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Urlaub leichtgemacht

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Es ist weise gehandelt, bevor man ausreist, aus Büchern oder mündlichen Erzählungen sich genau von dem Wege, den man nehmen will, von demjenigen, was unterwegs und in den Orten, die man besuchen möchte, zu bemerken, zu beobachten und zu vermeiden ist, nicht weniger von den Preisen und den unvermeidlichen Geldausgaben zu unterrichten, damit man weder betrogen werde, noch in Verlegenheit gerate, noch etwas zu sehen verabsäume, das der Aufmerksamkeit wert scheint.

Man verrechnet sich leicht in seinen Überschlägen der Reisekosten; ich rate daher, nicht nur nach gemachtem Überschlag sich immer etwa auf ein Drittel mehr gefaßt zu halten, als die gezogene Summe beträgt, sondern auch besorgt zu sein, daß man in den Haupt-örtern, durch welche man kommt, an sichere Geschäftsmänner gewiesen sei, oder sonst Mittel habe, im Fall unvorhergesehene Umstände eintreten, sich aus der Verlegenheit zu reißen.

Zum Reisen gehört Geduld, Mut, gute Laune, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch kleine widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lasse.

Dies ist doppelt zu empfehlen, wenn man einen Gesellschafter bei sich hat.

Denn nichts ist langweiliger und verdrießlicher, als mit einem Manne zu reisen und in einem Kasten eingesperrt zu sitzen, der stumm und mürrischer Laune ist, bei dem geringsten unangenehmen Ereignis aus der Haut fahren will, über Dinge jammert, die nicht zu ändern sind, und in jedem kleinen Wirtshause so viel Gemächlichkeit, Wohlleben und Ruhe fordert, wie er zu Hause hat.

Das Reisen macht gesellig; man wird da mit Menschen bekannt und auf gewisse Weise vertraut, die man außerdem schwerlich zu Gesellschaftern wählen würde. Das ist auch weiter von keinen Folgen, wenn man sich hütet, in der Vertraulichkeit gegen Fremde, die man unterwegs antrifft, zu weit zu gehen, und dadurch Abenteuerern und Spitzbuben in die Hände zufallen.

Wenn man an dem Wagen etwas zerbricht, so sind mehrenteils in den Städten die Handwerksleute sogleich bei der Hand, verstehen sich auch wohl mit den Postknechten, den Schaden für viel größer anzugeben, als er ist, um desto mehr Geld von dem Reisenden zu ziehen. Ich rate desfalls, bei solchen Gelegenheiten alles selbst zu untersuchen oder durch treue Bedinete untersuchen zu lassen, bevor man Befehle zur Ausbesserung gibt.

Es ist eine Regel der Klugheit, vorher mit Handwerksleuten auf das genaueste zu dingen, bevor man etwas ausbessern läßt oder sonst Dinge, die zur Bequemlichkeit dienen, an fremden Orten anschafft.

Das Fußgehen ist gewiß die ange-nehmeste Art zu reisen. Man gehießt die Schönheiten der Natur; man kann unerkannt unter allerlei Leute sich mischen; beobachten, was man außerdem nicht erfahren würde; man ist ungebunden, kann das freundlichste Wetter und den schönsten Weg wählen, sich aufhalten, einkehren, wann und wo man will; man stärkt den Körper, wird weniger erhitzt und gerüttelt, hat gute Eßlust und süßen Schlaf, und ist, wenn Müdigkeit und Hunger der Bewirtung das Wort reden, leicht mit jeder Kost und jedem Lager zufrieden.

Hat man große Tagereisen zu machen, so genieße man früh morgens nichts als ein Glas Wasser! Hat man dann einige Stunden zurückgelegt und fühlt sich ermüdet, so ist Kaffee und Brot zur Erquickung heilsam. Zuweilen ein Glas Wein kann auch nicht schaden; Branntwein macht müde und schlaff.

Wenn ich nicht fürchtete, weitschweifig zu werden - versichert Adolph Freiherr von Knigge schließlich noch: so würde ich hier noch manche, gewiß nicht unnütze Vorschrift geben. Allein ich sehe schon die Herren Krittler die Nase darüber rümpfen. Wer aber überlegt, daß in diesem Buche überhaupt Vorschriften zu einem glücklichen, ruhigen und nützlichen Leben in der Welt und unter Menschen gegeben werden sollen, der wird sich wundern, wenn er hört, daß ein deutscher Rezensent gesagt hat, ich sei in den Fehler so vieler deutscher Schriftsteller gefallen, die ihren Werken zu viel Vollständigkeit geben wollten und darüber freilich weniger unterhaltend schrieben».

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