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Zufrieden war man nach dem Rezessionsjahr 1967 mit dem Fremdenverkehrsjahr 1968 auch im fremdenverkehrspolitischen Ausschuß der Bundeskammer. Kommerzialrat Lissbauer sprach, von einer günstigen Entwicklung des Ausländerfremdenver- verkehrs. 7,4 Prozent betrug die Zunahme bei den Ausländerübernachtungen. Dagegen fuhr Herr Österreicher mehr ins Ausland und überließ sein Land den Gästen aus der Bundesrepublik Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und aus Übersee. 4,2 Prozent Rückgang bei den Inländerübernachtungen geben ein beredtes Zeugnis davon.

Nach den Briten werden nunmehr aber auch die Franzosen bei Auslandsreisen sparen müssen. Wieweit sich das für den österreichischen Fremdenverkehr auswirkt, ist noch nicht genau abzusehen. Denn das Reiseland Österreich gilt in westeuropäischen Gefilden noch immer als ausgesprochen preiswert. Das bewiesen die Gäste von den britischen Inseln, die trotz Devisensperre in größerer Zahl nach Österreich kamen (+5,4 Prozent).

Der österreichische Fremdenverkehr wird allerdings in den nächsten Jahren sehr vorsichtig planen müssen, will er weiterhin einen Aufwärtstrend oder zumindest ein Halten der bisherigen Frequenz verzeichnen. Preiserhöhungen müssen hier ebenso vermieden werden wie ein Nachlassen in der Werbung. Vor allem aber wird man die Strukturschwächen beseitigen und die Qualität der Fremdenverkehrsbetriebe anheben müssen. Denn der Gast aus dem Ausland, der heute aus Deutschland, aus den Beneluxstaaten, aus den USA, aus Großbritannen und aus den romanischen Ländern zu uns kommt, ist aus seinen gastronomischen Betrieben und seinen Hotels schon an gewisse Qualitätsmaßstäbe gewöhnt. Die Zeit, wo man alle Mansarden anbringen konnte, ist endgültig vorbei, die Ausländerübernachtungen in Privatquartieren sind sogar rückläufig.

Die Devisensparmaßnahmen verschiedener europäischer Länder sollten dem österreichischen Fremdenverkehr aber auch zeigen, daß in Hinkunft nur das beste und preisgünstigste Angebot Chance auf Interesse und Erfolg hat.

Der Österreicher selbst aber soll angesichts der Tatsache, daß die Einwohner anderer Länder schon nicht mehr so großzügig ins Ausland reisen können, bedenken, daß auch der Urlaub im eigenen Land seine Reize hat.

Der österreichische Fremdenverkehrsbetrieb im einzelnen und der Wirtschaftszweig im gesamten sollte aber neben intensiven Werbemaßnahmen um den deutschen Gast mit der harten DM auch den guten Schilling nicht vergessen. Vielleicht sollten auch die Salzburger, Vorarlberger und Tiroler wieder dazu übergehen, dem Österreicher die Speisen in Schilling und mit österreichischen Bezeichnungen zu präsentieren.

Denn schon morgen könnte mancher Hotelier froh sein, daß der Herr aus Wien statt des Monster aus „France” und dem Mister aus „Great Britain” die Zimmer füllt.

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