„Mister Skisprung“ Toni Innauer - Toni Innauer, geboren 1958 in Vorarlberg, ist Skisprung- Olympiasieger,<br />
langjähriger Erfolgs-Trainer und ÖSV-Sportdirektor. Der Mehrfach-Unternehmer und Autor lebt in Tirol. - © Manfred Weis

Toni Innauer über Bewegungsarmut: „Bevor wir zu Cyborgs werden“

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Wir sitzen uns zu Tode, warnt Skisprung-Legende Toni Innauer. Corona hat den Trend zu noch mehr Bildschirmzeit verstärkt. Der Bewegungsarmut bei Groß und Klein sagt er mit Vorbildern aus der alpinen Tierwelt und Übungen für Körper und Seele den Kampf an.

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Wir sitzen uns zu Tode, warnt Skisprung-Legende Toni Innauer. Corona hat den Trend zu noch mehr Bildschirmzeit verstärkt. Der Bewegungsarmut bei Groß und Klein sagt er mit Vorbildern aus der alpinen Tierwelt und Übungen für Körper und Seele den Kampf an.

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Österreichs „Superadler“ wären ohne herausragende Trainerpersönlichkeiten wie Toni Innauer nie flügge geworden, schrieb DIE FURCHE vor zehn Jahren. Innauers jetziges Trainingsziel ist um vieles fordernder: eine zu lange sitzende Gesellschaft wieder in Bewegung bringen.

DIE FURCHE: Herr Innauer, Sie warnen davor, dass wir mit zunehmendem Bewegungsmangel den biologischen Ast absägen, auf dem wir sitzen – wie meinen Sie das?

Toni Innauer: Unsere Körperlichkeit ist das Erste und Unmittelbarste, das wir immer schon besitzen. Doch wir erleben gerade, wie diese Selbstverständlichkeit zurückgedrängt wird und uns abhanden kommt. Die fortschreitende Digitalisierung entfernt uns von unserem Körper. Unsere Leben finden immer mehr im Sitzen und vor Bildschirmen statt. Wollen wir nicht zu Cyborgs werden, müssen wir da gegensteuern und unseren biologischen Ursprung mehr kultivieren.

DIE FURCHE: In Ihrem Buch treibt Sie vor allem die Sorge um die motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen um.

Innauer: So wie wir früher als Kinder nach Schule und Hausaufgaben darauf gebrannt haben, endlich raus zum Spielen zu gehen, brennen die heutigen Kinder und Jugendlichen darauf, endlich im Internet ihre Games zu spielen. Ich bin kein Feind von Digitalisierung, Computer, Handy – ich nütze das ja selbst. Ich sage auch nicht, dass früher alles besser war. Doch es ist eine mit Studien belegte Tatsache, dass die motorischen Fähigkeiten unserer Kinder von Generation zu Generation zurückgehen. Ein einfacher Purzelbaum wird da oft schon zur Herausforderung.

DIE FURCHE: Mehr Sportunterricht könnte dieses Manko ausgleichen?

Innauer: Im Unterschied zur Digitaloffensive an den Schulen gerät der Schulsport in die Defensive und wird sukzessive gekürzt. Früher hätte das noch weniger Einfluss auf die körperliche Verfassungder Kinder und die allgemeine Gesundheit gehabt, weil sie sich außerschulisch noch viel mehr bewegten und auch die Ernährungsgewohnheiten andere waren. Aber heute müssen Kinder und Jugendliche richtige Bewegung genauso lernen wie Rechnen, Lesen, Schreiben… Ich bin zu sehr Realist, um zu glauben, dass die Schulpolitik plötzlich umschwenkt. Aberwir haben tolle Rückmeldungen auf unser Buch aus dem Schulbereich bekommen. Ich denke daran, mich mehr in der Lehrerfortbildung zu engagieren, um so Multiplikator(inn)en zu gewinnen und die Botschaft weiter zu tragen.

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