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Diskussion um Brecht und Pluch

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Das Linzer Landestheater brachte gegen Ende der Spielzeit eine österreichische Erst- und eine Uraufführung, beide in den Kammerspielen. Alfred Stögmüller führte die Regie in Brechts „Schwejk im 2. Weltkrieg“. Dem Aufbau nach ist es ein echter Brecht, doch nicht in dem penetranten Sinn kommunistisches Lehrstück wie die meisten seiner Dramen. Es ist ein Stück geigen Hitler und den Nationalsozialismus. Hitler tritt allerdings nur gegen Schluß des Stückes auf der Bühne auf, sonst nur in den bei Brecht üblichen Zwischenszenen vor dem Vorhang. Er wird von Theo Maier Körner markant dargestellt. Die Tragik tritt vor allem im zweiten Teil hervor, als Schwejk in Marsch gesetzt wird gegen Stalingrad, das er freilich ebensowenig erreicht wie Hitler selbst. Der erste Teil spielt in Prag und zeigt das Schicksal Schwejks, der immer wieder mit einem blauen Auge davon kommt. Er ist umgeben von Rrechtschen Typen, den einen, die mit .denn „leberleben“ beschäftigt sind, den anderen, die diesen das „leberleben“ schwermachen. Seiner Gegnerschaft gegen Religion und Kirche gibt Brecht, ähnlich wie in seiner „Mutter Courage“, in der Person des Feldkuraten Bullinger Ausdruck. Das personenreichste Stück ist bis zu den letzten Chargen gut besetzt. Hubert Mann läßt in seinem dumm-schlauen Schwejk neben der komischen auch die tragische Note a-ufleuchten. Sein Freund, der „verfressene“ Baloun, wird von Emst Zeller mit diskreter Komik ausgestattet. Maria Falkenhagen ist eine resolute Wirtin, die nach außen das Besatzungsregime respektiert, es in Wirklichkeit aber haßt und sabotiert. Alle weiteren Mitwirkenden, ob auf der Seilte der SS oder der Prager Bevölkerung, erfüllen ihre Aufgaben vorbildlich.

Es ist eine geschlossene Ensembleleistung, deren Wirkung durch das werkgerechte Bühnenbild Heinz Köttels und die Musik Hanns Eislers noch erhöht wird, die beim Publikum gut ankam.

Die Uraufführung stellt im Studio der Kammer spiele ein Stück von Thomas Pluch, einem Wiener Journalisten, „Der Hauptplatz, Komödie in drei Akten“ zur Diskussion. Die Bezeichnung „Komödie“ ist wohl zu hoch gegriffen. Es ist eine Burleske, die deutlich zeigt, daß Pluch zunächst Sketches für das Kabarett schrieb. Einige gute Einfälle reichen nicht für ein abendfüllendes Stück, trotz der eingesetzten guten Kräfte. Gerhard Knick führt die “Regie, Hannes Räder sorgte für ein originelles Bühnenbild. Von den Mitwirkenden seien genannt Norbert Kammil als bestechlicher, doch tätig bereuender Hellseher, Peter Uray als sein unternehmungslustiger Neffe und Helfer, Georg Matthes als selbstbewußter, um seinen Ruf besorgter. Sfadtrat, Angelika Zielke als, „seine von der ersten Liebe erfaßte Tochter, Erika Wolf als Wirtin, die besser ist als sie scheint, Michael Pawlik als verständnisvoller Redakteur, Udo Richter als beutehungriger Reporter, Gustav Dieffenbacher als versoffener Totengräber, Hasso Degner als überlegener Arzt, Berti Halovanic als Frau Totengräber, Maria Hanke als Frau Oberinspektor, Ursula Wondrak als Frau Raiffeisendirektor. Damit ist auch das Milieu des Stückes angedeutet. Alle Darsteller waren bemüht, dem uraufgefüJhrten Stück zu einem Erfolg zu verhelfen. Trotz zweier Entgleisungen, der Einblendung eines Kirchenliedes und von Händels „Alleluja“ an unpassendsten Stellen gab es reichlichen Schlußbeifall des dem Autor sichtlich freundlich gesinnten Premierenpublikums.

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