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Ein Zentrum für die UNO oder für Bruno ?

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Konferenzen mit einer Teilnehmerzahl von mehr als 2500 Delegierten werden immer seltener werden und sicher die Ausnahme darstellen. Die Manager von Konferenzzentren täten gut daran, sich daran zu orientieren und ihre Pläne entsprechend zu ändern. Funktionelle Konferenzzentren mit Platz für bis zu 600 Personen und mit kleineren Konferenzräumen, könnten für Organisatoren attraktiver sein als gewaltige Paläste."

Diese Worte stammen immerhin aus dem Mund von Bohdan Lewandowsky, Generalsekretär-Stellvertreter der Vereinten Nationen, und schon vom 13. November 1980.

Sie sind Munition für die Gegner des geplanten Konferenzzentrums bei der Wiener UNO-City, das, abgesehen von allen anderen Aspekten (Arbeitsplatzsicherung, Kosten), in der vorgesehenen Größenordnung offenbar gar nicht gebraucht wird.

Bekanntlich plant Architekt Johann Staber ein Zentrum mit einer Kapazität von 5900 Teilnehmern (darunter einen Plenarsaal mit entweder 2200 Plätzen an Tischen oder 3000 Plätzen in Sesselreihen).

Dagegen soll eine Studie des Wiener Außenministeriums (so ,JDie Presse") einen deutlich geringeren Bedarf ermittelt haben, Dem inzwischen nach Bern abgegangenen Botschafter Werner Sauter zufolge würden die UN im Donaupark nur einen Plenarsaal für maximal 2000 Delegierte und zwei Säle für je 600 Teilnehmer benötigen.

Fest steht, daß die derzeitigen Konferenzmöglichkeiten in der UNO-City mit einer Plenarkapa-zität von 325 Plätzen (so UNIDO-Informationschef Eberhard Stro-hal) den Bedarf nicht decken können, daß man mit größeren Konferenzen immer wieder in die Hofburg ausweichen muß beziehungsweise solche erst gar nicht nach Wien bekommt.

Fest steht aber auch, daß große europäische Kongreßzentren, etwa Berlin (jährlich rund 250 Millionen Schilling Verlust), Belgrad, Hamburg und Genf, bei weitem nicht ausgelastet sind und äußerst unwirtschaftlich arbeiten.

Man darf nicht übersehen, daß sich das Kongreßgeschehen zunehmend aus Europa verlagert hat. 1954 veranstaltete Europa noch 75 Prozent der internationalen Kongresse, 1974 nur mehr 65 und 1979 nur mehr 56 Prozent: Ein Trend, der unter einem Peruaner an der Spitze der UNO kaum geändert werden dürfte.

Natürlich geht es nicht nur um UNO-Konferenzen, die nur zehn Prozent aller Tagungen ausmachen, sondern auch um alle anderen Großkongresse. Das geplante UNO-Konferenzzentrum sollte ja neben der UNO-City auf österreichischem Territorium stehen und in der Zeit, in der kein UNO-Be-darf herrscht, für andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen.

Alles in- allem nimmt die Zahl der Konferenzen allgemein zu, die Zahl ihrer Teilnehmer aber ab. Es hieße also, völlig am Markt vor-beizuproduzieren, würde man diesem Trend nicht Rechnung tragen und einen Konferenzzentrumbau ganz auf die seltener werdenden Mammutkonferenzen abstimmen — abgesehen von der Frage, ob nicht ab einem bestimmten Punkt die Effizienz einer Konferenz mit der Zahl ihrer Teilnehmer abnimmt.

Entgegen den Behauptungen, die Wiener Hofburg sei bereits total ausgebaut, wird dort derzeit der Festsaal um 200 bis 300 Plätze auf eine Kapazität von 1500 Personen erweitert; auch andere Verbesserungen sind im Gange.

Hofburg-Chef Ernst Stock sieht allerdings die Notwendigkeit, daß Wien einen Konferenzsaal mit einem Fassungsvermögen von 2500 Personen bekommt. Er plädiert für den Ausbau des Messepalastes.

Für diesen liegt ein Konzept der Wiener Architektengruppe Re-quat & Reinthaler vor: Konferenzsäle für 3000,1200 und 700 Teilnehmer, daneben ein eigener Küchenbereich für 3000 Personen, ein neues Kino und ein Museumsbereich mit insgesamt 7500 Quadratmeter Nutzfläche.

Dieses Projekt würde 1,5 Milliarden Schilling kosten, mit den 500 zusätzlichen Millionen zur Auflösung der Verträge für das Zentrum bei der UNO-City (das bekanntlich 7,5 Milliarden verschlingen würde) noch immer viel günstiger als jenes, rechnet Wiens VP-Chef Erhard Busek vor.

Eine weitere Alternative zur gegenwärtigen Planung wäre natürlich eine Sparvariante des Staber-Projektes.

Was mehr gelten wird, die Wirtschaftlichkeit des Projektes, der Bedarf der UNO und anderer Kongreßveranstalter, oder der Wunsch des Bundeskanzlers—mit einem Wort, ob es um ein Zentrum für die UNO oder für Bruno geht - bleibt nunmehr abzuwarten.

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