Verlegers heraus bewußt und verantwortlich gefühlt hat, das gesamte religiöse Unterrichtsschrifttum zu tragen und unter großen Opfern herauszubringen.

Im einzelnen seien kurz erwähnt: Für die Volksschule steht das Religionsbüchlein von Pichler in Verwendung, das, über alle Diskussion erhaben, das biblisch-geschichtliche Lehrverfahren als das „Ei des Kolumbus" gefunden hat. Für die Hauptschule reiht sich daran die „Biblische Geschichte", die durch Fachgelehrte ersten Ranges bearbeitet wurde. Es zeichnet sich durch kindertümliche Ausdrucksweise aus. Das zweite Religionsbuch, das in der Hauptschule und zugleich auch in der ersten und zweiten Klasse der Mittelschule verwendet wifd, ist der Katechismus. Dieser Katechismus, der vor 25 Jahren entstanden ist, war ein gewaltiger Fortschritt gegenüber de.m früheren Katechismus, der nur Frage und Antwort enthielt. Wenn heute ein großes Für und Wider in der Katechismusfrage laut geworden ist, das sich mit dem Problem eines Lehrstückkafechismus beschäftigt, muß doch darauf hingewiesen werden, daß der neue Basler Katechismus auf dem Grundsatz unseres bisher noch in Geltung stehenden Katechismus aufgebaut ist. Es ist klar, daß es Sache des Religionslehrers sein muß, den Katechismus persönlich durch große Bibelnähe zu beleuchten.

Für die Mittelschule reiht sich die Sammlung „Das Gottesreich“ an. Der zweite Band dieser Sammlung (der Katechismus zählt als erster Band) beschäftigt sich mit der Geschichte des Alten ‘Bundes. Der Wiener Universitätsprofessor Prälat Dr. Johannes Gabriel und der Privatdozent Dr. Claus S c h e d 1 haben ein auf dem neuesten Stand der alttestamentlichen Wissenschaft stehendes Unterrichtswerk geboten, das den bezeichnenden Titel „Weg zu Christus" (Band 2 der Reihe „Das Gottesreich") führt. Damit soll angedeutet werden, daß die alttestamentliche Heilsgeschichte den Zweck und die Aufgabe in der Hinführung zur Erlösung findet. Die vierte Klasse der Untermittelschule ist dem Neuen Testament gewidmet. Der systematische Bau der neutestament- lichen Heilsgeschichte im Leben Jesu und in der Gründung und der Jugendzeit der Kirche wird im Buche „Erfüllung“ (Band 3 der Reihe „Das Gottesreich") von Universitätsprofessor Monsignore Dr. Michael Pfliegler geboten. Außerdem findet auch noch die ganze Bibel des Neuen Bundes reichlich Verwendung. Von der zweiten bis zur vierten Klasse und besonders in der dritten Klasse des ersten Trimesters wird ein systematischer Liturgikunterricht unserer heranwachsenden Intelligenz geboten. Da die Liturgie das größte ist, das wir Menschen tun können, muß ihr auch in der theoretischen Behandlung ein entsprechender Platz eingeräumt werden. In der „Liturgik" (Band 4 der Reihe „Das Gottesreich“ von Professor Dr. Alexander Zwettler) wird der moderne Liturgikunterricht jeweils mit den klaren und inhaltsreichen Texten des Rundschreibens „Mediator Dei" Papst Pius’ XII. unterbaut. Das darf auch als ein Anliegen dieses Buches bezeichnet werden, die jungen Hörer möglichst frühzeitig mit den Enunziationen der Päpste bekannt zu machen.

Auch auf der Oberstufe haben wir eine Sammlung von modernen Religionsbüchern unter dem Namen „Der We g“. „Die Wahrheit“ und „Das Leben". Für die fünfte Klasse der Ober-

mdtt eischule erscheint das Buch .Die W ahrheit", eine Fundamental theolo- gie, die sich mit den Grundlehren von Religion, Christentum und Kirche auseinandersetzt. Gerade in diesem entscheidenden Alter der Jugend ist es notwendig, daß die Tatsache aufgezeigt wird, Glaube und Wissenschaft sind kein Gegensatz. Das Buch „Die Wahrheit" (von Professor Dr. Alexander Zwettler) mit dem dazugehörigen Handbuch desselben Autors für den Lehrer („Auf diesem Fels“) gibt das nötige Rüstzeug. Auf dem breiten Fundament des Glaubens wird in der sechsten Klasse die besondere Glaubenslehre (Dogmatik) weitergeführt. Ein Lehr-, Lese- und Arbeitsbuch aus der Feder von Schottenabt Prälat Dr. Hermann Peichl, „Das Leben“, bringt reiches Material und betont vor allem auch das liturgische Leben in dem Aufbau des Glaubensgebäudes. Die siebente Klasse ist der Moral gewidmet. Das Buch „Der Weg" von Universitätsprofessor Msgr. Dr. Michael P flieg-

1 e r bietet das Material der Sittenlehre in einem großen Abschnitt der Prinzipien und einer lebensnahen Darstellung der Gebote, wobei auch die modernen Probleme ausgiebige Behandlung erfahren. Auf der Oberstufe läuft parallel der Unterricht in der Geschichte des Gottesreiches. Das Buch .Kirchen- geschichte" von Professor Doktor Anton M. Pichler bringt eine große Fülle von Material besonders auch aus der österreichischen Kirchengeschichte. Für die achte Klasse ist ein Buch mit den besonderen Problemen der Weltanschauung von Professor Doktor Alfred Holländer in Arbeit. Damit wird das gesamte Unterrichtswerk seinen Abschluß finden.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Der österreichische Episkopat hat die ungeheure Bedeutung und Verant wortung des Rsligioasynteiiichte -erkannt und durch die Übernahme der Herausgeberschaft der Religionsunterrichtswerke unterstrichen. Die Verlagsanstalt Tyrolia hat keine Mühen gescheut, um dieses wahrhaft kulturelle Hauptwerk der Volksbildung ungeachtet aller Schwierigkeiten zu einer wirklichen Hilfe von Lehrer und Schüler zu gestalten. Wenn da und dort noch Wünsche offen sind und auch, in Form einer ehrlichen und sachlichen Kritik geäußert werden, wird das Werk nicht an einem bestimmten Punkt stehenbleiben, sondern weiter in die Zeit hineinwachsen. In diesem Sinne mag auch für den Re1 ligionsunterricht das Wort unseres he ligen Clemens Maria Hofbauer, dessen Fest wir in diesen Tagen wieder feiern konnten, gelten: „Das Evangelium muß immer neu gepredigt werden. Auch die Katechese ist ja eine Predigt."

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