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Auf- und Abrüstung

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Für einen kleinen Oster-reicher, der wegen seiner al-penländischen Neutralität nicht den weltpolitischen Weitblick haben kann wie sein großer, mit der ganzen NATO verbündeter Nachbar aus Bayern, mag vielleicht manches an unserer Wehrpolitik widersprüchlich erscheinen. Aber das scheint nur so.

NATO wie Warschauer Pakt haben doch schon seit fast 40 Jahren beteuert, daß ihre Truppen- und Waffenvermehrung nur ein Ziel hat: die Sicherung des Friedens. Und der jahrzehntelange, teure Wettlauf bei der Aufrüstung hatte doch auch nur einen Zweck, nämlich endlich genug Material für eine Abrüstung zu haben.

So gesehen ist es nur logisch, daß wir jetzt in der Bundesrepublik die Dauer des Wehrdienstes von 15 auf 18 Monate verlängern, während gleichzeitig am Ende der KSZE-Konferenz in Wien schon die nächste Konferenz über Abrüstung und Kontrolle der konventionellen Waffensysteme vorbereitet wird.

Ihr Österreicher könnt dabei nur die Tanzkapellen für den Kongreß und die Bewirtung übernehmen. Schließlich erreicht Eure einsatzbereite Truppenstärke nicht einmal die der bayerischen Feuerwehren, und Eure Wehrdienstzeit reicht allenfalls aus, bis die Stiefel oder die Füße passen und bis entweder der Helm oder Kopf richtig sitzt. Auch die österreichische ,Jorce de frappe“. Eure fliegenden Schwedenhappen, die Draken, sind völlig damit ausgelastet, im österreichischen Luftraum das Gleichgewicht des Schreckens halbwegs gerecht auf die Bundesländer zu verteilen.

Bei uns dagegen ist es so, daß unsere Truppenstärke von rund 500.000 Mann noch aus der Zeit des Kalten Krieges stammt, als uns der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee praktisch noch von Woche zu Woche versprochen wurde. Heute glaubt zwar auch schon längst keiner mehr an eine ernsthafte sowjetische Bedrohung, faber wir müssen eben Mannschaften von einer halben Million Präsenz-Langweilern sparen, sonst haben wir ja für einen Truppenabbau nichts anzubieten.

Das gleiche ist es mit unseren bei der Bevölkerung so umjubelten Tieffliegern. Diese Lärmbornber können erst zurückgepfiffen werden, wenn im Zuge der gegenseitigen Rüstungskontrolle der Warschauer Pakt bereit ist, der NATO endlich ordentliche, militärisch verwertbare Orientierungslandkarten herauszurücken. Dann brauchen unsere Tiefflieger nicht mehr darin ausgebildet zu werden, alle Ortsschilder zu lesen.

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