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Hoffnung in den Randzonen

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Im Waldviertel bewirtschaften rund 22.000 Bauern überwiegend im Zu- und Nebenerwerb ihre Betriebe, die im Durchschnitt 14 Hektar nicht übersteigen. Drei Hektar davon sind Wald. Das landwirtschaftliche Durchschnittseinkommen liegt um 50.000 Schilling pro Jahr und Betrieb.

Die nahe Grenze zur CSSR, die kleinbäuerlichen Verhältnisse und das als rauh bezeichnete Klima prägen den Waldviertler in einer oft resignierenden Weise. Aber das Waldviertel ist „Natur“ und wird^.nicht zuletzt mangels rauchender Fabrikschlote und großer Ballungszentren von Horst Knapp als das letzte Erholungsgebiet Europas bezeichnet.

Die derzeit aktuellen Agrarprobleme haben einen wesentlichen Einfluß auf die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Wald viertel. Die agrarpolitische Sackgasse, in der sich die Landwirtschaft insgesamt befindet, trifft die Problemregion Waldviertel doppelt hart.

Allerdings: alle bisherigen Vorschläge, die Probleme zu lösen (Düngemittel Verteuerung, Flächenstillegung, strenge Kontingentierung), werden in Kleinbetrieben und in Betrieben in Ungunstlage kaum oder nicht wirksam. Jene Landwirte werden dadurch sogar benachteiligt. Als Mehrheit finanzieren sie die Überschüsse verursachende Minderheit mit.

Die landwirtschaftliche Fachschule Edelhof bei Zwettl will ihren Schülern eine fundierte land wirtschaftliche Fachausbildung geben. Zusätzlich fühlt sie sich auch verantwortlich dafür, nicht nur den Schülern und Absolventen, sondern auch der ganzen Region Hoffnung und Impulse für ein wirtschaftliches und soziales Überleben zu geben.

Auf rund 80 Parzellen werden in Edelhof seit einigen Jahren verschiedenste Kulturen (Heil- und Gewürzpflanzen, Mohn, Lein) hinsichtlich ihrer klimatischen und produktionstechnischen Eignung für einen Anbau im Waldviertel getestet.

Im Herbst 1984 wurde der „Verein zur Förderung der Sonderkulturen im Wald viertel“ gegründet, der seither breite Aktivitäten in diesem landwirtschaftlichen Spezialbereich setzen konnte. Der Verein hat 450 Mitglieder. Die Zahl ist ständig steigend, denn das Interesse, auf neue Produktionssparten umzusteigen, ist bei einer entsprechenden Absatzorganisation sehr groß.

Folgende Vorgangsweise hält der Verein grundsätzlich ein:

• Beobachtung des Marktes: Was wird gekauft, welche Qualitäten werden gewünscht, wer handelt diese Ware?

• Anbauversuch: wenn positiv, dann

• Abschluß eines Vertrages und Preisfestsetzung: der Verein tritt als Vermittler auf zwischen Produzent und Abnehmer;

• laufende Betreuung und Beratung der Landwirte;

• Mechanisierung:möglichst handarbeitslose Produktion, überbetrieblicher Maschineneinsatz;

• Organisation von Anbau, Pflege und Ernte;

• Übernahme des Erntegutes: Qualitätskontrolle, Trocknung, Reinigung, Abpackung;

• Kennzeichnung der Ware mit Produzentennummer.

Diese Kleinalternativen sind zwar agrarpolitisch wenig wirksam und nehmen auch nicht allzu- viele Flächen aus der Getreideproduktion. Sie haben aber einen enormen einkommenspolitischen Vorteil. Pro Flächeneinheit kann das zwei- bis siebenfache Einkommen erwirtschaftet werden.

Neben den pflanzlichen Alternativen gibt es auch solche in der tierischen Sparte (Qualitätsenten und -gänse, Schafe, Pferde). Zu erwähnen sind auch noch die Hackschnitzelgemeinschaften und sanfte Fremdenverkehrsalternativen.

Der Verein hat auch im Zusammenwirken mit der Schule Edelhof einen Prüfraum ausgestattet, wo vor allem qualitative und zum Teil quantitative Bodenuntersuchungen durchgeführt werden.

Durststrecken und Rückschläge dürfen bei dieser Arbeit nur immer wieder neuer Ansporn zum Weitermachen sein. Die vielen Erfolge und das Vertrauen der Bauern bestätigen dies.

Der Autor ist Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof und Landesbeauftragter für das Waldviertel.

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