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„The Hidden King”
Kurz nachdem der „Times Literary Supplement” eine Sondernummer herausgebracht hatte, die dem Thema des „commitment” oder literarischen Engagements gewidmet war, sah man bei den Edinburgher Festspielen ein neues Stück, das zum Engagiertesten gehört, was seit Eliots „Mord im Dom” in englischer Sprache entstanden ist. Was geschah? Das „commitment” blieb unbemerkt oder wurde abgelehnt.
Brecht ist Mode, Sartres „Nekrassov”, von dem sich der Autor inzwischen selbst distanziert hatte, wurde in Edinburgh beifällig aufgenbmmen — aber mit dem eigenen Jonathan Griff in wußte die englische Kritik wenig anzufangen. Und doch ist sein Verborgen.er. König” ein Werk von überragender Wichtigkeit.
Man fand die Form nicht neu genug; beim Inhalt blieb man, wohl auch verführt durch die Farbenpracht der historischen Kostüme, an der Oberfläche.
Die Geschichte handelt (an dieser Oberfläche) von einem wahren Vorfall und jenem Fremden, der sich in Venedig als der auf einem Kreuzzug verschollene König Sebastian von Portugal ausgab. ln „The Hidden King” legitimiert er sich durch Leiden. Das Drama spiegelt einen Läuterungsprozeß, bei dem der von den Portugiesen im venezianischen Exil Anerkannte alle Stufen der geistigen und physischen Auseinandersetzung mit der totalen spanischen Herrschaft durchläuft bis zum Verzicht auf das offenbare Märtyrertum, das sein Volk zu weiteren Opfern veranlassen könnte. Er stirbt am Galgen, nachdem er ein falsches Geständnis abgelegt hat.
Aber diese dürre Inhaltsangabe berührt kaum den eigentlichen Gehalt der Bühnendichtung. Beim Lesen hat die Figur des verborgenen Königs die Kraft eines Mythos. Bei der ganzen Dichtung und bei unzähligen Einzelheiten steht man im Banne des poetischen Symbols, des Beziehungsreichtums. Das Stück handelt von unserer Zeit, stößt vor in den Kern ihrer Probleme. Es mag fast so schwer aufzuführen sein wie Hofmannsthals „Turm” (an den es ebenso erinnert wie an die Bearbeitung des „Geretteten Venedig”). Die Edinburgher Uraufführung hat es Sich und dem Zuschauer gar zu leicht, dem Hörer gar zu schwer gemacht. Die vom Autor selbst vorgeschlagene Kurzfassung der Trilogie wurde einer chronologisch richtigen, künstlerisch falschen Zusammenstellung der spektakulären Szenen geopfert. Das Wort drang nicht durch, das Symbol konnte nicht wirken.
Griffins Sprache ist weniger verhalten als die Hof-, mannsthals, oft didaktischer und somit prosaischer. Trotzdem brauchte die Dichtung einen Dichter als Uebersetzer. Es. ist zu hoffen, daß sie ihn findet: denn sie spräche auf dem Kontinent zu offeneren Ohren als auf der heimischen Insel.
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