6937411-1983_14_23.jpg
Digital In Arbeit

Lpannungeu aus halten

Werbung
Werbung
Werbung

Mein Leben lang habe ich gehofft, daß alles anders wird, daß das Blatt sich wendet, aber nichts dergleichen geschieht“, sagte eine ältere Frau nach einer Predigt zum großen Thema des Katholikentags, zum Thema Hoffnung.

Warum fühlt sie sich existenziell - um kleine Hoffnungen und um die Hoffnung ihres Lebens- betrogen? Warum ist sie so verbittert und resigniert?

Wann überhaupt ist die Gefahr der Resignation besonders groß? Wenn einer sich, statt aus der Hoffnung zu leben, Illusionen macht.

Illusion ist der Traum von einer schönen Zukunft, für die die Gegenwart keine Rolle spielt, von einer besseren Welt, die mit unserer Umwelt nichts gemein hat.

Hoffnung aber ist Spannung zwischen „schon“ und „noch nicht“, Hbffnung spannt den Bogen zwischen heute und morgen, bezieht Gegenwart und Vergangenheit in die Zukunft ein.

Illusion ist Flucht, auf der einer meint, alles fallen lassen zu können, was ihn bedrängt.

Hoffnung ist Weg, auf den man mitnimmt, auch was schwer ist, um es zu einem Ziel zu bringen. Wer auf dem Weg ist: aus der Isolation zur Gemeinschaft, vom Ich zum Du, von der Feindschaft zur Versöhnung, aus der Schuld zur Vergebung, ist immer der Spannung zwischen Anfang und Ende ausgesetzt.

Vielleicht gelingt es, sich dieser Spannung ganz bewußt zu stellen, sich einzulassen auf Sinn und Inhalt der Eröffnungsfeier dieses Katholikentags in Wien.

Vielleicht gelingt es darüber hinaus - das wäre eine wesentliche Frucht dieses Festes -, die Spannung auszuhalten, anstatt ihr auszuweichen, wenn wir uns Konflikten im Alltag stellen müssen: in einer frustrierenden Umwelt, im Miteinander, in uns selbst. Viele Konflikte lassen sich bereinigen, wenn man sie erst einmal angeht, statt sie zu verdrängen. - Andere aber bleiben bestehen. Mit diesen zu leben, muß nicht immer nur Einschränkung bedeuten, sondern kann auch Chance für persönliches Wachstum sein.

Akzeptieren können, daß mein Leben nicht dadurch lebenswert wird, daß es konfliktfrei verläuft, sondern, wenn es mir gelingt, den Sinn zu sehen und etwas daraus zu machen, heißt, meinen Weg der Hoffnung gehen!

Eva Petrik ist Stellvertretende Vorsitzende des Katholikentages

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung