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FILM

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Recht unprätentiös, aber dafür ehrlich und ambitioniert, präsentiert sich der deutsche Film „Johnny West“, mit dem seinem Autor-Regisseur Ronald Koller ein vielversprechendes Debut gelungen ist. Der Titelheld ist ein „Rao- die“: ein junger Mann, der bei berühmten Profis der Pop-Musik als Hilfskraft arbeitet - einfach, um in diesem Beruf etwas zu lernen. Der unstete Jüngling, der dabei von Stadt zu Stadt ziehen muß, will bei seiner Musik bleiben, während sein Mädchen bürgerliche Geborgenheit sucht. Der Konflikt zwischen beruflichem Erfolg und privatem Glück ist von Koller subtil herausgearbeitet, wie ihm überhaupt jene Diskretion zu eigen ist, die vielen seiner deutschen Regiekollegen mangelt Er bietet dem Zuschauer keine Lärm- und Sexorgie und entwirft doch - zumindest für den in dieser Unterhaltungsbranche weniger Versierten - ein glaubhaftes Bild der deutschen Pop-Szene, das bei gut zwei Stunden Länge allerdings etwas zu langatmig geraten ist.

Revue-Nostalgie

In meiner Kindheit war „Broadway Melodie 1936“ ein echter Kassenschlager. Damals hatte man allerdings auch noch das ungetrübte Vergnügen, fast alle ausländischen Filme in untertitelter Originalfassung zu sehen. Heute hat man zwar leichter Zugang zu allen Weltsprachen und Weltteilen, aber Verleiher und Kinobesitzer nehmen davon so gut wie gar nicht Notiz. „Broadway Melodie“ gab es ab 1927 viele Male, aber die „36er“ ist so etwas wie der klassische Jahrgang. Man hat nicht stumpfsinnig Schlager aneinandergereiht, sondern sich sogar eine kleine Handlung um ein Mädchen vom Lande, das nach Jahren in New York einen inzwischen zum Show-Regisseur avancierten Jugendfreund trifft und trotz der Intrigen eines Sensationsjoumalisten bei ihm Karriere macht, einfallen lassen.

In den Hauptrollen agieren Eleanor Powell, ein großer Revuestar von einst, mit den damals unumgänglichen Spitzenqualitäten als Tänzerin und Sängerin, Robert Taylor, der Beau seiner Epoche, und der Komiker Jack Benny. Man registriert weiters - in einer bildlich wie tonlich vorzüglichen Kopie - reiche Ausstattung, den musikalischen Evergreen „You are my lucky star“ und einige gute humoristische Pointen, aus denen vor allem eine köstliche Schnarchernummer hervorragt.

Sicher liegt auf dem 40 Jahre alten Streifen einiges an stilistischer Patina, aber als Beispiel dafür, mit wieviel Liebe und Sorgfalt man damals Kinounterhaltung machte, ist er zweifellos ansehenswert.

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