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Trilogie menschlicher Freiheit

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DIE GLADIATOREN - SONNENFINSTERNIS - EIN MANN SPRINGT IN DIE TIEFE. Drei Romane von Arthur K o e s 11 e r. Alfred-Scherz-Verlag, Bern. 701 Seiten.

Eine Neuausgabe von drei Romanen Koestlers aus seiner frühen Schaffensperiode. Sein erster und bisher einziger historischer Roman, „Die Gladiatoren“, hat den römischen Sklavenaufstand unter Spartakus im 1. vorchristlichen Jahrhundert zum Thema und kreist um das Problem der Pervertierung der Freiheit durch Gewaltherrschaft und Mißbrauch der Macht. „Spartakus war das Opfer des .Gesetzes des Umwegs' geworden, das den Führer auf dem Weg zur Utopie zwingt, ,aus Mitleid erbarmungslos zu sein'", stellt Koestler in seinem instruktiven Nachwort fest.

In „Sonnenfinsternis“, wohl dem berühmtesten und eindringlichsten Werk Koestlers, schildert er in makabren Szenen das Wesen der totalitären Macht und ihrer Funktionäre. Der Volkskommissar Rubaschow gehört zu jenen Bolschewisten, die ihren letzten Dienst für die Partei darin erblicken, daß sie in Schauprozessen Verbrechen gestehen, die sie gar nicht begangen haben. Aber Rubaschow erkennt zugleich seine wirkliche Schuld, „den Begriff der Menschheit über den Menschen gestellt zu haben“. Und so ist die Rolle des Sündenbocks, die er auf sich nimmt,

doch auch echte Sühne für ein Versagen, um das nur er selbst weiß und für das niemand ihn verantwortlich macht.

Der dritte Roman schließlich, „Ein Mann springt in die Tiefe“, schildert das Schicksal eines jungen Revolutionärs, der den Glauben an die Sache, für die er kämpfte, verloren hat. „Ein Kreuzfahrer, dem sein Kreuz abhanden kam, der aber dennoch ein Kreuzfahrer bleibt.“ Einer, der wider alle Vernunft und opportunistische Logik den schweren Weg wählt, dessen Ziel ungewiß ist. „Alles, was er hoffen konnte, war, daß sein Sprung mithelfen würde, das Ereignis hervorzubringen, von dem man nur in gewissen Momenten sprechen darf …"

Koestler schrieb die drei Romane nach seinem Austritt aus der Kommunistischen

Partei, der er einst beigetreten war, weil er in ihr die einzige Alternative zum Nationalsozialismus sah. Die Trilogie spiegelt seine kritische Auseinandersetzung mit der marxistischen Doktrin, aber auch eigene bittere Erfahrungen wider. Die Problematik zeigt ihn als beredten Gegner jedes Totalitarismus und als scharfsinnigen Diagnostiker der Krisenerscheinungen unserer Zeit. Als einen Diagnostiker allerdings, der zwar die wunden Punkte unserer Zivilisation sehr genau erkennt, aber keine positiven Lösungen anzubieten hat, weil er selbst ein Entwurzelter ist. Ähnlich dem Helden in „Ein Mann springt in die Tiefe“, der „krank“ ist von „der Sehnsucht, für etwas zu kämpfen, das noch nicht besteht“.

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