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BUCHER WURM

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• In der Gestalt des Knaben Thomas, der auf dem Gut seiner Großeltern aufwächst, erzählt der Litaue Milosz seine eigene Kindheit. Er schildert eine unberührte Welt und Menschen, in denen „die Geheimnisse der Landschaft und ihrer Vergangenheit noch unmittelbar wirksam sind". Der poetische Roman, der zwischen den beiden Weltkriegen in einer polnischen Adelsfamilie spielt, läßt deutlich erkennen, daß Milosz vor allem auch ein Lyriker ist.

TAL DER ISSA. Von Czeslaw Milosz. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983.272 Seiten, TB., öS 72.75.

• Die biographischen Fakten des ehemaligen Schreiners aus der Münchner Vorstadt Au, der eigentlich Valentin Ludwig Fey hieß und das Leben eines hypochondrischen, spleenigen Kleinbürgers führte, sind vordergründig nicht gerade spektakulär. Aber das, was sich innerhalb dieser scheinbaren Belanglosigkeiten abspielte, war „das Feuerwerk eines komischen Genies, das alle Grenzen des Vernünftigen sprengte". Amüsant und skurril, wie Karl Valentin selbst, ist auch seine Biographie.

KARL VALENTIN. Eine Biographie. Von Michael Schulte. Verlag Hoffman und Campe, Hamburg 1982. 230 Seiten, geb.. öS ^,50.

• Ein nahezu klassisches Thema der Abenteuerliteratur: Eine Himalayaexpediti-on mit Schilderungen von zermürbenden Märschen, Stürmen und Nachschubproblemen. Das interessante an diesem Buch: Die Expedition bestand ausschließlich aus Frauen, zwei bezwangen den Gipfel, zwei stürzten ab. Der Einbruch von Frauen in eine traditionell von Männern beherrschte Domäne aus dem Blickwinkel einer Frau erzählt — das macht diese Tagebuchaufzeichnungen so reizvoll.

ANNAPURNA. Die erste Frauenexpedition auf einen der höchsten Gipfel der Erde. Von Arlene Blum. Verlag Orac Pietsch, Stuttgart-Wien 1982. 296 Seiten, geb.. öS 228,-.

• Die Geschichte von Willi, dem Lehrer, und Willi, dem Friseur, ist eine Parabel von der alltäglichen Anpassung und dem alltäglichen Widerstand im „Dritten Reich". Beide stehen dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Der eine lehnt es ab, Konzessionen zu machen, der andere paßt sich an. Der Roman, in zwei Teilen geführt, entbehrt nicht gewisser Ironie. Aber er zeigt sich auch ganz offen ratlos, die persönlichen Entscheidungen der beiden Willis zu beurteilen.

DIE STUNDE DER FALSCHEN TRIUMPHE. Von Hans Werner Richter. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983. 204 Seiten. TB. öS 66,90.

• Den Zorn zu bändigen und in radikale Vernunft zu verwandeln." Alles, besonders sein persönlicher Zorn auf die nie aussterbenden, immer wiederkehrenden zukunftsblinden Machthaber, soll in Vernunft verwandelt werden. Das ist, in Variationen, das einzige Thema dieser Essaysammlung: geschrieben von einem „Linksintellektuellen", wie er sich selbst nannte, von dem österreichisch-jüdischen Emigranten Jean Amery.

WEITERLEBEN - ABER WIE? Essays 1968-1978 von Jean Amery. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gisela Lindemann. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1982.317 Seiten, geb., öS 261,-.

Verfasserin dieser Kurzbesprechungen CLAUDIA WILD

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