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Eine Woche Weltpolitik

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• Kanzler Bruno Kreisky heimste sich während seines viertägigen offiziellen Besuches in Ägypten ein recht schmeichelndes Kompliment von Gastgeber Anwar-as Sadat ein: Präsident Sadat nannte Kreisky einen „viel besseren Experten in Palästinenserfragen“ als er selbst sei. Was freilich nicht bedeutet, daß er die Ansichten des österreichischen Regierungschefs zum Palästinenser-Problem in allen Belangen teilt - im Gegenteil: Während Kreisky die PLO-Mannen als die einzigen Vertreter des palästinensischen Volkes ansieht, will Sadat in einer künftigen Palästinenser-Regierung neben allen Fraktionen der PLO auch die in den besetzten Gebieten und in arabischen Ländern lebenden Palästinenser vertreten sehen. Sadat bestätigte, daß er im Sommer voraussichtlich nach Salzburg kommen und dort mit dem Führer der israelischen Arbeiterpartei, Shimon Peres, Zusammentreffen wird.

• Wojciech Jaruzelski (57) wurde auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Das krisengeschüttelte Polen erlebte damit den vierten Ministerpräsidenten-Wechsel binnen eines Jahres. Die Ernennung General Jaruzelskis, der auch die Aufgaben des Verteidigungsministers weiterhin wahrnehmen wird, soll wohl nach innen wie nach außen (insbesondere nach Moskau, Prag, Ost-berlin) eine neue (militärische) Qualität der polnischen Führung signalisieren. Dem Wunsch des neuen Ministerpräsidenten, eine dreimonatige Konsolidierungsphase ohne Streiks einzuhalten, will sich die unabhängige Gewerkschaft „Solidarität“ allerdings nicht beugen. Denn: „Solidarität kann der Regierung keine Blankoscheck-Garantie geben, solange sie nicht weiß, welche Absichten diese hat.“

• Die Bewegung der blockfreien Staaten hat - darüber sind sich die politischen Beobachter einig - auf ihrem am 12. Februar in Delhi zu Ende gegangenen Außenministertreffen an Profil und an Glaubwürdigkeit gewonnen. Kuba, Vietnam und andere mos-kauhörige Mitgliedsländer der Bewegung mußten in umstrittenen Fragen deutlich zurückstek-ken. Gegen deren Widerstand einigten sich die Konferenzteilnehmer auf eine Abschlußerklärung, in der ein Abzug ausländischer „Kräfte“ aus Afghanistan und Kambodscha gefordert wird. Unverkennbar, daß in vielen Staaten der Dritten Welt ein Umdenkungsprozeß bezüglich der „friedliebenden“ Sowjetunion eingesetzt hat…

• Die deutschen Sozialdemokraten sind eifrig bemüht, die in letzter Zeit innerhalb der Partei entstandenen Risse zu kitten. Am 11. Februar trat in Bonn der SPD-Bundesvorstand zu einer Sondersitzung zusammen und präsentierte im Anschluß daran ein Fünf-Punkte-Programm. Die SPD bekennt sich darin u. a. zur Regierungsverantwortung und Koalition mit der FDP, erklärt sowohl den Bau des umstrittenen Kernkraftwerkes Brockdorf wie eines alternativen Kohlekraftwerkes für zulässig und spricht sich für eine restriktive Handhabung des Waffenexportes aus.

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