Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Heißer Herbst
Den haben nicht die Meteorologen vorausgesagt, sondern die Journalisten. Die wissen es oft bessert
Mit Herbst verbindet man sonst meist das Einbringen der Früchte, mehr Ruhe, Erntedank. Davon wird in diesem Herbst nur wenig zu spüren sein. Vieles ist anders als bisher, schier unlösbare Probleme stehen an.
Mazowiecki wird in Polen versuchen müssen, Kreis und Quadrat zur Deckung zu bringen. Gorbatschow braucht zu den guten Noten im Ausland mehr Akzeptanz und erste Erfolge im eigenen Land.
Und in der Kirche?
In Wien wird sich am 23. September das Diözesanforum konstituieren. Wird es zur Entspannung beitragen oder wird sich noch mehr Unausgesprochenes aufstauen? Im Priesterseminar beginnt eine neue Mannschaft. Neue Akzente der Priesterausbildung wurden angekündigt, aber noch nicht dargelegt. Die Bischofskonferenz wird unter dem Druck großer Erwartungen und mancher Drohungen ihren Sozialhirtenbrief erstellen.
Im selben Herbst wird ein neuer Nuntius kommen, ein guter Kenner der Kirche von Österreich. Wo er ansetzen wird und wie ihm der so notwendige Dienst an der Einheit gelingen mag?
Ein heißer Herbst und viele, schwer lösbare Probleme! Um sie doch zu lösen, ist unter anderem folgendes nötig:
Gemeinsamkeit. Einer allein kann es nicht, weder in Polen noch in Österreich. Gemeinsamkeit entsteht durch Gesprächsbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen. Verschiedene Meinungen müssen kein Zeichen von Gegnerschaft sein, sondern können sehr befruchten. „Räte“ bedeuten keine falsche „Demokratisierung'' der Kirche, sondern helfen, Meinungen zu bilden, Entscheidungen vorzubereiten und letzte Verantwortung mitzutragen.
Offenheit. So viel wird heute gemunkelt, gerätselt und befürchtet, weil Absichten und Pläne zuwenig durchschaubar sind. Offenheit steckt an, macht einen selbst und andere weit. Und es ist allemal noch biblischer, sich in „Freimut“ zu äußern, als in falscher Demut zu schweigen.
Zuversicht. Jesus spricht gerne von der wachsenden Saat, nur die unvernünftigen Jünger wollen das Unkraut gleich mit dem Weizen ausreißen. Nicht alles von früher ist schlecht. Gerade im Herbst sollte man die reifen Früchte nicht übersehen. Und was nun zur Lösung ansteht? Für Gott ist kein Ding unmöglich. Und doch wäre es vermessen, ihm alles selbst zu überlassen. Er will es nicht ohne uns tun. Er will, daß alle Begabungen, die er geschenkt hat, zu seiner Ehre zur Entfaltung kommen.
Ein heißer Herbst. Eine große Herausforderung für jeden von unsl
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!