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Grabtuch-Vision
In den Visionen der Anna Katharina Emmerich über Jesu Tod ist auch vom Grabtuch und seinem weiteren Schicksal die Rede. Dadurch könnten neue Perspektiven entstehen.
In den Visionen der Anna Katharina Emmerich über Jesu Tod ist auch vom Grabtuch und seinem weiteren Schicksal die Rede. Dadurch könnten neue Perspektiven entstehen.
Unser Erkennen gleicht einem kleinen Scheinwerfer, den wir auf eine weite Landschaft richten. Den angestrahlten Ausschnitt, der aus unserer Begrenztheit resultiert, für umfassend zu halten, ist zwar töricht — aber wir tun es dennoch laufend. Der Natur der Sache nach werden wir immer wieder auf Phänomene stoßen, die in den Scheinwerferkegel unseres begrenzten Erkennens (unserer derzeitigen Schulweisheit) nicht passen.
Die Beschäftigung mit der speziellen Relativitätstheorie macht den Weg frei, Menschen zu akzeptieren, deren außerordentliches (atypisches) Erkennen über Raum und Zeit hinausgreift. Naturwissenschaft und aus Raum und Zeit ausbrechendes Erkennen (Vision) sind keine unversöhnlichen Gegensätze mehr.
Gott verblüfft uns immer wieder, indem er grenzüberschreitende Erkenntnis jenen gibt, die nicht voller Hahnenstolz den mühsam eroberten Kreis ihres intellektuellen Scheinwerferkegels umschreiten und verteidigen, sondern bescheiden und mit reinem Herzen offen sind.
Die Botschaft der Geburt des Herrn an „primitive“ Hirten, die Erkenntnis der großen Mystiker, die Anrufe der Mutter Gottes an eine bescheidene Katharina La-boure (Paris 1830) und an Kinder und Jugendliche (La Salette 1846, Lourdes 1858, Fatima 1917, Medju-gorje seit 1981) passen in dieses Muster.
Die normale Reaktion auf die Gabe grenzüberschreitenden Erkennens ist stolzes Sich-Versperren jener, in deren Schulweisheit es nicht paßt. Daher scheint es Gott zu gefallen, einfache Menschen, die atypisches Erkennen haben dürften, als Werkzeuge einer besonderen Botschaft nach ihrem Tode fallweise durch Unverweslichkeit auszuzeichnen.
Der Sinn dieser „Vorgangsweise“ ist einleuchtend: Wir erhalten hiedurch post mortem den deutlichen Hinweis, daß die betroffenen Personen eine zu beachtende (außerordentliche) Botschaft zu transportieren hatten.
Dieses Verteidigen des „Scheinwerferkegels“ scheint mir der Schlüssel zu dem Triumphgeheul zu sein, das zum zweiten Male in diesem Jahrhundert ausbrach, als man sich in der Lage sah, das Phänomen des Leichentuchs von Tu* rin durch das Ergebnis eines Radiokarbontestes wegzuwischen.
Wieso die Differenz zu den erwarteten Ergebnissen des Radiokarbontests?
Nun, Karlheinz Dietz (FURCHE 42/1988) hat bereits die mangelnde absolute Schlüssigkeit der C-14-Analyse aufgezeigt. Forschungsergebnisse müssen immer interdisziplinär im Zusammen-' hang gesehen werden. Den Ergebnissen des Radiokarbontests widersprechen die Erkenntnisse anderer Disziplinen.
Es wäre auch zu prüfen, ob es durch die außerordentlichen Vorgänge um das Tuch zu einer Verschiebung des Isotopengemisches kommen kann, obwohl dies sehr unwahrscheinlich ist (neuere Biomasse im Gewebe aus dem Brandereignis).
Vielleicht gibt es aber noch mehr Überraschung. Atypisches Erkennen deutet darauf hin:
Anna Katharina Emmerich (gestorben 1824), ein einfaches Bauernmädchen, das später Augustiner Chorherrin wurde, hatte die Gnade, das Leben Christi in allen Details zu sehen. Sie hatte auch die Gabe, Reliquien als echt oder unecht ansprechen zu können, und war auch imstande, kon-sekrierte von anderen Hostien zu unterscheiden. Sie wurde in dieser Fähigkeit kritisch auf die Probe gestellt.
Im „Bitteren Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ (Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1950, S. 328f.) wird folgende Version festgehalten:
„Als sie nun alle den Leib des Herrn weinend umgaben und abschiednehmend um ihn her knieten, zeigte sich ein rührendes Wunder vor ihren Augen: die ganze Gestalt des heiligen Leibes Jesu mit allen seinen Wunden erschien auf der Oberfläche des Tuches, das ihn bedeckte, braunrötlich abgebildet... Ihr Staunen war so groß, daß sie das Tuch nochmals öffneten, und es war
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