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Denkarbeit für die Zukunft: Nieder Österreich '90

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Niederösterreichs Soijalisten diskutieren ein umfassendes Landeskomgpt

Die niederösterreichische SPÖ hat bereits vor Jahren mit dem „NÖ-Plan" als erste Partei ein umfassendes Konzept für dieses Bundesland vorgelegt. Im Frühjahr 1981 ging man daran, in Zusammenarbeit mit rund 250 Experten, Fachleuten und Interessierten, diesem Landeskonzept ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Das Ergebnis der Beratungen in insgesamt 16 Arbeitskreisen wurde auf dem Landesparteitag im Herbst 1981 präsentiert: „Niederösterreich '90" beschäftigt sich mit den Problemen der 80er Jahre.

„Die 80er Jahre werden uns mit einer Fülle von Problemen und Fragestellungen konfrontieren, die es zu bewältigen gilt", so der Landes-parteiobmann der niederösterreichischen SPÖ, Landeshaupt-mannstv. Leopold Grünzweig. „Politik bedeutet dabei nicht bloB, Lösungen für die gestellten Probleme zu finden, sondern vor allem, gestaltend einzugreifen und die Gesellschaft im Interesse aller Menschen weiterzuentwickeln. Voraussetzung dafür ist eine weitblickende Planung und Abstimmung der einzelnen Ziele aufeinander.''

Der seit Ende vergangenen Jahres vorliegende Programmentwurf deckt vor allem die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Soziales ab. Allerdings nicht bis ins letzte Detail. Denn: „Niederösterreich '90" soll unter möglichst breiter Beteiligung der Menschen dieses Landes fertiggestellt werden. „Helfen Sie mit, die Schwierigkeiten der Zukunft zu meistern. Gestalten wir dieses Land nach unseren gemeinsamen Vorstellungen", geht die Aufforderung von Leopold Grünzweig an alle Interessierten. Eine Aufforderung, die sichtlich auf fruchtbaren Boden gefallen ist: Der rund 150 Seiten starke Konzeptentwurf steht seit Monaten im Mittelpunkt engagierter Diskussionen. Aus allen Teilen des Landes langen taglich neue Vorschläge und Ideen ein, und die Resonanz bei den öffentlichen Diskussionsveranstaltungen ist Uberraschend groß.

So etwa in Ybbs, wo das Thema „Umwelt" auf der Tagesordnung stand. Grünzweig, der bisher noch jeder dieser Veranstaltungen persönlich beiwohnte, dazu: „Es ist ungeheuer wichtig, eine Versöhnung zwischen Ökologie und Ökonomie zu erreichen. Es müßte doch möglich sein, gerade den wirtschaftsschwachen Gebieten Niederösterreichs die Chance zu geben, durch Eigenerzeugung von Energie einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung zu leisten und damit einen gesunden Ausgleich der regional spezifischen Lebensbedingungen zu schaffen." In diesem Zusammenhang tauchte auch die Frage auf, ob es nicht sinnvoll wäre, die von den Landesgesellschaften ungenutzten kleinen Wasserkräfte einzusetzen bzw. die Holzabfälle von Sägewerken oder sonstige landwirtschaftliche Produkte zur Energieerzeugung zu verwenden.

Engagiert ging es auch im dichtbesetzten Saal der Arbeiterkammer Korneuburg zu, wo die Podiumsdis-kutanten und Experten während der Debatte zum Thema „Soziales" unisono mit den Anwesenden auf allerlei Mängel und Mißstände im Sozialbereich zu sprechen kamen. Eine wesentliche Quintessenz aus dieser Diskussion: Es sollten in ganz Niederösterreich sozialmedizinische Betreuungsdienste in Form von mobilen Heimhilfen, Altenhelfern und Hauskrankenpflegern In ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden. Die vieldiskutierte Heimhilfe hätte zum Beispiel die Aufgabe, hilfesuchenden Menschen die Weiterführung ihres Haushaltes zu ermöglichen. Familienhilfe sollte im Fall der Erkrankung der Hausfrau und Mutter die Betreuung und Beaufsichtigung der Kinder und des Haushaltes gewährleisten.

Ein drittes Beispiel: Um spezifische Jugendprobleme ging es vor kurzem in St. Pölten. SPÖ-Obmann Grünzweig: „Jugendprobleme sind Probleme der Gesellschaft. Die Jugend ist so gut oder so schlecht wie die Gesellschaft, in der sie lebt." Es liege daher an der Gesellschaft und ihren Institutionen, die Gründe für das Verhalten der Jugend zu erforschen. „So leicht kann man es sich nicht machen, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung umzukehren und der Jugend Vorwürfe über ihr naturgemäß kritischeres Verhalten Mißständen der Gesellschaft gegenüber vorzuwerfen", stellte Grünzweig fest.

Egal, ob es um Wirtschaftsfragen, Wohnprobleme oder um die Themen Energie oder Familie ging, eines konnte man bei jeder dieser Diskussionen feststellen: Immer mehr Niederösterreicher erkennen die Mängel der jahrzehntelangen konservativen Politik in diesem Bundesland. Eine Fülle von Ideen, für die bisher kein Platz war, taucht plötzlich auf. Und immer deutlicher zeichnen sich Lösungen für die grundsätzlichen Fragen der nächsten Jahre ab; Alternativen, um Niederösterreich moderner und menschlicher zu machen.

Der weitere „Fahrplan" der nie-derösterreichweiten Konzeptdiskussion steht fest: Bis zum Sommer dieses Jahres wird die Serie der Niederösterreich-Diskussionen abgeschlossen sein. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine Überarbeitung des Entwurfes. Das fertige Konzept „Niederösterreich '90" soll, so SPÖ-Obmann Grünzweig, im Herbst 1982 der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Bestellen kann man den Konzeptentwurf bei der SPÖ Niederösterreich, Grillparzerstraße 14, 1010 Wien.

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