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Heiligkeit heute? Von Pierre Blanchard. Verlag Herder, Freiburg. 280 Seiten. Preis 12.50 DM.

„Eine Analyse der religiösen Situation im Schrifttum unserer Zeit” will das in guter Uebersetzung uns vorgelegte Werk Blanchards sein, der freilich vor allem das Schrifttum französischer Autoren vor Augen hat. Wer Zeit und Reife besitzt, um den Gedankengängen des Buches überlegend und abwägend folgen zu können, wird es mit Gewinn lesen. Er wird sehen, wie Gott der Herr auch unserer Zeit, gegenüber dem „Sein-wollen-wie-Gott”, der Dämonie aller Zeiten, die in unseren Tagen einen bisher in der Geschichte der Menschheit kaum dagewesenen Höhepunkt erreicht hat, auch heute die Frage nach der Heiligkeit als dem in freier Entscheidung erwählten „Sein-wollen-für-Gott” überall zu wecken weiß und jeden Menschen zur Erkenntnis führen will, daß er nicht „Himmel und Hölle miteinander vermählen”, sondern nur zwischen beiden wählen kann. Der Leser fühlt schließlich die Logik des schwerwiegenden Satzes: „Die einzige Chance des modernen Menschen ist die Heiligkeit. Könnte er das doch begreifenl”

Vergiß die Freude nicht! Von Pius-Aimone Reggio. Verlag Herder, Freiburg. 64 Seiten.

Klar und überzeugend wird dargelegt, daß Freude die Haltung des Christen sein soll, denn echte christliche Freude ist eine Frucht der Liebe, die aus dem Glauben erwächst und auf die Hoffnung sich stützt. Ein feines, sehr lesenswertes Büchlein.

Brevier zum inneren Leben. Von Karl Färber. Verlag J. Knecht, Frankfurt am Main. 276 Seiten. Preis 8.80 DM.

Eine thematisch geordnete Zusammenstellung kurzer Abschnitte aus den besten aszetischen Schriftstellern der Gegenwart und Vergangenheit. Für Priester, Ordensleute und Laien recht ansprechende Kapitel zur Betrachtung und besinnlichen Lesung, wertvoll auch wegen des Hingelenktwerdens auf gediegene aszetische Literatur.

Von der Kunst, Chef zu sein. Von Gaston Courtois. Verlag des Hilfswerkes für Schulsiedlungen, Wien. 192 Seiten.

Es ist zu staunen, daß sich über die auf scharf- nmrissenem Wirkungsfeld stehende Person eines Chefs so vieles schreiben läßt. Was uns da ein Meister der Menschenkenntnis und Welterfahrung sagt, darf als wertvolle Lebensweisheit und Lebens- hilfe angesehen werden. Das sehr gut übersetzte Buch ist weder langatmig noch langweilig geschrieben. Gleichwohl dürfte mancher Leser es lieber zweimal und dreimal durchblättern, wenn der kostbare Inhalt ohne Wiederholungen in gestraffterer Kürze ein paar Druckbogen weniger füllte. Jedenfalls ein Buch, das man allen, die anderen zu befehlen haben, zur Gewissenserforschung aufs Nachtkästchen legen sollte.

Die Last der anderen. Von Boris Simon. F.-H.- Kerle-Verlag, Heidelberg. 372 Seiten.

„Abbe Pierre im Kampf für die Liebe”, nennt der Untertitel diese erste Fortsetzung des Tatsachenromans „Die Lumpensammler von Emmaus”. Sie zeigt, wie das einzigartige Werk des großen Pariser Liebesapostels der Obdachlosen über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus an Bewunderung und Einfluß gewinnt. Die gottbegnadete Einfühlungs- und Schilderungsgabe des Verfassers und das bewundernswerte Geschick des Uebersetzers machen das Buch zur immer neu spannenden Lektüre, zum Ankläger, der nicht verletzt, zum Gewissensaufrüttler, der nicht ruhig bleiben läßt, zum Werbetrommler, der zur jasagenden Stellungnahme zwingt. Es wird auch jedem Laienleser, der eines heilsamen Umdenkens und Umlernens noch fähig ist, ähnlich ergehen wie einem Pariser Pfarrer, der Abbe Pierres Werk erlebte als „eine zugleich erhebende und schmerzliche Offenbarung, der nun trachtete, alle Denkgewohnheiten seines von Verspießerung bedrohten Pfarrerdaseins abzustreifen”, so daß er den Ausspruch wagen zu können glaubte: „Ach, was für arme Luder sind wir doch nach fast zwanzig Jahrhunderten Christentums!” Mit den eindrucksvollen Bildern ein sehr empfehlenswertes Lehrbuch und Bilderbuch der Liebe.

Das verhöhnte Antlitz. Von Maria Winowska. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 324 Seiten. Preis 75 S.

Adam Chmielowski, geboren 1845, verliert mit 17 Jahren als polnischer Freiheitskämpfer ein Bein, macht sich einen Namen als Maler, findet nach einem mißglückten Versuch, Jesuit zu werden, vom Dritten Orden des hl. Franziskus her seine Sendung in der freiwilligen bettlerhaften Armut, wird als Bruder Albert Gründer des männlichen und weiblichen Zweiges der Albertiner, ist als Liebesapostel im Dienste der Ausgestoßenen (in ihnen sieht er das verhöhnte Antlitz Christi) um 1900 der populärste Mann Polens, ist groß als Wundertäter und Mystiker und stirbt 1916 im Rufe der Heiligkeit. Eine in jeder Hinsicht hochstehende Biographie; etwas störend wirkt der oftmalige unrichtige Gebrauch des Wortes „Mönch”. Für einfache Leser ist die Schreibweise der Verfasserin wohl etwas hoch, dafür werden gebildete Kreise sich um so mehr angesprochen fühlen. Bruder Albert von Polen ist ein modernes Beispiel des ewig jungen christlichen Heroismus. Das packendste an diesem Liebeshelden ist „der Heilige”, der dem Leser wirklich lebendig wird und ihn zu überzeugen vermag von der Wahrheit des Satzes: „Heiligkeit ist ansteckend wie Sünde” (Vorwort).

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