Greifbare Visionen einer digitalen Welt

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Angesichts der Hitze den Gedanken zu verdrängen, dass künftig jeder Sommer so und schlimmer wird, hilft wenig. Was wirklich hilft, ist: neue Wege wagen, für andere einstehen, Gemeinschaft. Ein Plädoyer.

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Angesichts der Hitze den Gedanken zu verdrängen, dass künftig jeder Sommer so und schlimmer wird, hilft wenig. Was wirklich hilft, ist: neue Wege wagen, für andere einstehen, Gemeinschaft. Ein Plädoyer.

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Die sommerlichen Hitzewellen beunruhigen uns gleich mehrfach: Klarerweise sind sie ein Hinweis auf die Klimakrise, in der wir uns befinden. Und sie erinnern uns daran, dass wir gemeinsam noch nicht geklärt haben, wie wir darauf reagieren. Wie bekämpfen wir sie? Wird die Bekämpfung uns arm machen? Und werden andere Länder, die weitermachen wie bisher, wirtschaftlich an uns vorbeiziehen? Oder macht uns das Ignorieren erst recht arm, und bleiben wir irgendwann auf unserer fossilen Technologie sitzen, während man anderswo saubere Energie in die ganze Welt verkauft?

Beunruhigend ist auch, wie gefährdet der gesellschaftliche Zusammenhalt scheint – Unruhen in Frankreich, diktatorische Verhältnisse in Ungarn, extremistische Parteien, denen es ums Unruhestiften geht, in Deutschland und Österreich. Nicht zu reden von einem nahen Krieg. Dazu kommt, dass die Klimakrise schon heute gesellschaftliche Spannungen vergrößert. Dürren und Naturkatastrophen treffen vulnerable Gruppen am schlimmsten, der Schaden ist ungerecht verteilt.

Strom vom eigenen Dach

Es liegt an uns, eine Gesellschaft zu schaffen, die uns gut gefällt. Ich lade Sie ein, kurz in sich zu gehen und sich eine ideale Gesellschaft vorzustellen. Es sind vielleicht eher nur Bilder, von grünen Auen, von Wasser, von Ruhe. In meiner idealen Welt verwirklichen sich drei Elemente:

  • Füreinander Sorge tragen. In der Welt, in der wir leben möchten, kümmert man sich umeinander. Wir sorgen gemeinsam für die, die Hilfe benötigen. Und dürfen uns gleichzeitig auch bedürftig zeigen, weil wir wissen, es kümmert sich jemand auch um uns.
  • Neues wagen dürfen. Sich angenommen fühlen. Jeder und jede darf Fehler machen. Wir sind rege, wir sind lebendig, wir trauen uns, Dinge auszuprobieren. Die perfekte Welt nimmt uns mit unseren Fehlern und Fehleinschätzungen an und lässt uns mutig sein.
  • Gemeinsam sein. Das Wichtigste für den Menschen ist die Gemeinschaft. Solange man nicht allein ist, hält man fast alles aus.

Wir werden so bald nicht auf grünen Auen lagern. Aber als Christinnen und Christen haben wir den Auftrag, das uns Mögliche zu tun, um dem guten Leben möglichst nahe zu kommen. Und anhand der drei Begriffe Anwaltschaft, Avantgarde, Vergemeinschaftung wird die Vision handfest und greifbar – so greifbar, dass man heute schon anfangen kann.

Die Avantgarde verlangt ein neues Denken von uns. Wir stehen vor vielen Herausforderungen. Wir dürfen uns aber darauf verlassen, dass der Mensch gerne Dinge ausprobiert. Denn: Es braucht neue Muster. Und es gibt sie. Dezentral denken ist ein Beispiel dafür. Wir waren es in den letzten fünfzig Jahren gewohnt, alles zentral zu bekommen: Energieversorgung, Essen vom Supermarkt. Das ändert sich in den letzten Jahren, auch unterstützt durch die Digitalisierung. Es gibt heute eine Vielzahl an Anbietern, die etwa Produkte von Bauern anbieten, ohne lange Lieferwege, dezentral organisiert, regional, saisonal. Energiegemeinschaften sind ein weiteres Beispiel für das neue Denken. Oder den eigenen Strom auf dem eigenen Dach zu produzieren, selbst zu nutzen oder zu verkaufen.

Wir brauchen solche neuen Ideen, und ich glaube, wir alle können ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem sie wachsen können. In einer idealen Welt (also die mit den grünen Auen) probiert man neue Ideen einfach aus.

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