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Betrachtungen über die Gnade

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5. Bänddien der Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres (Zelt nach Pfingsten: Erster Teil). on Richard Schmitz. erlag Herold, Wien III. 148 Selten. Preis S 19.50.

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5. Bänddien der Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres (Zelt nach Pfingsten: Erster Teil). on Richard Schmitz. erlag Herold, Wien III. 148 Selten. Preis S 19.50.

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Richard Schmatz, der siich mit seinen Be- trachtungsbüchem eine große Lesergemeinde erworben hat, legt seinen Freunden den 5. Band der Betrachtungen für alle Tage des Kirchenjahres or.

Wer beim Erscheinen der ersten Bändchen dem religiösen Unternehmen des ehemaligen izekanzlers ielleicht kritisch oder abwartend gegenüberstand, wird durch den 5. Band der Betrachtungen über die Gnade eines besseren belehrt.

Betrachtungen über Ad ent und Weihnacht, ja selbst über die Fasten- und Osterzedt, besitzen wir aus manch schreibkundiger Laienhand. Hier aber befaßt sich ein Mann mit den tiefsten Problemen des religiösen Lebens nicht nur mit einem gründlichen theologischen Wissen, sondern or allem mit einem persönlichen Ernst, der nicht nur das Ergebnis eines langen christlichen Lebens, sondern auch die Frucht ieler schwerer Leidensjahre ist.

Wer Richard Schmitz nach 1945 begegnet ist, wurde immer aufs nachdrücklichste berührt on der tiefen erinnerlichung, durch die der einstige Politiker, der immer ein gläubiger Christ war, während der schweren Jahre in Dachau zum „homo religiosus wurde.

Man spürt, daß die Betrachtungen nicht „gemacht , sondern aus dem persönlichen Gebetsleben des erfassers erwachsen sind. Das ist der Grund, warum sie so echt und lebensnah wirken. Jede Betrachtung schließt sich an ein Schriftwort an.

In ungekünstelter, schlichter Sprache, fern allen religiösen Modeworten, bemüht sich der erfasser, im ersten Punkt seiner Betrachtungen das Schriftwort lebendig zu machen. Diese exegetische Arbeit gelingt ihm erstaunlich gut. Man bekommt eine tiefe Achtung or der Leistung dieses Mannes, wenn man überlegt, daß sie nicht aus der Hand eines weltabgeschiedenen geistlichen Schriftstellers stammt, sondern on einem Menschen, der an der Spitze eines Betriebes on über

Stift Lilienfeld 1202 bis 1952. erlag Herold, Wien 1952. 64 Seiten mit 24 Abbildungen.

Eine kleine, aber reizende Festschrift anläßlich des 750jährigen Gedenkens der Gründung des Babenberger Leopolds I., des Glorreichen, gibt im geschichtlichen Aufriß Einblick in die wechsel ollen Geschicke der Zisterzienserabtei, der „Perle des Traisentales’, Neben dem Geleitwort des gegenwärtigen Abtes M. Matschik entwirft der Stiftsarchi ar P. Justin Fitz in ausführlicher Regestenform ein anschauliches Bild des Stiftes im Zeitgeschehen on 1202 bi6 1952, während der Bibliothekar P. Othmar Hauptmann in prägnanter Kürze die Sammlungen und den Stift6park würdigt Den wert ollen kunstgeschichtlichen Beitrag über Kirche und Stift 6elb6t in Form einer anschaulichen Führung danken wir der berufenen Feder des Fachmannes Uni .-Prof. Dr. K. Oettinger, ebenso neue Quellenbelege über die Entstehung des Stiftes. Nur wenige Kirchenbauten Österreichs dürfen 6ich mit diesem Münster burgundischer Frühgotik messen. Als dem Münster ebenbürtiges Juwel gehört der Kreuzgang on Lilienfeld neben denen on Heiligenkreuz, Zwettl und Klosterneuburg zweifelsohne zu den schönsten nördlich der Alpen. Ein Nachwort über den Zisterzienserorden on Fr. Norbert Nußbacher beschließt dieses ansprechende Büchlein, das mit zwei Stichen und 22 ganzseitigen, gut gelungenen Abbildungen die überwiegend on Brühlmeyer, Baden, stammen, om erlag geschmack oll ausgestattet wurde.

Dr. P. Benno Roth O. S. B., Abtei Seckau

Zwischen den Zeiten. on Hans Nüchtern. Paul-Zsolnay- erlag, 1950.

Dies ist der zutreffende Titel für den Mann und seine Sicht, für die Darstellung seines Bewußt-Seins und seines Gefühls on der Umwelt, in die sein Leben gestellt ist: man muß nicht immer in die Ferne fahren, um das Erdenrund auszumessen: der Mensch i6t hier so wie anderswo: man kann hier wie dort nichts anderes als den Werten auf den Grund spüren, nichts anderes, als die Heimatlandschaft on einem echten Temperament aus anschauen Im kleinen Ding al6 Spiegel wird so die große Welt noch einmal erkannt und im Worte gestaltet. — Gehen wir nur andeutend in dfe Stilform der Gedichte „Zwischen den Zeiten ein, 60 wird Nüchterne Diktion schon in ihren Einzelheiten deutlich: Bilderreichtum, Gefühlswärme und klang oller Ton. — Aus zwei Jahrzehnten legt der Dichter Sprachformungen or, der Bau des durch Abschnitte nicht unterteilten Bandes ist klar zugänglich, er fügt unmerklich einen Themenkreis an den anderen. — An den Hymnus auf sein Heimatland „Österreich gliedern sich erse über da6 Wesen des Gedichts, Worte

400 Menschen steht und der neben den wirtschaftlichen und sozialen Problemen täglich nicht nur. die Zeit für sein persönliches Gebet, sondern auch die Kraft zur Aufzeichnung seiner Gedanken gefunden hat.

Was besonders anspricht, ist das starke männliche Ethos, das im zweiten Punkt jeder Betrachtung aufscheint Da ist nichts zu spüren on unfruchtbarer theologischer Problematik und ästhetischer Wortspielerei, wie sie in manchen Kreisen bis zum Überdruß gepflegt wird. Richard Schmitz fordert überall getreu dem E angelium und der klassischen aszetdschen Tradition, den letzten Einsatz des Menschen, wenn er der Gnade Gottes nicht erlustig gehen soll.

Im dritten Punkt erhebt sich jede Betrachtung zur Zwiesprache mit Gott. Jede faßt in einem Gebet die orgelegten Gedanken zusammen und stellt sie or das Angesicht Gottes. Die Gebete sind jener Teil der Betrachtungen, der am unmittelbarsten ahnen läßt, aus welcher Tiefe das religiöse Denken und Leben des erfassers kommt: sie werden aber auch, weil sie echtes, religiöses Leben sind, immer wieder neues religiöses Leben entzünden.

Eine Fülle christlichen Lebens scheint in den 148 Seiten des kleinen Bändchens auf. Da ist die Rede on den drei göttlichen Personen, om Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit, on Erbschuld und Erlösung, on den Gaben des Heiligen Geistes, on Gnade und Gotteskindschaft, on Jesus und seiner heiligen Mutter, on der Kirche und on den Sakramenten, on der Sünde, der ersuchung und der ollkommenheit.

Ein „Kompendium der praktischen Aszese könnte man das 5. Bändchen der Betrachtungen nennen. Wer sie nicht liest, sondern betend und meditierend durchgeht, wird immer wieder on der echten, kraft ollen Religiosität aufs stärkste erfaßt werden, mit der hier ein Lade zu Laden, aber auch zu Priestern spricht. Dr. Karl R. Dorr an ihn selber, Aussagen über die Zeitenwende, das Gedenken an ferne und erstorbene Freunde; geht der Band hin zu jenen Fernen, aus denen die Gläubigkeit de6 Dichters entspringt, leitet über zu den Themen des Jahresablaufs; die eigene Zeit wird dargestellt, der Ruf nach Ruhe, die Einkehr zur Befriedung wird mehrfach gestaltet; dem Pro- blemenkrei6 der Kunst sind mehrere Gedichte zugeordnet. — Hier noch einmal zusammengefaßt zeigt der Dichter Hans Nüchtern 6ein Wort ermögen. Kurz: die Dichtung eines Österreichers.

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis.

Roman. on Lion Feuchtwange r. Neuer erlag, Frankfurt am Main. 684 Seiten.

Ein mit intellektueller Leidenschaft geschriebener Künstlerroman und ein in goyesken Farben gemaltes Kulturbild Spaniens am Ende des 18. Jahrhunderts. — Begünstigt om Hof, on dem schwachen ierten Carlos, der lebenshungrigen Dona Maria Luisa on Parma und ihrem Günstling, dem mächtigen und eitlen Don Miguel, umworben on den Liberalen und Frankreich-Freunden, genau beobachtet om Heiligen Offizium, lebt der Hofmaler Francisco de Goya, unlösbar gebunden an Doria Cayetana, Herzogin on Alba, die er liebt und on der er weiß, daß sie ihm zum erderben werden wird. Alle diese Gestalten — und noch ein Dutzend anderer — sind meisterhaft dargestellt in einer Sprache, die nicht ohne Manier und nicht ohne Härten ist. Jedes Kapitel endet mit einigen — zuweilen holprigen — spanischen Trochäen, in denen die Szenen nicht etwa lyrisch ausklingen, sondern dramatisch pointiert werden. Das gelingt natürlich nicht immer in der gleichen Weise. Die Einleitungskapitel zu den drei Büchern (über Spanien im 18. Jahrhundert, über die Inquisition und über das letzte Jahrfünft des Jahrhunderts) sind als Meisteressays zu werten und erinnern an die besten Seiten on Feuchtwangers chef d’oeu re, den Roman „Erfolg“, dessen sich bald ein erlag annehmen sollte. Er wird wieder aktuell...

Un ollendete Symphonie. Roman. on Hans Weigel. Österreichische erlagsanstalt, Innsbruck 1951. 210 Seiten.

Dieses Buch hat gewissermaßen zwei Handlungen: eine innere und eine äußere, und muß deshalb auch on zwei Standpunkten aus angesehen werden. Die „innere Handlung scheint uns die wichtigere zu sein und ist mit wenigen Worten wiedergegeben: der aus der Emigration Heimgekehrte läßt ergangenes — nicht un ergessen, aber ergangen sein und ersucht, mit den Menschen seiner Heimat, unter denen die Anständigen überwiegen, als Mensch zu leben. Dies gelingt ihm, und er wird ein wirklicher „Heimkehrer . (Die autobiographen Züge auf dieser allgemeinen Ebene 6ind un erkennbar.) Weniger glücklich ist die „pri ate Handlung erfunden, an der diese positi e Erfahrung exemplifiziert wird: der Heimkehrer ersucht mit einer jungen Wiener Malerin das Experiment einer „Ehe , ohne mit ihr erheiratet zu 6ein. E6 kommt zu ernsten Krisen, bis die beiden schließlich bei einem Besuch des Zentralfriedhofs endlich die Zusammenhänge zwischen Liebe, Leiden und menschlicher Größe erkennen; sie lernen ihre Liebe und ihre gemeinsame Liebe zu Wien, die schon on Beginn an ein entscheidendes Bindeglied ihrer Beziehung war, unter einem neuen Aspekt sehen. Es ist der Gedanke an die Macht der ergangenheit, ihr Hereinragen in die Gegenwart und Zukunft und ihr gemeinsames erhaitet6ein mit diesen überindi iduellen Kräften. —

Der Reiz des Romans, der sehr geschickt als Tagebuch des jungen Mädchens abläuft, besteht in dem Charme und dem „tragischen Humor , welche die Diktion bestimmen. Es wird 6ehr Menschlich-Sympathisches über das Rassen- und Emigrantenproblem und Kluges über Kunst, Literatur und Musik gesagt — alles auf „Wienerisch , aber trotz der Eleganz und der leichten, zuweilen auch scharfen Satire mit einem ernsten und schwermütigen Ton. Das Buch ist unterschiedlich in seiner Qualität, Lob und gleichzeitig Einschränkung wird es sein, wenn man es eben als eine „un ollendete Symphonie bezeichnet.

Dipl.-Bibliothekar Franz Ser. etter

Krise und Zukunft der Demokratie. on Felix S o m a r y. Europa- erlag, Zürich 1952.

Der ehemalige Bankbeamte Doktor Felix Somary hat sich bereits durch 6eine Jugendarbeit über Bankpolitik einen Namen geschaffen. Weiter sind seine exakten oraussagen der großen Wirtschaftskrise und des zweiten Weltkrieges noch in aller Erinnerung. Nunmehr legt der geschätzte Autor eine Abhandlung über Krise und Zukunft der Demokratie or.

Nach einer historischen Einleitung über die Demokratie im orkrieg bis 1914 werden in eindrucks oller Weise die Bedeutung der Kriegsperiode und die ungelösten Probleme der Demokratie in unserer Epoche dargestellt.

Das letzte Kapitel behandelt die Zukunftsaussichten des Kommunismus und die Zukunftsaussichten der Rechtsdemokratie in realistischer Weise. Somarys Schrift ist —

wie er selbst im orwort betont — kein Programm, es ist eine Diagnose und Prognose. Die Diagnose erscheint überaus zutreffend, die Prognose zu bewahrheiten oder zu widerlegen bleibt der zukünftigen politischen Entwicklung orbehalten.

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