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KEIN NACHFOLGER AM HOF

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(cg)-Er ist Bauer im Marchfeld, seid Betrieb 56 Hektar groß, davon die Hälfte gepachtet. Bisher hat die Familie den Betrieb zu dritt betreut: das Ehepaar und der älteste Sohn. Solange die übrigen Kinder noch in die Hauptschule gingen, haben auch sie geholfen. Der Hof betreibt nur Ackerbau, keine Viehzucht. „Bis vor drei Wochen hatte ich noch eine Kuh. Sie war die einzige im Dorf. Aber weil einige die Milch geschätzt haben, hab' ich halt bisher die Kuh gehalten," erzählt der Bauer.

Das Einkommen hat in den letzten Jahren eindeutig stagniert. „Es geht sogar zurück." Da hilft auch der Umstieg auf Aiternati vproduk-te nichts. „Alternativkulturen muß ich ja zu einem gewissen Prozentsatz anbauen. Da gibt es Vorschriften. Bei mir waren es also Sonnenblumen. Da mußte ich eine Beregnungsanlage kaufen: 300.000 Schilling, keine Kleinigkeit."

Dererste Versuch zur Änderung der Produktionsstruktur bestand im Anbau von Raps. Zwei Jahre lang ging das ganz gut. Aber dann war es aus. Dann wurden Sonnenblumen und Sojabohnen versucht. „Das war für uns Neuland. Wir hatten keine Erfahrung damit. Da sind wir Versuchskaninchen. Aber wenn ich Getreide verkaufen will, muß ich auch einen Teil Alternativen anbauen. Die sind zwar gestützt. Aber wenn der Ertrag gering ist - und genau so war es -schaut auch nichts dabei heraus."

Gibt es denn da keine Beratung? „Mit der Beratung ist es ganz schlecht. In jeder Hinsicht. Auch beim Einsatz der Gifte. Der Produktenhändler schaut halt ins Heftl... Aber das kann ich auch." Eine persönliche Beratung wäre dringend notwendig.

Aus dem bisherigen Trott auszusteigen ist ihm nicht gelungen. „Ich habe es mit ein paar Joch probiert, wollte Erdäpfel biologisch anbauen. Die Ernte war miserabel. Alles ist im Unkraut erstickt. Eigentlich hab' ich schon resigniert. Die drei, vier Jahre, die ich noch Bauer bin, wird es schon gehen. Ich versuche zwar weniger zu spritzen..."

Das älteste seiner fünf Kinder hat zwar die Ackerbauschule erfolgreich absolviert, die Gehilfenprüfung gemacht, aber er zieht es vor, sich umschulen zu lassen: auf Maschinenschlosser. Landwirtschaft habe keine Zukunft.

„Da hab ich also fünf Kinder -und zum Schluß wird keines davon Bauer... Unsere Produkte werden immer billiger: der Weizen, die Rüben. Und die Jungen sehen halt: Wenn sie wo angestellt sind, da verdienen sie einen fixen Betrag. Aber als Bauer sind sie von so vielem abhängig. Nicht nur vom Wetter."

Ob er eine Ausnahme sei, frage ich. „Was ich bei uns sehe: Der Trend geht weg von den Bauern -hin zum Großbetrieb. Bei uns hören jedes Jahr ein paar auf. Und es gibt eine Reihe von Auslaufbctrie-ben ohne Nachfolger." Die jungen Leute gehen nach Wien arbeiten. Sie pendeln.

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