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„Eigener Stil“

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Nach einjähriger Amtszeit hat Präsident Ford Zwischenbilanz gezogen. Er ist überzeugt, der Präsidentschaft durch seine Diplomatie deutlich seinen eigenen Stil aufgeprägt zu haben und erwartet sich speziell von der Außenpolitik Pluspunkte, wenn er sich 1976 den Wählern stellt.

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Nach einjähriger Amtszeit hat Präsident Ford Zwischenbilanz gezogen. Er ist überzeugt, der Präsidentschaft durch seine Diplomatie deutlich seinen eigenen Stil aufgeprägt zu haben und erwartet sich speziell von der Außenpolitik Pluspunkte, wenn er sich 1976 den Wählern stellt.

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Für seine Botschaft über die Lage der Nation an den Kongreß im kommenden Jänner hat Präsident Ford bereits angekündigt, daß er darin „die langfristige Marschrichtung“ für sein Land skizzieren und seine detaillierten Vorstellungen über die Zukunft Amerikas in innen- und außenpolitischen Bereichen entwickeln wolle.

Seinen eigenen Worten nach hat der Präsident im vergangenen Jahr sehr viel Zeit darauf verschwendet, die Wirtschaftsprobleme des Landes in den Griff zu bekommen und „das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Weiße Haus wiederherzustellen“. Trotz dieser umfangreichen innenpolitischen Aktivität war er aber darauf bedacht, der internationalen Rolle der USA konsequent Nachdruck au verleihen und die amerikanische Politik auf das Ziel einer friedlicheren, stabileren und mehr kooperativen Welt auszurichten.

Dieser Zielsetzung zugrunde liegt Fords Uberzeugung, daß es im Atom-zeitalter keine vernünftige Alternative zu einem auf gegenseitige Zurückhaltung abgestimmten Verhältnis zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion gibt. Um das Risiko eines nuklearen Infernos einzudämmen, reiste Präsident Ford im vergangenen November nach Wladiwostok, wo er und P&rtei-ohef Breschnjew prinzipielle Ubereinstimmung über ein Abkommen erzielten, das erstmals eine numerische Begrenzung für nukleare Offensivwaffen auf beiden Seiten vorsieht. Im vergangenen Monat, als sich die beiden Staatsmänner in Helsinki wieder begegneten, berichteten sie von ermutigenden Fortschritten in Richtung auf dieses Ziel, und trotz noch ungelösten technischen Problemen besteht Hoffnung auf den Abschluß eines derartigen historischen Abkommens noch in diesem Jahr.'

Dieses und andere Abkommen mit der Sowjetunion — über Handel, Medizin, Umweltschutz, Zusammen^ arbeit im Weltraum, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch — sind Ausdruck der Entschlossenheit der Regierung Ford, zusammen mit anderen am Prozeß der Entspannung weiterzuarbeiten. Gleichwohl gibt sich der amerikanische Präsident keinen Illusionen über mögliche Nachteile der Entspannungspolitik hin und hat es daher auch nicht dazu kommen lassen, daß Washington über der Notwendigkeit von Vereinbarungen mit Moskau die Pflege traditioneller Bündnisse mit alten Freunden, notabene Westeuropa und Japan, vernachlässigt. Dies beweisen seine Erklärungen anläßlich des Brüsseler NATO-Gipfeltreffens im Mai wie auch seine jüngste Begegnung mit dem japanischen Ministerpräsidenten Miki.

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