6618762-1955_50_01.jpg
Digital In Arbeit

ZEHN JAHRE AM PFLUG

Werbung
Werbung
Werbung

Als vor zehn Jahren „Die Furche“ Ihr Erscheinen begann, stellte sie an die Spitze ihrer ersten Nummer die Erklärung: „Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt, will unsere Wochenschrift Furche in dem zu bestellenden Grunde sein.“ Das Vorhaben um die unabänderliche geistige Gesetzlichkeit, unter die das Blatt durch seine Gründer gestellt wurde, bezeichneten dann des näheren folgende Programmsätze:

„In voller Achtung vor der redlichen Ueberzeugung Andersgesinnter wird unsere Wochenschrift zum Gedankenaustausch jedem offenstehen, der mit uns denselben Zielen zustrebt. Wo andere Hah säten und daran waren, Europa in eine wüste Steppe zu verwandeln, will sie zur Sammlung der gesunden Kräfte für die Sicherung der naturrechtlichen Grundlagen der menschlichen Ordnung und zur Erneuerung an geistigem und ökonomischem Volksgut, sozialer und staatlicher Wohlfahrt beifragen. In diesem Sinne wird es unser Bestreben sein, die Wochenschrift im Zeichen Wiener Gastlichkeit zu einem geistigen Treffpunkt zu gestallen, in dem sich schaffende Menschen aus dem Donauraum und der Nachbarschaff begegnen. Besondere Aufmerksamkeit will die Führung der .Furche' den dringenden sozialen Aufgaben, den Fragen des Erziehungswesens und der Schicksalsgestalfung unserer Arbeiter und unserer akademischen Jugend, der Säuberung des gefälschten Geschichtsbildes, der Orientierung über die Erscheinungen des modernen Schrifttums, des Filmwesens und der Künste, zumal auch der Erneuerung unserer schwergetroffenen profanen und kirchlichen Bauten und Kunsfdenkmäler, zuwenden.“

Das war unser Beschluß und unser Gesetz in der „Furche“. Eine kleine Gesinnungsgemeinschaft von Jungen und Alten hatte es einmütig beschlossen. Aus heißem Herzen quoll der Vorsatz: Wir rufen alle Gutwilligen zusammen und pflügen gemeinsam das vom Kriege zerstampfte Feld für ein neues Oesterreich, ein Land der brüderlichen Eintracht und des Gemeinsinns, der Ehrfurcht vor den ewigen Werten. Wir wollen der Welt, die uns Oesterreicher noch Recht und Geltung als freier unabhängiger Staat unter ihrer Vormundschaft vorenthält, zeigen, was Oesterreich ist, kein blofjer historischer Begriff, keine vergilbte Antiquität, sondern auch heute von Blut und Leben erfüllte Wirklichkeit, ohne die Europa und der Friede der Völker im Donauraume auf die Dauer nicht leben kann. — Der Vorsatz entsprang aus lauterer Vaterlandsliebe und dem redlichen Pflichtbewufjfsein christlicher Publizisten, die mit festem Willen entschlossen waren, alles für die Erfüllung ihres Vorsatzes einzusetzen.

Das war vor zehn Jahren. Was dann kam, war österreichi-

sches Schicksal und muhte, nicht ohne gelegentliche Einwände der hohen Kontroliinstanz, mit allen seinen Beschwernissen und Enttäuschungen in dem seiner Freiheit entbehrenden, wirtschaftlich und politisch eingeengten Lande ertragen werden.

Wir sind unserem Vorsatz freu geblieben. Dem Saatbett, das Furche um Furche mit Geduld bereitet wurde, ist dank Gottes Hilfe und mit dem Beistand eines großen, heute weit über Europa hinaus gebreiteten Kreises von Freunden, manche gute Frucht entsprungen. Fast jede Nummer des Blattes gibt von der weltweit gespannten Mifarbeiterschaft und Gesinnungsgemeinde der „Furche“ Zeugnis. Freilich wird der Mensch immer wieder daran erinnert, daß ihn die Begrenzungen seiner Natur überallhin begleiten und so zu ihm gehören, wie es uns allen auferlegt ist.

Was „Die Furche“ war und wollte, das wird sie bleiben. Die ihr gestellte Aufgabe ist Beruf und unabänderlicher sittlicher Auftrag. Seine Lrfüllung folgt innerer Verpflichtung, die in dem befreiten Oesterreich heute größere Wirkweite und größere Verantwortung umschließt.

Befreites Oesterreichl Ihm obliegt viel mehr als die Einlösung der Bestimmungen eines Dokumentes, das für unser Land einen neuen Abschnitt seiner Geschichte eingeleitet hat. Die Last seiner materiellen Bestimmungen bedeutet ein gewichtiges Rechen-exempel, das selbst dem ausgezeichneten Münzwardein der österreichischen Währung nicht sehr leicht fallen mag. Aber unendlich größer ist die Tragweite der ungeschriebenen Normen dieses Vertrages um die Freiheit unseres Landes. Sie sprechen sich nicht in Buchstaben und Ziffern aus, die Bekundung österreichischer Freiheit umschließt für die politischen Willensträger des Landes die unlösbar verknüpfte Verpflichtung, die gewonnene Stellung einer völligen Erneuerung der Lebenskräfte Oesterreichs dienstbar zu machen:

Gesetzgeber, ihr Regenten der Zukunft unseres Volkes, vollzieht das wichtigste, alles andere überragende, das Dasein unseres Volkes entscheidende Befreiungswerk: Nutzet die euch gegebene Macht und Verantwortung, der schleichenden Todes-k.ankheif unseres Volkes, der künstlichen Geburtenbeschränkung und dem Zerfall der Familie Einhalt zu funl

Das Lebensrecht des Kindes und der Familie, die Quelle der Volkskraft und der öffentlichen Wohlfahrt zu sichern, sei die kardinale Aufgabe für heute und morgen!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung