Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Herbsturlaub in Österreich
„Heuer können wir nicht auf Urlaub gehen, wir haben kein Geld..Haben Sie das in Ihrem Bekanntenkreis nicht schon gehört? Die Leute, die das sagen, gelben meist auch gleich die Erklärung dafür: „Wir haben einen neuen Wagen gekauft… die Wohnung aus- malen lassen, die Küche modernisiert… einen Fernseher angeschafft..Mit anderen Worten: Wir verzichten heuer auf die Erholung, man kann auch daheim ausspannen. Natürlich kann man das. Schon allein, daß man am Morgen nicht zeitig aufstehen und in die Werkstatt oder ins Büro hetzen muß, ist eine Art von Erholung — aber doch nicht die richtige. Denn zum Urlaub gehört eben die Veränderung der Umgebung, der Tapetenwechsel, und der Großstädter kann sich überhaupt nur erholen, wenn er irgendwo endlich reine Luft atmet, ohne Straßenlärm schlafen kann und möglichst viel Grün um sich hat. Und Ruhe, weil die strapazierten Nerven wenigstens einmal im Jahr Schonzeit brauchen.
Sehr schön, werden jene sagen, die wegen Geldmangels zu Hause bleiben möchten. Wo gibt es heute noch einen Urlaub, den man sich mit äußerst knapper Geldbörse leisten kann? Einen Ort, wo man kaum teurer lebt als zu Hause?
Kluge Leute wissen solche Plätze in Österreich. Manchmal verraten sie es auch, wo man Wirklich preiswert Urlaub machen kann. Man hört da gelegentlich von waldreichen Sommerfrischen, von Gasthäusern und Pensionen, wo man — vor allem in der Spätsaison — zu erstaunlich, niedrigen Preisen gut wohnen und ausgezeichnet essen kann, man hört von Vollpensionen zu 60 oder 70 Schilling. Das scheint in Österreich längst nicht so selten zu sein, wie der an aufwendige Auslandsurlaube gewöhnte Mensch von heute annimmt.
Da es aber doch mehr oder weniger Glücksache ist, eteen Ort zu finden, wo das alles uutrifft — Qualität und Preiswürdigkeit —, hat die Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft eine Broschüre herausgebracht, die darüber Aufschlüsse gibt. Sie heißt „Verbilligter Urlaub in Österreich” und ist in der Portierloge des Hauses Hoher Markt 3, Wien I, zu haben. Eine andere Broschüre, die für Erholungsuchende nicht minder informativ ist, nienmt sich „Erholuogsdörfer in Österreich”. Sie kann im Büro des österreichischen Ge- meindebumdes, Wien I, Johannesgasse 15, besorgt werden.
In beiden Broschüren werden Urlaubsvorschläge gemacht. Sie sind für Leute gedacht, deren finanzielle Möglichkeiten begrenzt sind, die aber doch auf Qualität — in jeder Hinsicht — Wert legen: auf schöne Landschaft, tadellose Quartiere, gepflegtes Essen. Für Leute also, die zwar keinen „Pflanz” treiben wollen, die aber doch nicht anspruchslos sind und ganz genau wissen, was sie wollen: wirkliche, ungeschmälerte und ungetrübte Erholung.
Daß man die gewünschte und notwendige Entspannung, die Regenerierung der arg zerzausten Kräfte, am besten in der stilleren Zeit findet, demnach ln der ausklingenden Hauptreisezeit, ist ja wohl selbstverständlich. Seit dem 1. September ist es überall angenehmer: stiller, erholsamer und — was nicht unwichtig ist — billiger. Und was der Herbst dem Urlauber an Wetterbeständigkeit zu bieten hat, dürfte nicht unbekannt sein.
Niemand braucht den Urlaub abzuschreiben, weil er gerade knapp bei Kasse ist und heuer auf die Auslandsreise verzichten muß. Er braucht sich nur auf Österreich einzustellen, eine der vielen Chancen zu nützen, die ihm in der späten Saison in unseren Sommerfrischen geboten werden. Große Erholung bei kleinen Preisen — er wird diesen „Ausweg” bestimmt nicht bereuen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!