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Gesundgebetete Konjunktur
Obwohl sich die Auftragslage in den ersten drei Monaten des Jahres 1971 wiederum etwas gebessert hat, ist in den amerikanischen Managements die Bereitschaft, Prophet zu spielen und sich über die Entwicklung der kommenden Monate zu äußern, eher noch geringer geworden. Vorherrschende Meinung: Es wird besser oder auch nicht. Um selber keine Ansicht zum besten geben zu müssen, zitiert man gerne andere, freilich namentlich nicht genannte Leute, die der Ansicht seien, die von Nixon gesetzten Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur hätten bereits genügt. Oder sie hätten nicht genügt, was die meisten für gleichbedeutend mit dem Schlittern in ein neues Wellental nach kurzer Konjunkturerholung halten.
Obwohl sich die Auftragslage in den ersten drei Monaten des Jahres 1971 wiederum etwas gebessert hat, ist in den amerikanischen Managements die Bereitschaft, Prophet zu spielen und sich über die Entwicklung der kommenden Monate zu äußern, eher noch geringer geworden. Vorherrschende Meinung: Es wird besser oder auch nicht. Um selber keine Ansicht zum besten geben zu müssen, zitiert man gerne andere, freilich namentlich nicht genannte Leute, die der Ansicht seien, die von Nixon gesetzten Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur hätten bereits genügt. Oder sie hätten nicht genügt, was die meisten für gleichbedeutend mit dem Schlittern in ein neues Wellental nach kurzer Konjunkturerholung halten.
Leichtes Verwundern erregte darum eine vom Handelsministerium veröffentlichte Statistik, die offizielle Erwartungen, betreffend die Wirtschaftsentwicklung des laufenden Jahres, wiedergibt und in rosigsten Hoffnungen schwelgt. Demnach sieht sem Gebiet erwartet man sich, wenn sich die zahlreichen auf diesem Gebiet zuständigen Behörden tatsächlich zu einem gemeinsamen Beschluß durchringen, der die im Straßenverkehr gegenwärtig geltenden, höchstzulässigen Längen- und Breitenausdehnungen der Fahrzeuge hinaufsetzt.
Die Steigerung der Arbeitseinkommen auf dem Bausektor (21 Prozent), die die Regierung erwartet, könnte sogar eine realistische Ziffer sein, denn auf kaum einem anderen Gebiet machen sich die inflationistischen Tendenzen derart stark bemerkbar. 1971 soll der Bau von nicht weniger als 1,7 Millionen Gebäuden begonnen werden, neben privater Baulust soll in nicht geringem Maß die Tendenz, der Konzerne und Mittelfirmen, die Ballungszentren der Großstädte zu verlassen, zu diesem Boom beitragen. Immer mehr Verwaltungsgebäude entstehen in vorstädtischen Gebieten, immer mehr Firmen übersie- deln in die noch nicht so überlasteten Städte des Südens und Westens. Eines der größten Projekte, das World Trade Center in New York, geht nichtsdestoweniger an der Südspitze von Manhatten seiner Fertigstellung entgegen und wird trotz der eingeplanten unterirdischen Abstellplätze ein Verkehrserreger ersten Ranges werden. Die beiden Bürotürme werden das jetzt höchste Gebäude der Welt, das Empire State, in den Schatten stellen. Doch ein noch höherer Bau in Chikago ist bereits geplant.
Immer mehr Menschen, die immer mehr arbeiten, sollten auch immer mehr telephonieren, weshalb die drei neuen Satelliten der Intelsat-Serie nicht nur die Telephonkapazität zwischen den USA und dem Rest der Welt vervierfachen werden, sondern, so hofft die Regierung, auch den Umsatz der Fernmeldebranche (und zwar schon 1971) hinauf treiben sollten. Man rechnet mit einer Umsatzausweitung von zwölf Prozent. Spitzenreiter des erhofften Booms: Neben Auto- und Lastwagenbau, Hochbau und Schiffbau (15 Prozent!) verspricht der Handelsminister auch der Plastikdndustrie und den Herstellern medizinischer Geräte Umsatzsteigerungen von je zwölf und acht weiteren Industrien solche von zehn bis elf Prozent. Leider ohne Garantie, was als erheblicher Schönheitsfehler empfunden wird.
Die weniger eindrucksvollen Umsatzvoraussagen in der Größenordnung von fünf Prozent abwärts spie-
geln, seiltet wenn sie eintreffen,, keine echten Mengenzunahmen mehr, sondern eher Preissteigerungen und somit inflationäre Tendenzen. Die Amerikaner werden also, wenn sie sich erwartungsgemäß verhalten, zwar „moderner“ essen (plus neun Prozent für Tiefkühlkost) und mehr lesen (sieben Prozent), mehr saufen (sechs Prozent) und allenfalls mehr photographieren (fünf Prozent), aber weder mehr Zigaretten noch mehr Brot konsumieren.
Eine einstige große Börsenhoffnung erwartet Enttäuschungen. Den Herstellen! elektronischer Komponenten verspricht sogar der Handelsminister nur noch ein Prozent Umsatzzuwachs. Grund: Die Computerhersteller erzeugen die Komponenten selbst. Ihnen soll dieses Jahr ein Mehr von elf Prozent bescheren.
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