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FILM

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Neue Filme sprießen üppig aus dem Boden, es sind aber leider keine edlen Frühlingsblüten darunter. So hat es ein fast dreißig Jahre alter Streifen relativ leicht, qualitativ der Spitzenreiter im Angebot der Premieren und offiziellen Reprisen zu sein.

1948 drehte Anatole Litvak, gebürtiger Russe, der in den dreißiger Jahren vorwiegend in Frankreich, kurzfristig aber auch in Österreich gearbeitet hat, seinen Ruhm jedoch in vielen Hollywood-Jahren erwarb, den Film „Die Schlangengrube“. Der Streifen wirkte damals geradezu als Sensation, weil er erstmalig einen realistischen Einblick in die Welt der Geisteskranken gab. Inzwischen hat man jedoch intensivere und differenzierte Darstellungen dieses traurigen Milieus gesehen, man denke nur an „Ekel“ oder „Einer flog über das Kuckucksnest“. So wirkt „Die Schlangengrube“ heute als Geschichte einer Frau, die durch Kindheitstraumata belastet ist, nach kurzer Ehe nervlich zusammenbricht und ihr Gedächtnis verliert, in einer Klinik nach Behandlung mit E-Schocks durch liebevolle ärztliche Betreuung nach Monaten schließlich gesundet und zu ihrem Gatten zurückkehren kann, heute relativ zahm und simpel. Das nach dem gleichnamigen Roman von Mary Jane Ward verfaßte Drehbuch läßt allzu einseitig Sigmund Freud als geistigen Paten erkennen, was die in manchen Phasen antiquiert und kitschig wirkende Regie noch penetrant unterstreicht. Die Darsteller der Nebenrollen bleiben zumeist blaß, und selbst die seinerzeit so faszinierende Olivia de Havilland wirkte heute etwas äußerlich.

Was den Film trotz aller dieser al- tersbedingtep Einwände heute 1 noch über den Durchschnitt erhebt und 'bemerkenswert macht; Sind die thematischen Impulse. Es geht hier um das unabdingbare Vertrauen eines Patienten zu seinem Arzt und zu seinem Nächsten, aber auch um das Ethos df s Mediziners, für den ein Fall der eine und wichtige oder eben nur einer von Tausenden sein kann. Auch Fragen der Spitalsverwaltung, des Bettenmangels und des Verhältnisses zwischen Pflegepersonal und Patienten werden einbezogen.

Eine geradezu teuflische Ausgeburt krankhafter Drehbuchphantasie ist der amerikanische Thriller „Hexensabbat“ .Der Film sucht mit einer im heutigen New York spielenden Story die Abstrusitäten von „Der Exorzist“ und „Das Omen“ noch zu übertreffen, indem er das okkulte Phänomen der Wiedergeburt beschwört, es jedoch an Mördern simplifiziert, die ihr zweites Leben teilweise als Priester und Nonnen führen. Die kirchliche Staffage wird nur zu bösartiger Verzerrung mißbraucht, jegliche Menschenwürde durch die skrupellose Ausschlachtung von blutigen Effekten, Perversität und nicht zuletzt durch die Präsentation eines ganzen Reigens Verkrüppelter und Mißgebildeter kaltschnäuzig mißachtet.

Zukunftsvisionen sind heute ein durchaus legitimer Bestandteil der Kinoprogramme geworden. Der amerikanische Streifen „Future- world - das Land von übermorgen“ schließt an die seinerzeitige Utopie „Westworld“ an und hat von dort noch Yul Brynner für eine kleine Rolle entlehnt. Zwei Journalisten kommen in das Ferienland Delos, das von diabolischen Kräften gelenkt wird und in dem Roboter vielfältige Wünsche der Gäste erfüllen. Bei riesigem Aufwand an technischen Spielereien wird viel Fiction mit wenig Science in einem mäßigen Action-Film geboten.

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