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Der Weg zum Frieden: Den Haß beseitigen

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Papst Johannes Paul II. setzte dem Weltfriedenstag 1979 das Motto: „Um zum Frieden zu gelangen, zum Frieden erziehen!“ Kardinal Franz König griff den Appell auf und stellte ihn in den Mittelpunkt seiner Rede während der nun schon traditionellen Feierstunde in den Räumen der Internationalen Atomenergieorganisation in Wien.

Der Kardinal wandte sich besonders an die jungen Menschen, bei denen ein neues solidarisches Denken heute überall auf der Welt spürbar werde. Er sprach von ihrer Sehnsucht nach einer neuen Ordnung, von ihrem Bewußtsein der Einheit der ganzen Menschheitsfamilie. Dort aber, wo im Reden und Denken das Feindbild vorherrsche, sei es schwer, der Friedensgesinning zum Durchbruch zu verhelfen. Den Schulen und Medien komme daher zentrale Bedeutung zu. Vor allem in der Schule sollte die

Geschichte nicht mehr als eine Abfolge kriegerischer Heldentaten behandelt werden, statt die Taten der Friedensstifter herauszustellen, meinte der Kardinal. Erfreulich seien die Bemühungen, Verzerrungen und Einseitigkeiten aus den Schulbüchern zu entfernen. Auch die wachsende Bereitschaft

der jungen Menschen, fremde Sprachen zu lernen und in anderen Ländern zu arbeiten, in direkten Kontakt mit Menschen anderer Sprache, Kultur, Hautfarbe und Religion zu treten, diene der Sache des Friedens. Wer

selbst Menschen eines anderen Volkes kennengelernt habe, nicht nur als Tourist, den werde auch eine raffinierte Propaganda nicht so leicht zum Haß verleiten. „Wenn Haß und Mißtrauen einmal beseitigt sind, dann ist der Weg zu Friede, Freiheit und Gerechtigkeit offen.“ In diesem Sinne sei auch der Ap-

pell Papst Johannes Pauls II. an die Politiker zu verstehen, Ehre und Erfolg bei Verhandlungen zwischen gegnerischen Parteien nicht am Grad der Verteidigung der eigenen Interessen zu messen, sondern an der Be-

reitschaft zu gegenseitiger Achtung, Wohlwollen und Brüderlichkeit der Partner, betonte Kardinal König.

Für den Christen sei die Wurzel von Haß, Krieg und Gegnerschaft der Bruch mit Gott und den Menschen, die Sünde. „Aber die Christen wissen auch, daß Christus diesen Bruch geheilt und Versöhnung gestiftet hat.“

Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hob in seiner Ansprache die friedenserhaltende Aufgabe der IAEO und der UNIDO hervor. Noch ganz im Banne der Reise des Papstes nach Mexiko meinte der Bundespräsident, es gäbe manche, die sich eine andere politische Mission des Papstes in Lateinamerika erwünscht hätten. „Aber was gibt es für eine anspruchsvollere Aufgabe für den Stellvertreter Christi, als Bote des Friedens zu sein?“

Der Respekt vor dem Andersdenkenden heiße, Diener des Friedens zu sein, nicht als Begründer der Wahr-

heit, sondern als ihr Bote aufzutreten. Worte der Ermahnung seien notwendig, sie können sogar Ansporn sein. Es komme jedoch darauf an, nicht nur zu reden, sondern auch danach zu handeln. Das eigene Beispiel sei noch immer das stärkste Erziehungsmittel, im Kleinen wie im Großen. Der Bundespräsident zitierte Teilhard de Chardin, daß sich dieses Beispiel nicht darauf beschränke, ob einer Christ sei, nicht einmal auf den Glauben an Gott komme es dabei an. „Das betrifft alle Menschen, alle Staaten und alle Nationen, bei denen der Glaube an die Zukunft, an den Menschen überwiegt.“

Doch der Christ habe auch das Gebet. Der Bundespräsident schloß mit einem Gebet von Thomas Suavet: „Herr, schenke uns jene Liebe, die den Willen zur Gerechtigkeit in uns trägt, denn ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden.“

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