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Mangel an Vertrauen

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Robert Bzoch meint in seinem EU-Beitrag (FURCHE 11/1994), mit dem Staatsvertrag sei der „entscheidende Schritt aus planwirtschaftlicher Totalität" getan worden und das sei den Österreichern das Aufgeben von Souveränitätsrechten wert gewesen. Erstens hat es seit der Wiedererrichtung der Zweiten Republik nie plan-wirtschaftliche Totalität gegeben und, zweitens, wurde der Staatsvertrag nach zehn Jahren vierfacher Besetzung als Gewinn der heiß ersehnten Souveränität empfunden. Figls Jubelruf vom Balkon des Belvederes „Österreich ist frei!" fand zurecht milhonenfaches Echo.

Mit einem EU-Beitritt geschähe genau das Gegenteil: Österreich gäbe seine Souveränität weitgehend auf Besonders merkwürdig finde ich, daß Bzoch sich erst nach einem EU-Beitritt als europäischer Österreicher fühlen kann. Zu welchem Kontinent fühlt er sich bis dahin zugehörig?

Eben wird Österreich - noch außerhalb der EU - der zweite Platz in der Weltrangliste der Staaten zuerkannt, die als attraktiv für Investoren gelten, weil es sich durch große wirtschaftliche, politische und soziale Stabilitiät auszeichnet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil seine Arbeitslosenrate unter der Hälfte des Durchschnitts der EU-Länder liegt.

Als politisch interessierter und aktiver Zeitzeuge finde ich den Mangel an Vertrauen in die Kraft und Fähigkeit unserer Mitbürger, ihr staatliches Schicksal selbst zu meistern, der aus dem Beitrag Robert Bzochs spricht, erstens betrüblich und, zweitens, im Hinblick auf die Geschichte der Zweiten Republik auch schwer verständlich. Pau/ B/ou

1010 Wien, Bräunerstraße 10

So ist Bulgarien

Mit großem Interesse habe ich in der FURCHE-Tribüne 3/1994 die Besprechung zu dem kürzlich erschienenen Buch von Vassil Giuzelev „Bulgarien

zwischen Orient imd Okzident" aufgenommen. Einerseits war Professor Gjuzelev fünf Jahre lang (von 1984 bis 1989) Direktor des Bulgarischen Forschungsinstitutes in Österreich, andererseits ist die Ausgabe von Büchern über Bulgarien eine seltene Erscheinung in Osterreich. Wladi Titze hat dieses Buch sehr gelungen besprochen, derm es ist tatsäch ich „eine wissenschafthche Darstellung der mittelalterlichen Kultur Bulgariens und damit der geistigen Entwicklung der slawisch-byzantinischorthodoxen Gemeinschaft".

Verwundert war ich aber über die Auswahl der Illustration: der Bädermoschee in Sofia. Sie ist weder einer der ältesten, noch der repräsentativsten Bauten der bulgarischen Hauptstadt. Auf keinen Fall kaim dieser Bau als deren Symbol akzeptiert werden, dafür fehlen sowohl die historischen als auch die urbanisti-schen architektonischen Argumente.

Bulgarien ist kein islamisches Land oder Volk (trotz der Präsenz islamischer Minderheiten in den östh-chen und südöstlichen Gebieten), sondern es handelt sich um einen der frühesten christlichen Staaten in Osteuropa mit einer selbständigen und unabhängigen Bulgarischen Orthodoxen Kirche und eigenständiger Kultur, die ein Teil der christlichen Zivilisation sind.

Unfv. Doz. Christo CMioltchev Dinktor des Bulgarischen forschungsinstitutes in Österreich 1030 Wien, Parkgasse 18

Geteilte Meinung

Was hat Professor Jacob Kremer (FURCHE 10/1994) zu diesem unschönen Rundumschlag gegen Bischof Krenn bewogen? Fühlt er sich angegriffen? Man kann wohl verschiedener Ansicht sein, ob es in Österreich Theologen von hohem Niveau gibt oder nicht. Aber eines kann man nicht: Krenn angreifen, weil er die Position der Kirche gegenüber den geschiedenen Wiederverheirateten vertritt.

Wer sakramental heiratet, sich

scheiden läßt und zivil wieder heiratet, bricht die Ehe. Es handelt sich dabei um eine öffentliche und schwere Schuld. Deshalb kann die Eucharistie nicht gereicht werden. Wer wird da diskriminiert?

Wie groß die subjektive Schuld ist, weiß Gott allein. Darum steht es uns nicht zu, über den einzelnen ein Urteil abzugeben. Es gibt eine Reihe von Ehenichtigkeitsgründen.

Es ist also ein Gebot der Redlichkeit, eine eindeutige Sprache zu führen und nicht durch Wenn xmd Aber die Gläubigen zu verunsichern. Wer sich genauer über die Problematik informieren will, schlage den Weltkatechismus unter „Ehe' auf. Medll.Dr.KaHPlohovich 1232 Wien, ScheUenhofg. 4

Als engagierter Christ (CVer) möchte ich der FURCHE für die Veröffentlichung dieser mehr als notwendigen Stellungnahme eines höchst verdienten und angesehenen Theologen herzHch danken und Herrn Professor Kremer zu seinen deutlichen Worten gratulieren. Ich selbst hatte das sehr erhellende Vergnügen, Bischof Kurt Krenn schon als Weihbischof in Wien bei einem Diskussionsabend auf der Bude einer Wiener ÖCV-Verbindung zu erleben. Seine umstrittenen Positionen in kirchlichen und theologischen Fragen waren scl|on hinlänghch durch die Medien bekannt geworden. Wenn ich damals noch Zweifel an der Richtkeit der kritischen Berichterstattung über ihn gehabt hätte, so wären diese durch Bischof Krerm selbst gründlich ausgeräumt worden ...

Als äußerst schädlich für die katholische Kirche halte ich die Aktionen Bischof Krenns auf jeden Fall. Es erscheint mir schlichtweg grotesk, wenn er zuerst seine Sympathien für den Kirchenkurs des Herrn Haider öffentlich kundtut, um nachher dementieren zu lassen, daß er damit eine - indirekte - Wahlempfehlung verbinden wollte. Für wie dumm hält Bischof Krenn die Katholiken Österreichs eigentlich?

Gerhard Wielander

1020 Wien, Ausstellungsstraße 5/12

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