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Gasthaus auf vier Rädern

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Die Campingbewegung ist heute eine internationale Einrichtung geworden, sehr zum Leidwesen mancher Hoteliers, die den Campingfreund als verloren Kundschaft betrachten. Dem ist jedoch nicht so. Wer Camping betreibt, der wäre als Hotelgast entweder gar nicht oder nur für so kurze Zeit in Betracht gekommen, daß der Verlust nicht so groß sein kann. Dies trifft allerdings nicht zu für manche Anhänger dieser modernen Art zu reisen, denen die Romantik mehr bedeutet als die Bequemlichkeit, die sie sich wchl leisten könnten. Auf der anderen Seite aber schafft Camping für eine ganze Reihe von Geschäftszv/eigen neue Verdienstmöglichkeiten, ganz abgesehen von den Erzeugern der typischen Campinggeräte und -hilfsmittel, die heute, man möchte fast sagen, eine neue Industrie geschaffen haben.

Grundsätzlich kann man zwei Arten des Campings unterscheiden: das Vollcamping mit Zelt und allem Drum und Dran und das Teilcamping, das heißt jene Reisenden, die wohl in Gaststätten oder Hotels übernachten, sich bei den Mahlzeiten aber selbst versorgen. Gerade letzteres ist eine billige und angenehme Art des Reisens und kann von allen Altersgruppen durchgeführt werden, während ein Uebernachten im Zelt von den bequemeren „älteren Jahrgängen“ nicht mehr goutiert wird. Hotels oder Untermietzimmer sind im allgemeinen erschwinglich und bieten doch einen wesentlich größeren Komfort als auch das schönste Zelt. Wirklich teuer ist im allgemeinen, und da besonders im Ausland, das Essen im. Restaurant. Durch eigene Zubereitung der Mahlzeiten sind selbstverständlich die Unkosten erheblich geringer, außerdem wird man eher satt.

Wir empfinden das Restaurantessen in Deutschland als teuer. Noch teurer das in Italien. Dort macht der stehende Betrag, für das Gedeck und meist ungenossene Brot oftmals mehr aus als der tatsächliche Preis für die Mahlzeit. Sucht man dagegen bescheidenere Restaurants auf, dann gibt es dort meist keine Karte, nach der man wählen kann, und man wird als unerfahrener Ausländer nicht selten fühlbar überschätzt.

Lim ein Teilcamping durchführen zu können, benötigt man selbstverständlich eine Ausrüstung, die sich jedoch mitunter innerhalb der ersten Urlaubstage amortisiert. Zweckmäßig sind hier vor allem Campingstühle und ein kleiner Klapptisch. Beide werden durch die zuständige Industrie so gefertigt, daß sie auch in den kleinsten Fahrzeugen mitgeführt werden können, ohne daß dadurch das Gepäck sehr wesentlich beeinträchtigt wird. Sogar Liegestuhlkonstruktionen dieser Art sind leicht mitzuführen. Entsprechendes Campingservice und -eßbe-steck, das heute schon in geschmackvoller, leichter und raumsparender Form zur Verfügung steht, sowie ein Spirituskocher sind im allgemeinen schon ausreichend, um sich selbst zu verpflegen. Kocher gib{ es heute schon, die auch verwöhntesten Ansprüchen genügen. Anderseits gibt es auch einfachste und billigste Trockenspirituskocher, die etwa zum bloßen Aufwärmen von Konserven genügen.

Auf dem Campingzubehörsektor ist heute vom Großraumzelt bis zur kleinsten Gummimatratze einfach alles zu haben. Diese Industrie war sichtlich bestrebt, auch für finanziell begrenzte Wünsche eine ganze Reihe von Campinggegenständen zu schaffen. Jeder, der für Camping etwas übrig hat, kann diesem Sport also frönen. Bevor man jedoch darangeht, Anschaffungen zu machen, wird man sich absolut klar sein müssen darüber, wie weit man als Selbstversorger zu leben gedenkt. Die Vielfalt des Gebotenen verleitet leicht dazu, mehr anzuschaffen, als man überhaupt brauchen kann.

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