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Je nach „Waffenmix“ ...

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Im Jahre 1985 legte Ashon Carter vom Office of Technology As-sessment (Studienausschuß des amerikanischen Kongresses, Red.) in Washington den ersten Kostenansatz für den Aufbau eines Raketenabwehrsystems im Weltraum vor:

Falls die gegenwärtigen technologischen Kriterien bis 1995 Gültigkeit behalten sollten, daß keine Durchbrüche zum Beispiel beim Röntgenlaser möglich sind, müssen doppelt so viele Such- und Zielverfolgungssensoren und mehr „Battie Stations“ (Abwehrsatelliten) im Weltraum installiert werden als 1983 geplant waren - das heißt etwa 160 statt 24. Dies bedeutet auch einen wesentlich höheren Software- und Rechnerbedarf und vermehrte Ren-dundanz. Daher werden derzeit Gesamtkosten von etwa 1.600 Milliarden Dollar auf gegenwärtiger Wertbasis veranschlagt.

Ashon Carter wies jedoch darauf hin, daß bei einem Verzicht auf eine 90- bis lOOprozentige Abwehrforderung an das System einerseits und einer wesentlichen Erhöhung der Trefferwahrscheinlichkeit sowie einer wesentlich höheren Computer- und Ausfallsicherheit andererseits eine

Kostenreduktion auf 800 bis 1000 Milliarden Dollar möglich wäre. Auch andere Forschungsinstitutionen haben nun die Kosten für ein derartiges System - je nach Waffenmix und Technologieeinsatz - mit ähnlichen Beträgen berechnet.

Ein solches Abwehrsystem kann etwa ab dem Jahr 1995 aufgebaut werden, wobei die Realisierungsphase etwa zehn bis 15 Jahre beanspruchen und damit Kosten von 60 bis 100 Milliarden Dollar jährlich bedeuten würde. Einen großen Teil machen Produktions-, Systemfunktions- und -integrationskosten einschließlich Software und Kosten für Trägerfahrzeuge aus. Darin stecken auch hohe Kosten für Löhne und Gehälter. Auch die reinen Produktionskosten wie Energie, Rohstoffe, Hi-Tech-Engineering und Robotereinsatz fließen in die Binnenwirtschaft zurück. Die Frage nach Spin-off-Effekten (zivile Nutzbarmachung, Red.) ist indessen noch nicht ganz abschätzbar (siehe Kasten).

Ein Problem stellt sicherlich die Art der Finanzierung dar. Staatliche Kreditaufnahme bei der Notenbank führt zur Geldschöpfung mit der Gefahr der nachfolgenden

Inflation. Kreditaufnahme bei den Geschäftsbanken führt einerseits zur Kreditverknappung gegenüber anderen Kunden, mit Sicherheit aber zu höheren Zinsraten, womit zunächst Inflation nicht auszuschließen wäre. Allerdings könnte auch der gegenteilige Effekt eintreten. Die Rüstungsindustrie wird zurn Wirtschaftsmotor.

Bei 1.000 Milliarden Dollar geschätzten Gesamtkosten auf zehn Jahre aufgeteilt würde SDI etwa 100 Milliarden Dollar pro Jahr erfordern (zur Zeit hält das Verteidigungsbudget bei rund 300 Milliarden Dollar pro Jahr). Das System wäre somit finanzierbar.

Ein großes, finanziell ebenfalls noch ungeklärtes Problem ist aber auch noch, wie man mögliche Reparaturarbeiten, Ersatzteillieferungen, Austausch von Geräten etc. bei den entsprechenden Waffen durchführen soll. Ob man dazu bemannte Raumfahrtstationen im All unterhalten oder die Geräte auf die Erde zurückholen muß oder kann und was dieses Problem finanziell bedeutet.

Der Autor ist Referatsleiter für Luftkriegswesen in der Landesverteidigungsakademie in Wien.

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