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Märtyrer der Kirche werden verleugnet

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Das in Moskau gegründete „Christliche Komitee für die Verteidigung der Rechte der Gläubigen in der UdSSR“ hat sich in einem Schreiben an das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Demetrius von Konstantinopel, gewandt und auf die bedrängte Lage der Christen in der Sowjetunion verwiesen. In dem Brief wird die Hierarchie der russisch-orthodoxen Kirche beschuldigt, die Situation der Kirche und der Gläubigen in öffentlichen Erklärungen wissentlich falsch darzustellen.

Besonders scharf kritisiert das Komitee die Erklärung des Moskauer Patriarchen Pimen vom vergangenen Jahr, in der es geheißen hatte: „Wir stellen mit großer Befriedigung fest, daß die Rechte und Freiheiten der

Bürger in der Verfassung verankert sind und daß sie effektiv respektiert werden.“ Daß diese und andere offizielle Stellungnahmen des Patriarchats zu dieser Problematik nicht den Tatsachen entsprächen, sei offenkundig, und auch das Patriarchat selbst wisse dies sehr genau.

Außerdem werfen die Unterzeichner - darunter der Priester Gleb Ja-kunin - der Hierarchie vor, kein „Charisma“ zur Verbreitung des Glaubens an den Tag zu legen und „Märtyrer und Verteidiger der Freiheit der Kirche“ im Stich zu lassen, ja zu verleugnen. Der russische Episkopat vernachlässige seine pastorale Pflicht, „zu Gunsten des Volkes zu intervenieren“. Er erweise sich als taub „gegenüber den Bedürfnissen und Leiden seiner geistlichen Söhne“. Die Folge davon sei eine „tiefgreifende Erosion des pastoralen und kirchlichen Gewissens“.

Zur Untermauerung seiner Anschuldigungen führt das Komitee zahlreiche Fälle von antikirchlichen Maßnahmen und Diskriminierungen von Gläubigen sowie Verletzungen der einschlägigen Gesetze durch die sowjetischen Behörden an. So werde bestimmten kirchlichen Gemeinschaften selbst das Recht auf Existenz verwehrt Die Wiedereröffnung zahlreicher Kirchen werde verweigert, obwohl die gesetzlich dafür vorgeschriebenen Unterschriften vorlägen. In letzter Zeit verlangten die Behörden von den Seelsorgern auch immer häufiger die Tauflisten, was zur Folge habe, daß die Eltern und Taufpaten in vielen Fällen administrativem Druck ausgesetzt würden.

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