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Einmal Trost aus dem Film

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Großer Beginn der III. Internationalen Festwoche des religiösen Films

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Großer Beginn der III. Internationalen Festwoche des religiösen Films

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Mit einem vollen, ergreifenden Akkord hat die III. Internationale Festwoche des religiösen Films in Wien (19. bis 26. April 1953) eingesetzt.

„D enn sie sollen getröstet wer-d e n“, ein englischer Film nach dem weitverbreiteten Roman des Superintendenten in Südafrika Alan Paton, stellt den künstlerischen Höhepunkt des in letzter Zeit auffallend häufig behandelten Farbigen-Konfliktes dar. Er bedeutet aber noch mehr die innere Vollendung des Themas, indem er, nach den sehr sauberen weltlich-humanen Versuchen des amerikanischen Films, unerschrocken die Möglichkeit einer rein diesseitigen Lösung verwirft und damit christlicher Sendung von heute und morgen eine ihrer höchsten Aufgaben in der Um- und Neugestaltung der Erde auweist. Es ist schlechterdings unmöglich für einen Menschen auf dieser Welt, heute an diesen Dingen vorbeizuhören. Ein einziger Blick etwa auf die Mau-Mau-Erhebung oder die jüngsten Wahlen in Afrika muß ihm den schauerlichen Abgrund und die Ohnmacht rein säkularer Lösungen zeigen.

Im Vordergrund des Films stehen die Gestalten eines evangelischen schwarzen Landseelsorgers und eines weißen Farmers, die beide erst durch ein fürchterliches Erlebnis — der mißratene Sohn des Reverends tötet in der Stadt den sympathischen Sohn des Farmers, der ein mutiger Vorkämpfer der Rassenversöhnung war, und wird dafür hingerichtet — den Weg zu einander finden. Im Hintergrund türmen sich die riesenhaften Schatten zweier menschlicher Nöte unserer Tage: der unheilvolle Sog der Stadt, der die Seelen und Leiber der Zuwandernden ausbrennt, und die tötende Verachtung, der Haß von Mensch zu Mensch, der zu allen Zeiten ein anderes Gesicht und doch nur immer einen Urheber gehabt hat, den Feind Gottes und allet lebendigen Schöpfung.

Zoltan Korda hat mit diesem Film ein Werk von erschütternder Größe, Zeitnähe und zugleich Dauer geschaffen. Verdient ist diesem Film, der erst zwei Jahre alt ist, aber schon in drei Kontinenten ein starkes Echo gefunden hat, eine Auszeichnung zuteil geworden, die schwerer wiegt als eine ganze Perlenkette von „Oscars“: Der „Goldene Lorbeer“ (eigentlich müßte es eine Dornenkrone sein), mit dem der amerikanische Produzent D. O. Selznick alljährlich den besten menschen- und völkerverbindenden Film Europas ehrt.

Der Reverend Stephen Kumalo des inzwischen verstorbenen Negerdarstellers Canada Lee wird in die großen Gestaltungen der Filmgeschichte durch Jannings, George und Laughton eingehen. Der Film selbst steht mit am Beginn einer ungeheueren Auseinandersetzung, die die Welt von Grund auf verändern kann.

„L e PI a i s I r“, ein französischer Film von Max Ophüls, zieht einen flüchtigen roten Faden durch drei Novellen des bitteren Naturalisten, Pessimisten und Moralisten Maupassant. Das riskanteste Mittelbild, der Ausflug einer Gruppe von Freudenmädchen aufs Dorf, wo eben Erstkommunion stattfindet, ist bei allen Einwänden gegen Einzelnes mit Takt im Ganzen gespielt und scheint uns den Schlüssel zur schwierigen Deutung der nicht ganz klaren Moral des Films zu bieten, nämlich die Irrungen des Pläsiers, des Spiels der Liebe, höherer und höchster Richterschaft zu unterstellen. Der Film weist künstlerisch-formal eine ungewöhnlich kultivierte Handschrift auf.

Der mit großem Aplomb angekündigte Wiener Start des dreidimensionalen Films mit „M e t r o s-c o p i x“ erweist sich als harmloser Spaß mit Effekten, die entweder ins physikalische Laboratorium oder ins Kinderspielzimmer gehören. Sollte sich eine technisch ernster zu nehmende Form dieses Roßtäuschertricks tatsächlich allgemein durchsetzen, würde dies eine neue schwerste Belastungsprobe des seit Ton und Farbe schon stark ramponierten Zivilisationsphänomens „Film“ bedeuten.

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