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Spaniens Paradores: Hotels mit Geschichte

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Wer Spanien besser kennenlernen will, aber an Be-nidorm vorbeifährt und Marbella meidet, ist möglicherweise reif für die ganz spezielle Art, das Land zu bereisen, der nun zwei Autoren sogar einen Bildband gewidmet haben. Nämlich von Parador zu Para-dor. Einst verstand man darunter Pilgerherbergen, heute handelt es sich bei den Paradores um eine Kette von fast hundert staatlichen Hotels, von denen rund die Hälfte in alten Burgen, Schlössern und Klöstern untergebracht ist. Bei uns wird derlei Gemäuer, sofern es der Unterbringung Fremder dient, Schloßhotel genannt und in der Luxusklasse angesiedelt.

Spaniens Paradores hingegen haben bürgerliche Preise, sind dafür aber auch meistens ausgebucht. Die Reise von Parador zu Parador ist daher nicht etwas, was man spontan unternimmt, sondern will mit rechtzeitigen Reservierungen vorbereitet sein. In Paradores wohnen, heißt ge-schichtsträchtig wohnen. Viele sind nicht nur in historischen Gebäuden untergebracht, sondern auch historisch ausgestattet.

Die Moskauer Reiseschriftstellerin Marina Saslawskaja, die sich auch in deutschen Buchverlagen und Zeitschriften etablieren konnte, schrieb, und Hans Siwik fotografierte ein großformatiges, liebevoll ausgestattetes Buch über eine Reihe historischer Paradores. Der Text ist sehr poetisch, „impressionistisch”, die Autorin hat eine Schwäche für Geschichten von Gespenstern und die vielerlei Legenden, die sich um düstere Örtlichkeiten ranken. Sie spickte das Buch mit historischem Background und erzählerischem Lokalkolorit. Mit den handfesten Informationen, auf welche der selbst an einer solchen Reise interessierte Leser Wert legen würde, geht sie etwas sparsam um. Immerhin findet man das Wichtigste in einem Anhang.

Es sind die Bilder, die dieses Buch aus der Menge ähnlicher Bände hervorheben, es zu einem Erlebnis für die Augen machen und im Leser den Wunsch nach einer Entdeckungsreise zu den Paradores entstehen lassen. Sie sind auch der eigentliche Grund, es ihm ans Herz zu legen. Siwik hat ein Auge für dramatische Landschaften, von denen Spanien so viele zu bieten hat. Meisterhaft fängt er die Fülle der Farbschattierungen eines kargen Ackers ein, bändigt er den harten Kontrast zwischen einem roten Berg mit einem einsamen Baum und einem wolkenverhangenen Himmel, läßt er die beleuchteten Fenster eines Gebäudes in Nebelschwaden zerfließen. Zugleich hat er aber auch den Blick für das interessante, aussagekräftige Detail. Die Stimmungen einiger Bilder sind atemberaubend.

Die Eröffnung des ersten Paradors jährt sich nächstes Jahr zum sechzigsten Male, sie stehen unter der besonderen Patronanz des Königs. Sie wurden so über ganz Spanien verteilt, daß man - so heißt es - bequem in einem Tag von einem zum anderen reisen kann. In nicht wenigen Fällen dürfte eher an einen Fußmarsch als eine Autofahrt gedacht worden sein, ganz allgemein ist das Netz (mit wenigen Lücken) ziemlich dicht. Manche liegen irgendwo in der Einsamkeit der Berge, andere mitten in alten Städten, als ideale Standorte für Besichtigungen. Da Saslawskaja und Siwik Paradores in verschiedenen Provinzen besuchten, entstand ein persönliches Porträt des vielgestaltigen Landes, von Santiago de Compostela, der alten Pilgerstadt im äußersten Nordwesten.

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