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Eine Woche. Weltpolitik"

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• nbsp;Der irakisch-iranische Konflikt nahm in der vergangenen Woche an Härte zu (u. a. setzten die Iraker erstmals massiv Boden-Boden-Raketen gegen zivile und militärische Ziele ein), dennoch kam es zu keinen allzu spektakulären Froritverschie-bungen. Indes hat dieser Konflikt sehr wohl die Fronten innerhalb der arabischen Welt geklärt: Auf der Seite Iraks stehen eindeutig Jordanien und Saudiarabien sowie die arabischen Golf-Emirate. Hingegen unterstützen Libyen und Syrien (dessen Staatschef Asad am 9. Oktober in Moskau mit Kreml-Boß Breschnew einen syrisch-sowjetischen Freundschaftspakt unterzeichnete) die revolutionären Mullahs in Teheran - angeblich sogar mit Waffenlieferungen. Bagdad brach deshalb am 11. Oktober zu Tripolis, Damaskus und zum kommunistischen Nordkorea die diplomatischen^ Beziehungen ab.

• nbsp;Die deutsch-deutschen Beziehungen haben sich in der vergangenen Woche abrupt verschlechtert, nachdem die DDR angekündigt hatte, die Mindestum-tauschsätze für Besucher aus der Bundesrepublik, Westberlin und dem westlichen Ausland im Reiseverkehr vom 13. Oktober an pro Tag und Person auf 25 Mark (175 öS) zu erhöhen. Besonders hart trifft diese Maßnahme die Rentner, die vom Zwangsumtausch nun nicht mehr befreit sind. Bonn interpretierte diesen jüngsten Coup des Ostberliner SED-Regimes als Verstoß gegen die KSZE-Schlußakte von Helsinki und will diese Angelegenheit auch bei der KSZE-Folgekonferenz in Madrid zur Sprache bringen.

• nbsp;Innerhalb der polnischen KP ging in dei vergangenen Woche das große „Sauber-Machen" weiter. Auf einen einstündigen Warnstreik von Zehntausenden Arbeitern am 3. Oktober, um die Regierung zur Einhaltung der im letzten August gegebenen Versprechen zu bewegen, folgte am 6. Oktober der Ausschluß von sieben Mitgliedern der ehemaligen Führung aus dem Zentralkomitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei. Am 8. Oktober schließlich bildete Ministerpräsident Josef Pinkowski seine Regierung um. Auf seinen Vorschlag hin berief das Parlament zwei neue Vizepremiers und sechs neue Minister. Außerdem wurde die Oberste Kontrollkammer, eine Art Rechnungshof, wieder unter die Aufsicht des Parlaments (Sejm) gestellt.

• nbsp;Die tschechoslowakische KP fürchtet offensichtlich, daß die „polnischen Ereignisse" in ihrem Herrschaftsbereich nicht ohne Folgen bleiben könnten. Diesen Eindruck gewannen jedenfalls politische Beobachter von einer dreitägigen Tagung des KP-Zentralkomitees in Prag. Einmal, weil CSSR-Pre-mier Strougal ausdrücklich von einer besseren Versorgung mit Konsumgütern sprach (gewiß, um den polnischen Entwicklungen vorzubeugen), zum anderen, weil das Plenum seiner ungewöhnlich kritischen Analyse der Wirtschaftslage des Landes zustimmte. Das Prager Regime will damit potentiellen Kritikern offensichtlich Wind aus den Segeln nehmen.nbsp;

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